Styrian Sounds

Zum zehnten Mal durchdrangen „steirische Klänge“ das Grazer PPC. Das dreitägige Festival für heimischen Nach- und Wildwuchs erfreut sich einer treuen Fangemeinde, die treppauf treppab den dargebotenen gut zwei Dutzend Acts folgte. Darbietungen auf zwei Ebenen sind eine Menge Stufen für ältere Semester wie mich, weshalb ich vorsichtshalber nur den dritten Tag besucht hatte. Dabei konnten die kreativen Namen der Bands von Tag 1 + 2 auf dem nur 7×10 cm großen Programmflyer wie ein Gedicht gelesen werden: Buena Banda/ Fette Fete/ Rote Augen/ Coinflip Cutie. Von allen gibts neue Alben zum Nachhören.

Max Höfler und Ronny Wenzel sind „Lil Franz“

Tag 3 eröffnete mit Umami am Mainfloor und knapp darauf Lil Franz an der PPC Bar mit einer Album Release Show von „Chillen im Elend“, einer gar köstlichen Persiflage von Max Höfler und seinem Sidekick Ronny Wenzel.

Den stimmgewaltigen Onk Lou hörte ich mir noch an, den Rest der langen Nacht überliess ich der Jugend.

Gerald Ganglbauer

steirischer herbst ’24

Kunst im öffentlichen Raum

Es ist Anfang April und der steirische herbst ’24 wirft bereits seinen Schatten voraus. Clara Ianni erhält Werner-Fenz-Stipendium für Kunst im öffentlichen Raum.

Intendantin Degot und Stadtrat Riegler, Foto: Gerald Ganglbauer

In einer Pressekonferenz präsentierten Ekaterina Degot und Günter Riegler ein zur Würdigung des Kunsthistorikers und Kurators Werner Fenz (1944–2016) eingerichtetes Stipendium für Kunst im öffentlichen Raum. Den mit € 17.000 dotierten Preis erhielt aus 142 Einreichungen die 1987 in São Paulo geborene Clara Ianni. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich kritisch mit dominanten historischen Narrativen, Machtstrukturen und institutionellen Rahmenbedingungen, einschließlich derer im Kunstbereich.

Clara Ianni, Foto: Ana Ferreira

Im Projekt Resurrection, das während des steirischen herbst ’24 realisiert wird,  hinterfragt sie das Verhältnis zwischen Kapitalismus und Religion, im Hinblick auf die allgegenwärtige Erschöpfung in der Gesellschaft und das Potenzial der Regeneration. Dabei trifft die Künstlerin präzise den Nerv der Zeit.

Gerald Ganglbauer

gamsbART: nach 40 Jahren ist Schluss

Nach 40 Jahren steigt Phönix aus der Asche?

40 Jahre gamsbART gilt es zu feiern und zwar ordentlich. Es wird eine Mega-Fete geben, versprochen! Denn am 11.04. wird das ganze Orpheum zur Bühne und zur Begegnungszone. Sie erwartet ein tolles Programm voller Überraschung mit hoffnungsvollem Blick auf Zukünftiges: Zum einen präsentieren langjährige Wegbegleiter von gamsbART dynamische Projekte und junge Künstler, zum anderen bitten wir absolute Senkrechtstarter auf die Bühne des Orpheums.

Soweit die Werbung des Veranstalters, die andernorts auch als Abschied gelesen wird. Aber vielleicht wusste Martin Gasser von der Kleinen Zeitung noch weitere Details vom nunmehr pensionierten Veranstalter und seinem Trägerverein.

Erst vor ein paar Tagen hatte ich die mehrlagig überklebte Konzertplakatwand im Stockwerk Jazz Club genauer gemustert. Alle Plakate im unverwechselbaren Design von Herms Fritz musste ich verblüfft feststellen, dass gamsbART den Großteil davon veranstaltet hatte und ich in den 80ern viele davon live erleben durfte. Das waren die Jahre, wo ich ständig und überall Heimo Steps über den Weg gelaufen bin, den ich von den Anfängen von gamsbART kannte . Das dürfte so etwa 40 Jahre her sein und war für meine Liebe zu Jazz enorm wichtig. Die Konzerte im M59 von Eberhard Weber, Dollar Brand, Pat Metheny oder Jan Garbarek sind unvergessen.

Vor ca. 35 Jahren übernahm Gerhard Kosel das Management und da ich 25 Jahre lang meinen Lebensmittelpunkt in Sydney hatte, blieb das weitgehend unter meinem Radar. Da wir nach meiner Rückkehr voneinander nichts wussten, kam es anfangs in der GMD zu etwas Abrieb bei der Akkreditierung, der im tube’s wieder geglättet wurde.

Seien wir also gespannt. Das (Abschieds-)fest beginnt im Orpheum am 11. April 2024 um 19:30 (dem Welt-Parkinson-Tag) und ich bin überzeugt, dass ein Umtriebiger wie Gerhard Kosel auch nach dem Ende von gamsbART einiges aus dem Hut zaubern wird.

Das Fest: Gerhard Kosel liess sich feiern

Musiker aus fünf Generationen um Raphael Meinhart bis hin zum Pianisten Martin Listabarth durften jeweils fünf Minuten ihre Musik spielen. Das waren viele, die in 40 Jahren 5.000 Konzerte gespielt haben sollen. Dann war noch den Unterstützern und Sponsoren zu danken und der Verstorbenen zu gedenken und selbstverständlich dankte auch der Obmann des Vereins am Karmeliterplatz 5 den Politikern, die in Form von Subventionen den Verein am Leben erhielten. Unter dem Publikum wurden tolle Preise verlost, vom Jahreseintritt in den Grazer Jazz Club tube’s bis zu einer Flugreise nach New York ins Village Vanguard. Fragen nach der Zukunft und wie es mit gamsbART und Gerhard Kosel in Pension weiter ginge, blieben unbeantwortet.

Auf die versprochene „Überraschung“ musste das Publikum bis zum Finale um 1 Uhr früh warten: eine allerletzte Jam Session, Gerhard Kosel himself betritt die Bühne und ihm wird statt eines Mikrofons für eine weitere Ansprache ein Paket geliefert. Er öffnet es umständlich und entnimmt ihm eine Steel Drum, die er aufstellt und völlig aus dem Takt darauf trommelt. Vielleicht wollte er damit zugeben, dass er zwar viele Talente, jedoch kein Gefühl für Rhythmus im Blut hat. Und so beendete er die fast sechsstündige Veranstaltung mit dem simplen „Kling“ einer Triangel.

Gerald Ganglbauer