Live at the Parkhouse

Der Grazer Stadtpark hat was und das Parkhouse Café in seiner Mitte auch. Sonntags ab 18 Uhr gibt es Live Musik – dem alternativen Publikum entsprechend Indie Bands, wie letzten Lazy Sunday (das Programm wurde witterungsbedingt von Sonntag auf Montag verschoben) –  zwei heimische Outfits, The Tiptoes und Saint Chameleon.

lazy_sundays

Aufgrund des Montag-Termins konnte nur ein Teil der Band um die Sängerin Miriam Bichler auftreten (die ich wegen des wunderschönen Badetages am Lake Schwarzl  versäumt habe), dafür durfte man zu Bandleader Luka Sulzers aktueller Besetzung (ohne Francesco Doninelli und Lukacz Custos, dafür mit neuem Schlagzeuger und Klarinette/Saxofon) auch einen schnellen Shag (den Swing-Tanz aus den 1930er und 1940er Jahren) tanzen.

Saint Chameleon arbeiten übrigens bereits im Studio an ihrem Debütalbum, das Anfang 2018 erscheinen wird.

Still Waters

Tommy kenne ich schon seit der Schulzeit. Wir haben damals Am Stadlgrund 13, im Haus meiner Eltern, miteinander musiziert. Davon gibt es sogar noch eine Aufnahme auf einem 18cm Spulen-Tonband. Aber diese Zeiten liegen Jahrzehnte zurück. Tommys Mutter war meine Deutsch-Lehrerin und Frau Professor Moretti mitverantwortlich für meine Liebe zum Buch. Ihr Sohn hätte am liebsten eine Karriere als Musiker eingeschlagen, damit aber seine Mutter enttäuscht, also hat er studiert und einen Brotjob an der Meduni. Seiner Leidenschaft mit der Musik ist er jedoch in verschiedenen Formationen treu geblieben. Seine jüngste Band nennt sich Still Waters, Sponsoring mit einem Mineralwasser-Produzenten steht noch aus.

Stille Wasser sind tief, heißt es.

Davon überzeugen die vier Musiker, deren Akustik-Instrumente den unplugged Stil der Band ausmachen: Alfred Valta, Bass, Thommy Puch, Schlagzeug, Perkussion, Thomas „Tommy“ Moretti, Gesang, Gitarre und Julia Sammer, Gesang, Geige. Die Lieder sind allesamt Eigenkompositionen von Moretti und Valta in englischer Sprache und philosophieren in langsamen Balladen wie auch schnellen Beats mehr oder weniger tief über das Leben. Alle vier beherrschen ihr Handwerk und das mit 22 Stücken abendfüllende Repertoire würde durchaus schon ein Debut-Album hergeben.

Einziger Kritikpunkt meinerseits war der Einsatz der beiden Singstimmen. Obwohl Sammer gut mit Moretti harmoniert, fand ich die junge Frauenstimme in den Soli unpassend. Schließlich sind es Morettis Lyrics – als Sänger ist er viel zu bescheiden. Schon in seinen früheren Bands dominierten die weiblichen Stimmen, nun sollte er endlich den Mut haben, sich selbst als Singer/Songwriter zu präsentieren und damit seinen Liedern ein unverkennbares Markenzeichen zu verleihen. Sammer glänzt ohnehin mit ihrem Violinspiel.

Das Konzert war der diesjährige Auftakt der von Werner Zinkl organisierten Veranstaltungsreihe „Kultur im Grünen“ im Ragnitzbad. Das Grazer Ragnitzbad wurde im Jahre 1929 errichtet, und war bis 2013 das einzige, in privatem Besitz befindliche, öffentliche Freibad von Graz. Knapp drei Millionen Euro hat die Stadt in den Kauf und in die Sanierung der Anlage investiert; sie wird von Barbara Zinkl gepachtet und liebevoll gepflegt.

Die Still Waters Fangemeinde war sehr zufrieden, durfte einmal mitsingen und bedankte sich mit kräftigem Applaus. Weitere Veranstaltungen – www.ragnitzbad.com

Über die Band – www.stillwaters.at

 

All that Jazz

Berndt Luefs Jazztett Forum Graz ist ein fester Bestandteil der hiesigen Jazzszene, Luef selbst ein Urgestein. Wir kennen einander seit Jahrzehnten und ich habe schon einige Berichte in Gangway Music Reviews über seine Musik verfasst. Über die zehn hervorragenden Jazzmusiker, allesamt Profis mit eigenen Bands oder im Musikunterricht, braucht man nichts mehr zu sagen, auch deren Schrullen (wie barfuß auf der Bühne zu stehen) sind bekannt.

Für mich bislang unbekannt war Dorothea Jaburek, eine sehr sympathische kleine Frau mit großer Stimme, die ich auch deshalb erwähne, weil sie nach der Show meine Frage sofort spontan mit einem JA beantwortet hat, ob sie mit uns bei Parkinsong Duets mitsingen würde.

Hier eine Hörprobe, fünf Minuten Live Mitschnitt von gestern Abend, „Between the Walls“, von der gleichnamigen CD, den ich mit meiner nagelneuen ultrakleinen Canon IXUS 190 aufgenommen habe. Viel Vergnügen.

Dorothea Jaburek ist auf Facebook und hat eine ausführliche „hörbare“ Website – www.dorotheajaburek.com

Jazz & Wein Leibnitz 2016

The Arrival: Chico Freeman (Tenor Saxophon) und Heiri Känzig (Bass) | Videos © Gerald Ganglbauer

Das Programm des Internationalen Jazz Festival Leibnitz “Jazz & Wein” von 13.-16. Oktober ist einen Besuch mit dem neuen Shuttlebus-Service wert. Nach seiner Auferstehung im Jahr 2013 geht das Jazz Festival Leibnitz heuer auch schon wieder in seine vierte Runde und setzt mit gleich vier Stargästen einen großen Schritt in Richtung internationaler Wahrnehmung. Voriges Jahr gab es leider eine Terminkollision mit unserem Benefizkonzert. Heuer wird aus Leibnitz berichtet.

Isabella Holzmann | Organisation und Kommunikation
Internationales Jazzfestival Leibnitz Jazz & Wein
Kaspar-Harb-Gasse 4 | A-8430 Leibnitz
M +43.664.1586084 | T +43.3452.76506
office@leibnitz-kult.at

Leibnitz gets all that Jazz

Niemand geringerer als US-Altmeister Chico Freeman (Tenorsaxophon) wird das Jazzfestival Leibnitz heuer im Duo mit dem Schweizer Edel-Bassisten Heiri Känzig eröffnen. Die Kultband The Bad Plus, Saxophonistin Tia Fuller mit Trio und Vanessa Rubin aus Cleveland, die schon mit Woody Herman und Herbie Hancock auf Tournee war, beehren das Jazzfestival Leibnitz 2016 mit ihrer Performance. Schauplätze des viertägigen Konzertmarathons sind wieder der riesige Weinkeller auf Schloss Seggau, das Kulturzentrum Leibnitz und die im Vorjahr so erfolgreich erprobte Open Air-Bühne beim Weingartenhotel Harkamp. Und erstmals wird auch ein Jazzbus zwischen Graz und Leibnitz pendeln.
– Otmar Klammer, Künstlerischer Leiter

Die Programmvorschau ist auf www.jazzfestivalleibnitz.at bereits online. Wir versprechen, die hervorragenden südsteirischen Weine nur sehr zurückhaltend zu konsumieren, um weitgehend nüchtern zu berichten, Fotos auf Facebook zu posten und hier mit einem Rückblick abzuschließen.
See you in Leibnitz.

Stattegg-Ursprung, am 1. August 2016

Leibnitz ist nicht Pori
– und das ist gut so

Jazz Musik ist 100 Jahre jung und da darf man einen kleinen historischen Exkurs in die Geschichte machen. Jazz Musik ist international und überall: Wien, Wiesen, Saalfelden (Österreich), Willisau (Schweiz), Viersen (Deutschland), um nur ein paar Orte zu nennen. Pori Jazz ist ein internationales Festival, das 1966 mit 600 Jazzfreunden in der finnischen Kleinstadt begann und nun bereits 162.000 Besucher verzeichnet. Im Sommer 1983 war ich dabei und habe u.a. Bobby McFerrin und Herbie Hancock gesehen. Ich sage das, weil Otmar Klammer im zweiten Anlauf (nach Sigi Feigl in den 90ern) den Ehrgeiz entwickelt hat, weiter zu wachsen. Er sei stolz, im vierten Jahr die “magische Grenze” von 1.000 Besuchern überschritten zu haben.

Ich frage mich, wie weit man überhaupt noch wachsen sollte (bzw. könnte), denn im gegenwärtigen Maßstab passt nämlich alles. Der intime Rahmen im Schloss Seggau oder dem Weingartenhotel Harkamp war bis auf den letzten Platz ausverkauft, das Kulturzentrum Leibnitz beinahe an seiner Kapazitätsgrenze. Wo will man mehr Besucher unterbringen? Einziger Ausweg wäre ein Open Air oder zusätzliche Venues, aber was wäre gewonnen? Klein und fein muss die Devise bleiben, wie z.B. im INNtöne Jazzfestival und ein Lineup in die Steiermark bringen, das Jazzfreunden Qualität und Vielfalt mit dem Ambiente eines Jazzclubs verspricht. Und genau darin liegt Otmar Klammers Stärke, die aus seiner langjährigen Erfahrung mit dem Stockwerk resultiert.

Sieben Tage hat die Woche, und sieben Gigs in vier Tagen waren für mich mehr als genug, um jedes einzelne Set zu genießen und mich danach auch noch an alles zu erinnern. Jazzpublikum ist ein anderes als die Besucher eines Hardrockfestivals am Lake Schwarzl, und dementsprechend war die Stimmung beschwingt und freundlich. Im Kulturzentrum Leibnitz gab es eine Weinverkostung zur Ausstellung von Bildern des Fotografen Pino Ninfa, wo sich so manche alte und neue Weingüter vorstellten und auch MANA Apfelwein debütierte, ein neuer frischer Geschmack zwischen Cider und Prosecco.

1. Tag

Im wunderschönen Weinkeller des Schloss Seggau eröffneten (nach überlangen Ansprachen, Begrüßungen und Danksagungen, die an das Protokoll der Politik erinnerten) das Hadar Noiberg Trio aus Israel mit Querflöten Loops und Obertönen und das Chico Freeman – Heiri Känzig Duo (US/CH).

Tag 1: Der Weinkeller des Schloss Seggau | Fotos © Peter Purgar und Gerald Ganglbauer

2. und 3. Tag

Auf der Bühne des Hugo Wolf-Saales beeindruckten am Tag 2 FAT (Fabulous Austrian Trio) des in Wien und Los Angeles lebenden Alex Machacek an der Gitarre, so wie die very coolen The Bad Plus aus Minnesota. Am Tag 3 das Sextett Gypsy Fire der deutschen Melanie Bong, die in Graz Jazzgesang studiert hatte und einer Meredith Monk in nichts nach stand. Das letzte Doppelkonzert bestritt das Tia Fuller Trio, selbstbewusste Saxophonistin aus Colorado, eine sehr kleine Frau in High Heels. Sie lud uns als ihre “Angelic Warriors” ein, mit ihr zu singen und es sei dahingestellt, ob sie ihre Kraft aus jener der Engel schöpfte. Ihr “God Bless” konnte man als Amerikanismus entschuldigen. Der stärksten Eindruck in allen vier Outfits hinterließ jedoch die Virtuosität der vier Schlagzeuger. Nicht nur in den Solos bewunderte ich deren hochgradige Musikalität und Technik, und das in einer unvorstellbaren Geschwindigkeit, die den Puls rasen ließ. Derlei hohe Anforderungen gibt es nur in Jazzkompositionen, das Bild vom gemütlichen Dixieland Drummer mit dem Beserl hat sich aufgelöst. Herbert Pirker von FAT sei als international ebenbürtiger Obersteirer extra erwähnt.

Tage 2 und 3: Hugo Wolf-Saal im Kulturzentrum | Fotos © Gerald Ganglbauer

4. Tag

Nach einer Odyssee durch die steirische Hügellandschaft (mein Navi hatte das Signal verloren und so musste ich mich bei den Einheimischen durchfragen) erreichte ich am letzten Tag zu Mittag den Venue mit der schönsten Aussicht, das Weingartenhotel Harkamp in Flamberg bei St. Nikolai im Sausal. Dort gab es Brunch – und Vanessa Rubin aus Cleveland erfreute das Publikum zum Nachtisch mit klassischem Jazzgesang. Ein relaxed swingender Ausklang des Jazz Festivals bei anhaltend gutem Wetter. Kudos an Dagmar, Isabella, Otmar und die vielen freiwilligen Helfer, die dieses Festival zu einem Erlebnis machten. Da freut man sich aufs nächste Jahr.

Tag 4: Weingartenhotel Harkamp | Fotos © Gerald Ganglbauer

Stattegg-Ursprung, am 16. Oktober 2016

Unheilig: Ein letztes Mal

Der Graf lehrte uns wieder, den Kitsch zu lieben. “Ich wünsche dir, dass du immer glücklich bist, und das Leuchten deiner Augen niemals erlischt” widmeten Mütter ihren Söhnen, “die Zeit fliegt viel zu schnell an uns vorbei, ich halte dich, ich will nie mehr alleine sein, mh-mh-mh-mh, mit dir will ich unsterblich sein” … schworen sich Liebende mit Tränen in den Augen.

Ende einer Karriere am Gipfel

Ich habe ihn erst spät entdeckt, denn in Australien war seine Musik nicht im Radio (wie die seiner Landsleute Rammstein, an deren Stil er manchmal entfernt erinnert) und in Wien und Graz habe ich seine Auftritte verpasst. Vielleicht kann ich dem Phänomen Unheilig beim wirklich „letzten Mal“ auf den Grund gehen. Warum mag ich diese neue deutsche Schlagermusik?

Ein Zitat aus dem Pressetext –
Es ist der Abschluss einer beispiellosen Karriere: mit dem neuen Album „Gipfelstürmer“ verabschieden sich der GRAF und Unheilig musikalisch von ihren Fans. Das achte Studioalbum von Unheilig markiert zugleich den Höhepunkt einer 15 jährigen Bandgeschichte, die im deutschen Musikbusiness neue Meilensteine gesetzt hat. Mit dem sechsten Studioalbum „Große Freiheit“, das für über 1,7 Millionen verkaufte Exemplare mit 7fach Platin ausgezeichnet wurde, stellten Unheilig 2010 einen neuen historischen Chart-Rekord auf: 15 Wochen belegte das Album mit dem Überhit „Geboren um zu Leben“ ununterbrochen Platz 1 der Albumcharts und verdrängten damit Herbert Grönemeyer mit seinem Album „Ö“ vom Allzeit-Thron, den dieser seit 1988 belegte. Über drei Millionen verkaufte Tonträger, Millionen begeisterter Fans auf mehreren hundert Konzerten, Auszeichnungen wie „Echo“, Goldene Kamera“, „Bambi“ oder „Bundesvision Song Contest“: mit den letzten beiden Studioalben „Große Freiheit“ und „Lichter der Stadt“ eroberte der GRAF mit seinen Songs die Herzen eines Millionenpublikums und wurde innerhalb weniger Jahre zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Musikkünstler des neuen Jahrtausends. Nun erscheint mit „Gipfelstürmer“ wiederum ein Konzeptalbum, das, obwohl es einen Schlusspunkt setzt, doch zugleich den großen Bogen spannt zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Das große Abenteuer „Unheilig“ geht langsam zu Ende. Wir alle durften Teil dieses Abenteuers sein und im Verlauf der letzten Jahre auch die Wandlung einer Künstlerpersönlichkeit sehr nah erleben und verfolgen, der der Schutz der Privatsphäre immer noch über alles geht. Wir haben einen Künstler erlebt, der durch seine Songs und die Liebe seines Publikums stetig gewachsen ist und seine Ängste besiegt hat. Einen Künstler, der den Schutz farbiger Kontaktlinsen und Fingernägel nicht mehr braucht, und der sein Stottern nicht mehr zu verstecken versucht, weil Musik seine Sprache wurde und millionenfach verstanden wird.

Aber der Graf wäre wohl nicht der Graf und Unheilig, wenn er ohne ein großes und besonderes Abschiedsgeschenk die Musikbühne verlassen würde. Das neue Album „Gipfelstürmer“ und die folgende gleichnamige Abschiedstournee werden noch einmal ein Zeichen setzen. Der allerletzte Vorhang wird für Unheilig auf einem besonderen Konzertereignis im September 2016 fallen.

Und so endet der Abschiedsbrief des Grafen mit den Worten: „Ich möchte euch alle bitten, die Botschaft meiner Texte und Songs mit all den positiven Werten in die Zukunft zu tragen und an Eure Liebsten weiter zu geben. Die Musik wird bleiben und der Glaube, die Hoffnung und das Gute daraus werden ebenso bleiben und überleben.“ – soweit der Pressetext. Meine persönlichen Eindrücke folgen.

“Ein letztes Mal” lässt UNHEILIG also nach mittlerweile 16 jähriger Bandgeschichte doch noch von sich hören. Freitag, 1.7. sieht man den Grafen in Graz, allerdings nicht Open Air wie angekündigt, sondern in der Stadthalle. Das in Österreich letzte Konzert am Samstag, 2.7. in Wien wird aufgrund der umfassenden Bautätigkeit am Gelände Krieau in den Festivalpark Marx Halle verlegt.

Hier ist mein Bericht: Unheilig – Gipfelstürmer LIVE in Österreich

Ursprung, am 20. Mai 2016

Calexico im Orpheum Graz

Das Orpheum Graz ist Teil meiner eigenen Geschichte, eng verbunden mit Vojo Radkovic, dem damaligen Veranstalter. Als Teenager habe ich mir dort Konzerte von André Heller bis Status Quo angehört. Heute hat sich das ehrwürdige Gebäude zwischen Volksgarten und Barmherzigen Brüdern neu erfunden. Am 5. Mai 2016 treten dort Calexico (USA) auf, die mir erstmals mit dem Album “Feast of Wire” (2003) angenehm aufgefallen sind.

Calexico
Support: Gaby Moreno
Donnerstag, 5. Mai, 19 Uhr
Orpheum Graz
Orpheumgasse 8, A 8020 Graz
+43 316 8008900
grazer@spielstaetten.at

Am Rand der Sonne “Edge of the Sun”

Joey Burns und John Convertino von Calexico machen sich auch auf der neuen CD „Edge of the Sun“ wieder viele Musiktraditionen und Stile zu eigen und interpretieren sie auf ihre ganz eigene Art. Und sie erschaffen wieder einen ganz eigenen musikalischen Kosmos, der trotz der Vielfalt von musikalischen Gästen und Genres, eine absolut eigene Handschrift hat, die längst über die Marke „Tucson Desert Rock“ hinausgeht.

Die Musik von Calexico ist einfach eine Marke für sich, die sich jeder Etikettierung entzieht. Sie scheint wie eine lebendes Wesen zu sein, das sich ständig verändert. Und das zelebrieren sie auch bei ihren anstehenden Konzerten, indem sie die alten wie die neuen Stücke auch live immer wieder verändern.
Und darauf freuen sie sich schon!

Calexico | Foto © Paco Gómez

Soweit die Presseaussendung. Nun war es soweit. Trotz Parkplatzsuche war ich zu früh im Orpheum, setzte mich auf den Vorplatz und beobachtete die Menschen, die langsam eintrafen. Wenn man sich bei Rockkonzerten eine bestimmte Klientel erwartet, so war die Calexico Fangemeinde eine völlig andere. Gut durchmischt, im Durchschnittsalter 50+ und sehr begeisterungsfähig, wie sich im Konzert herausstellte.

Support Gaby Moreno überzeugte mit großartiger Stimme und ihrer Band, die nämlich die war, die sie unterstützte. Also im Klartext: Gaby war Support von Calexico und nach zwei Songs kam erst nur der Bassist, dann die ganze Band auf die Bühne und begleitete die junge Sängerin, die vor langer Zeit aus Guatemala in die USA geflüchtet war und darüber ein berührendes Lied geschrieben hat, das gerade inmitten der Flüchtlingswelle, die Europa erfasst hat, eine weitere Bedeutung erhält.

Auch von der Band hatte ich mir nicht erwartet, dass sie so aussahen wie man sich gute Nachbarn oder seinen Schwiegersohn wünscht: keine sichtbaren Tätowierungen, gepflegter Kurzhaarschnitt und Kragenhemden! Joey Burns merkte es selbst, als er auf der Bühne verkündete, er sei nicht mehr in erster Linie Rockstar, sondern stolzer Vater von Zwillingen. Nichtsdestotrotz rockten die Herren mit voller Power fast zwei Stunden die dankbaren Grazer, hatten sogar einige Worte Deutsch gelernt und zählten zur Freude der Zuhörer einen Song mit “eins-zwei-drei-vier” ein. Und wie es in einem zweisprachigen Haus (CALifornia und mEXICO) der Fall ist, intonierten die sieben Vollblut-Musiker aus Tucson so manch einen Latino-Hadern zwischen ruhigen Balladen, die Joey Burns mit samtener Stimme rezitierte. Ein Wohlfühl-Abend für die Ohren, der die Beine tanzen und die Hände klatschen ließ. Und so mancher Orpheumbesucher sang selbst auch mit …

Ich bedauerte, keine Kamera mehr zu haben und beschloss mir ein iPhone zu kaufen, womit ich, nachdem ich mich von meiner Canon EOS getrennt habe und die IXUS den steirischen herbst nicht überlebt hat, wohl auch gute Bilder machen werde, ohne eine zusätzliche Kamera zu brauchen. Für diesmal habe ich zwei Fotos von der aktuellen Tour der Band von der Casa de Calexico Website geborgt, vier Minuten von “Five Years”, einer Hommage an David Bowie auf YouTube gefunden, und zum Nachhören soll noch ein Bootleg Mitschnitt des Grazer Konzerts folgen.

Saint Chameleon nur mehr sechs

Nach einem Vierteljahr gesundheitlich bedingten Rückzugs nach Stattegg-Ursprung, in dem der Komplettumbau meiner Webseiten erfolgte, bin ich wieder in die Grazer Kulturszene eingetaucht. Und das gleich mit einem sehr feinen Gig der Saint Chameleon.

Abschied von “Don Fra” im Café Erde

Saint Chameleon im Café Erde | Foto © Claudia Parenzan

Eine Grazer Band nimmt Abschied von einem Südtiroler Musiker, der seit Herbst 2014 den Sound des Heiligen Reptils entscheidend mitgeprägt hat. Er wird seine eigene Karriere machen, aber für Studioaufnahmen des lange erwarteten Debutalbums zur Verfügung stehen.

Francesco Doninelli ist auf der Bühne ein energiegeladener tanzender Derwisch, der sein Instrument so zupft und streicht, dass manche Saite reisst, privat ist er ein sanft sprechender, schüchtern wirkender junger Mann. Wir wünschen uns noch viele spannnende musikalische Begegnungen mit ihm.

Die loyale Fanbase der Band tanzte, obwohl der intime Rahmen hoffnungslos überfüllt war. Die Musiker schafften es nach einer kurzen Pause kaum mehr zurück auf die Bühne. Ich fühlte mich wohl und sang manch ein Lied laut mit. Wir alle, jung und alt, verbrachten einen gelungenen Abend.

Stattegg, 11. März 2016

Sofa Surfers in der Postgarage Graz

Ein schneller Drive auf dem musikalischen Highway im Kopf: Die knapp zweistündige Fahrt in die Virtualität wurde nach einstündigem Warten mit fetzigem Bass, heissen Beats, schwarzer Stimme und psychedelischen Videos sehr tanzbar gestaltet. Immerhin blicken die fünf Mann aus Wien auf 15 Jahre Musikgeschichte zurück, was die Grazer in der Postgarage sehr goutierten.

Postgarage
Dreihackengasse 42
8020 Graz
Tel. 0316 722937

Ob man das nun Dub, Techno, Downbeat oder Trip-Hop nennt, spielt keine Rolle

Sofa Surfers live in der Postgarage | © Gerald Ganglbauer 2014

Das Konzert war sehr zu meiner Freude um 20:00 Uhr angesetzt, weil man in meinem Alter spätestens um Mitternacht gern im Bett ist. Es hat dann doch noch bis 21:15 gedauert, bis die fünfköpfige Band und Timo Novotny (Visuals) auf die Bühne des ersten Floors in Günter Brodttagers Postgarage schlenderten. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Verspätung irgendjemanden gestört hätte. Nun ja, das Warten ließ die Spannung steigen und der mitreissende Auftritt machte die Wartezeit ohnedies wieder gut.

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Sofa Surfers ist eine Band aus Wien, die 1997 ihr erstes Album “Transit” veröffentlicht hat. Stilistisch waren sich die Kritiker nie einig, ob das nun Dub, Techno, Downbeat oder Trip-Hop war, was Wolfgang Frisch, Markus Kienzl, Michael Holzgruber und Wolfgang Schlögl, mit dem schwarzen Sänger Mani Obeya und Richard Dorfmeister produzierten. Sogar Apple entdeckte den Zeitgeist darin und spielte den Sofa Rockers Videoclip nach der Installation des OS X (Versionen 10.0, 10.1 und 10.2 für alle die es genau wissen wollen) dem Mac User ab. Darüber hinaus hörte man diese Klänge auch in allen Wolf Haas Krimi-Verfilmungen und diversen Soundtracks.

Zur Erinnerung Sofa Rockers (Transit) zum Anhören auf iTunes. Heute klingen sie anders. Die Kraft der treibenden Beats gemeinsam mit den Bühnen-Visuals muss man erlebt habe. Das ist nicht nur Lounge Music zum “chillen”, da steigt man aufs Gaspedal und stellt sich vor, wie einem der Fahrtwind in einem offenen Coupé Cabriolet das Haar zerzaust. Statt zu filmen habe ich diesmal zwei Songs der Sofa Surfers ausgewählt und mit meinen Fotos von der Live Show unterlegt. Ich denke, das visualisiert den Abend recht gut für jene, die nicht dabei sein konnten.

Es war super, die Sofa Surfers wieder nach Graz zu bringen. Auch der Band hat es sichtlich Spass gemacht.

Diskografie: 1997: Transit 1999: Cargo 2000: Constructions/Sofa Surfers Remixed & Dubbed 2000: Komm, Süßer Tod (Soundtrack) 2002: Encounters 2004: See the Light 2005: Sofa Surfers (Das rote Album) 2010: Blindside 2012: Superluminal

Stattegg, am 29.12.2015

Grazer Augarten Fest 2015

Man wurde das Gefühl nicht los, inmitten einer kleineren Version des Donauinselfestes zu sein. Ich war eingeladen, jedoch ahnungslos, dass das 34. Grazer Augarten Fest in den letzten Jahrzehnten schon so herangewachsen war. Das hügelige Grün füllte sich schnell mit buntem Publikum, aber vom Aussehen durfte man keinen Schluß auf schlechtes Benehmen ziehen. Jung und Alt hatten gute Laune, hörten geile Musik und tanzten vor der Bühne, ganz ohne den üblichen Festivalmüll. Ein rundum angenehmer Tag: unsere Fotos aus dem Facebook.

Die Donauinsel im Vorgarten: Picknick und chillen

Die Donauinsel im Vorgarten: Picknick und chillen

Graz, 14. Juli 2015

Lendwirbel am Freitagabend

Für mich war es das erste Mal, aber den LENDWIRBEL gibt es schon seit 2007. Seit 2009 können die VeranstalterInnen auf die Unterstützung von zahlreichen KünstlerInnen, MusikerInnen und freiwilligen Wirbel-Begeisterten zählen, sodass 2011 bereits rund 30.000 Menschen das Spektakel feierten. Bei den Auftritten der heißesten Grazer Bands am Freitagabend fühlte es sich sogar sechsstellig an! Die Musiker spielten auf Augenhöhe mit den Zuhörern … aber was schreibe ich, Saint Chameleon und The Base habe ich an anderer Stelle bereits ausführlich vorgestellt, die 200 Bilder sprechen für sich selbst.

Maximiertes Publikum
Low-Tech Event

Lendwirbel Locations: Volksgarten – Lendplatz – Mariahilferstraße – Südtirolerplatz – Griesgasse – Griesplatz, von 2. bis 10. Mai 2015, die Fotos sind vom 8. Mai, 19:15 Saint Chameleon, und 20:30 The Base