Im österreichischen Buchmarkt gab es im letzten Jahr wieder Kostensteigerungen, hinzu kamen sinkende Verkaufszahlen. Ein leichtes Umsatzplus wurde wegen der höheren Preise erreicht.
Vor den Umsatzzahlen des österreichischen Buchmarkts für das Jahr 2023 steht ein Plus. Gute Nachrichten? Nur zum Teil, wie eine genauere Analyse der Zahlen zeigt.
2023 war wirtschaftlich kein leichtes Jahr für den Buchhandel. Wie bereits in den vorangegangenen Jahren hatte Österreich eine hohe Inflationsrate: Im Vergleich zu 2022 lag sie bei 7,9 Prozent. Hinzu kamen stark gestiegene Lohnkosten und hohe Energie- und Papierpreise. Trotzdem konnte der Gesamtmarkt eine leichte Umsatzsteigerung von 0,8 Prozent verzeichnen. Im stationären Handel stieg der Umsatz nur um 0,3 Prozent.
Umsatzplus nur durch höhere Preise
Das Umsatzplus ergibt sich aus dem Zusammenspiel zwischen Absatz und Preis: An die Entwicklung im Vorjahr anschließend, ist der Absatz 2023 wieder gesunken, die Buchpreise sind jedoch weiter gestiegen. Im Detail heißt das: Im Gesamtmarkt wurden um 3,6 Prozent weniger Bücher verkauft als im Vorjahr. Durch die Preissteigerung um 4,6 Prozent konnte der Vorjahresumsatz leicht übertroffen werden. In konkreten Zahlen: 2022 kostete ein Buch durchschnittlich 15,32 Euro, im Jahr 2023 waren es 16,03 Euro.
Im stationären Buchhandel ist die Diskrepanz zwischen Absatz und Preis noch größer: Dort wurden um 4,9 Prozent weniger Bücher verkauft als im Vorjahr. Der Preis stieg um 5,4 Prozent – ein deutlicher Anstieg, trotzdem noch um 2,5 Prozent unter der Inflationsrate.
Diese Entwicklungen spiegeln neben den Kostensteigerungen in vielen Bereichen auch die nach wie vor bescheidene Konsumbereitschaft der Kund:innen. Wenn Buchhandlungen vor Ort von sinkenden Verkaufszahlen besonders betroffen sind, kann sich das auf die inhaltliche Vielfalt negativ auswirken: Aufwendig und persönlich kuratierte Sortimente mit unterschiedlichen Schwerpunkten tragen zur Sichtbarkeit von Nischentiteln bei. Auch Publikationen kleinerer Verlage erhalten auf diesem Weg oft mehr Aufmerksamkeit.
Vergleich mit dem gesamten deutschsprachigen Markt
Ähnliche Tendenzen lassen sich auf dem Buchmarkt in Deutschland feststellen. Der Umsatz stieg in unserem Nachbarland stärker als auf dem heimischen Markt (plus 2,9 Prozent im Gesamtmarkt, plus 2,8 Prozent im stationären Handel). Auch dort ist das den Buchpreisen zu verdanken. Diese stiegen insgesamt um 4,9 Prozent, während die Absatzzahlen um 1,9 Prozent sanken. Auch im deutschsprachigen Teil der Schweiz wurden Bücher im vergangenen Jahr teurer: um durchschnittlich 3,1 Prozent auf allen Absatzwegen. Allerdings konnte dieser Anstieg den Gesamtumsatz nicht in den positiven Bereich heben. Der Deutschschweizer Buchmarkt verzeichnete einen Rückgang des Gesamtumsatzes um 0,7 Prozent.
Weihnachtsgeschäft mit deutlichem Rückgang
Der Dezember war im vergangenen Jahr ein schwieriger Monat für den heimischen Buchhandel. Im Vergleich zum Vorjahr wurde im Gesamtmarkt ein Umsatzverlust von 4,3 Prozent gemacht, der stationäre Handel verzeichnet ein Minus von 3,7 Prozent. Zwar war das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr kurz – Heiligabend fiel direkt auf den vierten Advent –, die Verluste dürften damit allerdings nicht zu erklären sein. Wirtschaftliche Unsicherheit und Krisenängste haben die Kaufbereitschaft wohl geschwächt. Bei den Verkaufszahlen ist der Verlust noch größer: minus 7,8 Prozent in den Buchhandlungen vor Ort, minus 7,1 Prozent auf allen Absatzwegen. Was den Absatz betrifft, stieg im Weihnachtsgeschäft keine Warengruppe positiv aus. Am schlechtesten gingen auch hier naturwissenschaftliche Bücher mit einem Minus von fast 23 Prozent.
Belletristik im Aufschwung, Wissenschaftsthemen fallen ab
Im Umsatzvergleich zwischen den Warengruppen schneidet die Belletristik mit Abstand am besten ab: Im Gesamtmarkt kann hier ein Zuwachs von 5,2 Prozent verzeichnet werden. Dahinter liegen die Kinder- und Jugendbücher, bei denen es einen Umsatzanstieg von 2,0 Prozent gab. Mit dem Verkauf von Reisebüchern wurde 1,7 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Vorjahr, das Sachbuch kommt immerhin auf ein Plus von 0,8 Prozent. Im negativen Bereich liegen Ratgeber (minus 3,2 Prozent) sowie Bücher zu wissenschaftlichen Themen. Die Bereiche Naturwissenschaften, Medizin, Information und Technik verzeichnen dabei mit minus 9,2 Prozent den mit Abstand schlechtesten Umsatz. Für den stationären Handel ergibt sich eine sehr ähnliche Verteilung. Bei den Editionsformen schnitten auf allen Absatzwegen gemeinsam Hard- und Softcover mit einem Umsatzplus von 1,4 Prozent am besten ab. Alle anderen Editionsformen (Taschenbuch, Kalender, Karten und Globen) bewegen sich im negativen Bereich.
Mit Realismus und Optimismus ins nächste Jahr
Vorsichtig optimistische Prognosen für eine wirtschaftliche Erholung im Jahr 2024 lassen hoffen: auf kauffreudigere Kund:innen und geringere Kostensteigerungen als im Vorjahr. Trotzdem dürfte 2024 auch ein herausforderndes Jahr werden, in dem Buchpreise weiter angehoben werden müssen und in allen Bereichen der Buchbranche genau kalkuliert werden muss. Andererseits dürfen wir uns daran erinnern, dass sich der Buchmarkt angesichts der äußerst schwierigen Bedingungen in den vergangenen Jahren resilient gezeigt hat.
Text: Linn Ritsch
Infografik: Daniel Greco