Die Einsamkeit dieser Stadt

La Strada im nördlichen Grazer Randbezirk Andritz

Erst dachten wir, dass uns gleich der Himmel auf den Kopf fallen würde, als sich plötzlich alle Schleusen über uns öffneten und wir unter Emergency Regenmänteln der Aufführung entgegen sahen. Dann hatte La Stradas Steffi die geniale Idee, das Stück um eine Stunde zu verschieben und in der Tat strahlte über dem Andritzer Hauptplatz um 18 Uhr wieder die Sonne, was mich an den Ausspruch aus Melbourne erinnerte: „If you don’t like the weather, wait five minutes“ und das Spiel begann eigentlich ….

Da sassen wir also im Babyelefanten-Abstand, wie jeder auch sonst eigentlich schön isoliert mit Kopfhörern – einsam eben – und harrten der Dinge die da eigentlich nicht kommen würden. Eigentlich war es wieder ein genialer Streich, diese Koproduktion von workinglifebalance ltd. und Theater im Bahnhof, die schon mit früheren Produktionen aufgefallen waren. So sassen wir auf orangen Klappstühlen unter dem Regenbogen und sahen eigentlich nichts als den leeren Platz und hörten Stimmen, die eigentlich nichts erzählten, außer, dass sie von eigentlich lustigen Ideen träumten, wie sich auszuziehen und eine Orgie zu feiern. Aber eigentlich schien mangels anwesenden Schauspielern keiner – mit Ausnahme der „Chorleiterin“ die einen Brunnenorgasmus hatte, dem „Bären“ mit der nackten Wampe und der Tänzerin auf der Telefonzelle – eigentlich keiner Interesse zu haben, aus seiner Isolation eigentlich herauszukommen. Und was hat das alles eigentlich mit dem Wort eigentlich zu tun? Find out!

Noch bis 1.8. täglich um 17:00, 18:00 und 19:00 am Andritzer Hauptplatz.

La Strada 2020

Wir schreiben das Jahr 2020, das erste Jahr,  in dem ich von meinem geschätzten Straßenfestival voraussichtlich nicht viel sehen werde. Nicht einmal in seiner Coronatauglichen Ausführung. Heute, Montag, den 27. Juli, hat mir die vor Jahren geladene LaStradaApp das neueste Programm automatisch auf mein Mobiltelefon gesendet. Zwei Gründe, mich als Stammberichterstatter zu entschudigen:  ich fühle mich zu schwach, mich ohne Begleitung auf den Weg in die Stadt zu machen (mit Grüßen von meinem Scheiß Parkinson), und ich muss  einen lange vorausgeplanten Termin in  Wien wahrnehmen.

Allerdings wird es  Gelegenheit geben, auch später noch einzutauchen, da sich der bislang enge Zeitrahmen erstmals über das volle Kalenderjahr erstrecken soll. Der/die geneigte Leser*in möge sich selbst informieren: www.lastrada.at

In Ermangelung eigener Eindrücke gebe ich das Wort dem Intendant.

Ein Festival in vier Sätzen

Gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern haben wir uns in den letzten Monaten auf Spurensuche begeben, wie ein vielfältiges kulturelles Leben in diesem besonderen Jahr möglich bleibt, wie wir Hoffnung und Zuversicht unterstützen, soziales Miteinander begleiten und diesen Prozess mit den Menschen in unserer Stadt teilen können.

Wir haben Wege gefunden und künstlerische Projekte entwickelt, mit denen wir unseren Lebensraum Stück für Stück zurückerobern. Die Community-Art unter Beteiligung der Bevölkerung rückt dabei besonders in den Fokus.

Ein erster Schritt war es, den diesjährigen Festivalzeitraum auf das gesamte Kalenderjahr zu erweitern und – in Analogie zum Aufbau einer Symphonie – in vier Sätze zu gliedern.

La Strada hat mit dem Projekt The Graz Vigil am 1 Januar zu Sonnenaufgang begonnen und wird am 31 Dezember mit dem Sonnenuntergang enden. Über den Sommer bis in den Herbst hinein werden wir ein ganzes Jahr lang mit einer Vielzahl künstlerischer Projekte die Stadt und ihren öffentlichen Raum durchwirken.

La Strada 2020 wird anders Besonders Und wir laden Sie herzlich ein, mitzuwirken und dabei zu sein!

Voll Zuversicht und Vorfreude
Werner Schrempf / Intendant