Boris Bukowski/69 im Rathauskeller

Im Rathauskeller Wies geht das Licht aus und von der karg beleuchteten Bühne singt eine vertraute Stimme hinter bedecktem Gesicht die Worte, die Fans seit 30 Jahren so genau kennen, dass sogar geringfügigste Textänderungen bemerkt werden: “Ich bin hier, ich bin hier und ich steh‘ auf einem Bein, und sie klopfen an die Tür, doch sie können hier nicht rein …”. Der Fritze mit der Spritze war immer noch Boris Bukowskis signature song bei Gags & Stories + Songs von Boris, einer Veranstaltung der Kulturinitiative Kürbis Wies.

Im vorigen Jahrtausend war er bei “Magic/69”, nun ist der Ex-Drummer und Sänger 69

Wir waren zu früh in Wies. Die geplante Cruise im offenen Cabriolet durch die schöne Südsteiermark wurde durch einen Regenguss verkürzt, das Dach musste geschlossen werden und statt Fahrtwind in den Haaren reservierten wir eine Stunde auf einer Kegelbahn. Bis dahin setzten wir uns ins Gasthaus in den Nichtraucherbereich auf ein alkoholfreies Getränk und ein Eis. Wir hatten viel Zeit bis zu einer Vernissage dreier Künstler der Kulturinitiative Kürbis vor dem Konzert, zu dem mich Wolfgang Pollanz eingeladen hatte. Bis auf uns war der Gastraum leer, als Boris Bukowski mit seinem Gitarristen zufällig ins selbe Lokal kam, ebenso in den Nichtraucherbereich und – nachdem er uns begrüßt hatte – ebenso Alkoholfreies bestellte. Daran erkennst du, sage ich ihm augenzwinkernd als wir kegeln gehen, dass wir älter geworden sind. Vor dreißig Jahren wären schon einige Biere hier gestanden und wir hätten eine Zigarette nach der anderen geraucht. So ändern sich die Zeiten. Ich kannte Boris seit 1985, als Mike Markart einen Beitrag im ganganbuch 2 über das Magic Sound Studio machte, das er mit dem Magic/69 Keyboarder Andi Beit nach dem Ende der Band bis 1991 betrieben hatte.

Drei erkegelte Sauen stolz in der Tasche, wurde es Zeit, ins Rathaus zu schlendern. Es war kalt geworden und es regnete nach wie vor und ich war froh, unterwegs lange Hosen gekauft zu haben. Mir gingen diverse Fetzen der Lyrics und Melodien seiner Lieder durch den Kopf und ich summte schließlich “Ich bin müde” vor mich hin, rief mir alle Strophen ins Gedächtnis, war mir gar nicht bewusst, dass ich soviel seiner Musik kannte. Im Programm waren diese Tunes natürlich auch. Mit seiner älteren, leicht brüchigen Stimme gesungen, war es ein schönes Erlebnis, die Memory Lane gemeinsam mit einem “Urgestein der steirischen Rockszene” entlang zu gehen. Apropos Rockgeschichte: David Reumüller hat in der Edition Kürbis als Herausgeber im Rockarchiv Steiermark die Bandgeschichte von Magic/69 mit vielen Bilddokumenten und einer Vinylsingle veröffentlicht.

Boris Bukowski – Live im Rathauskeller Wies |Video © Gerald Ganglbauer 2015

Der 1946 in Gleisdorf geborene 1974 promovierte Jurist Boris Bukowski war zuerst Drummer und später Leadsinger von Magic/69, produzierte nach dem Bandende 1980 in seinem Tonstudio u.a. das erste EAV Album sowie Peter Weibels schräges Hotel Morphila Orchester. Seine Solo-Karriere startete er 1985, u.a. mit Der Fritze mit der Spritze, dem wahrscheinlich bekanntesten Song über Psychiatrie und Kokain (1987 auf Intensiv) und endete sie wieder um fast ein Jahrzehnt, in dem er nicht mehr auf der Bühne stand. Seit 2001 gibt es ihn wieder live und seit dem Vorjahr und dem Erscheinen seiner locker vom Hocker geschriebenen Autobiografie Unter bunten Hunden wieder auf Konzertournee mit dem jungen Gitarristen Markus Kissinger.

Die alten Hadern waren nicht nur mir, sondern dem Publikum im entsprechenden Alter 50+ ebenso geläufig. Man hörte es beim Mitsummen. Bloss die neuen (in diesem Jahrtausend geschriebenen) Lyrics schienen ein wenig zu sperrig und schwer bekömmlich zu sein. Politische Botschaften, Soziale Ungerechtigkeiten, Umweltzerstörung und dergleichen passten irgendwie nicht zu dem Mann auf der Bühne, von dem man Texte über Liebe und Liebeskummer erwartete, einer Ikone des Austropop, der gar nicht wie 69 wirkte.

Ein Extra-Bonus des Abends war die Entdeckung von Matthias Forenbacher, dessen noch unveröffentlichtes neues Album im Keller vor und nach dem Gig im Hintergrund gespielt wurde und mir sofort sehr positiv auffiel. Sein Album “Life Vest” war 2009 bei Pumpkin Records (Kürbis) erschienen. Die CD wollten wir bei der Heimfahrt im Auto spielen. Auch um Mitternacht musste für die einstündige Fahrt zurück nach Ursprung das Dach leider geschlossen bleiben. Dennoch – trotz des Sauwetters – ein lohnender Landausflug.

Infos: www.kuerbis.at und www.bukowski.at

Ursprung, 20. April 2015

pangea … musik lebt

pangea (von altgriechisch πᾶν pān “ganz” und γαῖα gaia “Erde”, “Land”, wörtlich also „Ganze Erde”), war der letzte globale Superkontinent der Erdgeschichte. In Graz steht Pangea für: “Musik lebt.” Eine monatliche Weltmusik-Konzertreihe live in der Postgarage. Konzeption und Koordination: Stefan Bauer, Günter Brodtrager, Vesna Petković, Anita Brodtrager. Im April gab es feinste Töne vom Tori Trio und Das Großmütterchen Hatz Salon Orkestar.

Postgarage, 2nd floor
(Eingang über Rösselmühlpark)
Dreihackengasse 42
8020 Graz
pangea@postgarage.at

Die Verneigung gilt den Veranstaltern, denn pangea beweist, dass Musik lebt

Das Salon Orkestar nach dem zweiten Encore | © Gerald Ganglbauer 2015

Einmal hatte ich schon das große Vergnügen, einen pangea Abend in der Grazer postgarage mit lebendiger Musik zu verbringen. Rauchfrei auf gemütlichen Sofas vor der einzigartigen Kulisse, die Günter Brodtrager aus von hinten mittels Lichtbändern beleuchteten ausrangierten Leiterplatten geschaffen hat. Nachhaltigkeit war seinen Greenbrains Ideen immer schon wichtig.

Der geeignete Venue war somit vorhanden, und seine junge Frau Anita Brodtrager tat sich mit Vesna Petković (Sosamma) zusammen, um “eine Reaktion zwischen Tradition und Moderne, eine Plattform für LiebhaberInnen feiner Töne und schöner Stimmen” zu schaffen. Jeden Monat steht ein Konzert zweier Bands am Programm, welches irgendwo zwischen Volksmusik und Jazz einzureihen wäre. Vor einigen Monaten hatte ich die Grazerin Marina Zettl dort gehört (und in den Music Reviews besprochen), gestern waren es das Tori Trio und Das Großmütterchen Hatz Salon Orkestar, ein unüblich instrumentiertes Quartett, das an jenem Abend seinen fünften “Geburtstag” feierte. Aber vorerst zum Tori Trio, was übrigens ein Anagramm ist, aber das werden unsere smarten Leserinnen und Leser selbst sofort gesehen haben.

Das Akkordeon, beiden Acts dieses Abends gemeinsam, wird üblicherweise assoziiert mit Tango (Nuevo) oder Zigeuner- und Volksmusik, auf Neusprech heißt das heutzutage Ethno oder Worldmusic. Was auch immer die Schublade, das Publikum, etwas älter als der Durchschnitt in der Postgarage, honorierte die Darbietungen mit stillem Zuhören und tosendem Applaus, was sehr angenehm auffiel, da bei Pop/Rock-Konzerten oftmals die Geräuschkulisse des Publikums in den hinteren Reihen lauter ist als ruhigere Passagen der Musik.

Tori Trio – Live in der Postgarage Graz | © Gerald Ganglbauer 2015

Der Slowene Jure Tori liebt sein Akkordeon und entlockt ihm ein breites Spektrum an Klängen, die sich dem Jazz wie dem Balkan einfügen und spiegelt intensiv erlebte Gefühle beim Spiel auch in seinem Gesichtsausdruck. Was auch der Grazer Jazzfreunden gut bekannte Ewald Oberleitner am Bass tut, wenn seine flinken Finger in die Seiten des sichtlich vielgereisten Instrumentes greifen. Cool bleibt nur Ariel Cubría, der Mann aus Havanna an der Gitarre.

Das Großmütterchen Hatz Salon Orkestar – hier mit Gast-Perkussionist Ernst Grieshofer | © Gerald Ganglbauer 2015

Franziska Hatz, das Großmütterchen, ist in einer Klasse für sich, wenn die zarte Frau mitunter einbeinig wie Ian Anderson das schwere Tasteninstrument spielt. Sie ist ein Energiebündel in Bewegung wenn sie mit den großartigen Kollegen Julian Pieber am Schlagzeug, Richie Winkler an den Blasinstrumenten und Simon Schellnegger am Saiteninstrument einen komplexen Klangteppich aus Akkordeon, Klarinette/Saxofon, Bratsche, Schlagzeug und Perkussion und subtilen Loops webt. Seit fünf Jahren tut die Musikerin aus der Südsteiermark das in dieser Besetzung und “Terry Goes Around”, ihr letztes Album, werde ich wohl noch ausführlicher in Gangway Music Reviews besprechen.

Die nächsten Termine:

So., 10. Mai 2015, 20 Uhr: Barrio Mixto (Latin Jazz) & Brazuca (Brasilianische Popmusik)
So., 7. Juni 2015, 20 Uhr: Alma (Zeitgenössische Volksmusik) & Holler my Dear (Pop/Swing/Funk/Folk)
Info: pangea.postgarage.at

Ursprung, am 16. April 2015

Brücke zur Kleinkunst

Ich war noch nie dort, oder es ist so lange her, dass ich es vergessen habe. Meine alten Freunde Waltraud und Martin Huber sind dort Stammgäste, wie auch einige meiner Musiker-Freunde aus der Indieszene. Der Auftritt von Luka Sulzers junger Grazer Band Saint Chameleon gab den Anstoss, doch einmal den Verein neben der Caritas zu besuchen. Es wurde ein großartiger Abend.

„Die Brücke“ in Graz ist ein feiner Venue für intime Kleinkunst – vom Poetry-Slam bis zur World Music

Begeisterter Applaus für Saint Chameleon live in “Die Brücke” | © Gerald Ganglbauer 2015

Saint Chameleon, eine junge Grazer Band, sind momentan noch so etwas wie ein “Geheimtipp”: Zuerst weich, dann wieder harsch und grob, fügen sich die Instrumente und Stimmen zu Geschichten über ihre Umgebung zusammen. Die Texte reichen von philosophischen Fragen die das Leben stellt, bis zu Roadtrips und Seemännern. Und so macht es auch die Musik selbst. Sie swingt, stampft, fließt und zerstört die Stereotypen die man von Rockmusik hat.

Saint Chameleon live

Man kann den Geist von Künstlern wie Tom Waits, C. W. Stoneking und Django Reinhardt spüren, aber auch andere Genres dieser Welt der Musik sind im Schaffen von Saint Chameleon zu finden.

Eine zärtliche Ballade

Saint Chameleon setzt sich aus sieben Mitgliedern, aus fünf Ländern zusammen: David Dresler, Kajetan Kamenjasevic, Lukas Custos, Luka Sulzer, Emiliano Sampaio, Francesco Doninelli und Thilo Seevers. Die Ursprünge liegen bei einem Treffen von Lukas und Luka in den Straßen von Graz im Jahr 2010 als ersterer als Straßenkünstler performt. Das große beiderseitige Interesse in jede Art von Musik macht die Entscheidung in einem musikalischen Projekt zu kollaborieren einfach.

Gute Stimmung in der Brücke

„Jetzt da die Basis vorhanden ist kommt der Rest auch ziemlich schnell. Da Graz eine Stadt voll von Musik jeder Art ist, ist es auch nicht schwer die restlichen Teile zu finden. Emiliano, ein Jazz Komponist, bekannt für sein „Mereneu Project“, schließt sich der Formation als Posaunist an. Kajetan und Francesco fügen später Bass und Violine hinzu und nach einigem ausprobieren kommen im Herbst 2014 der Pianist Thilo Seevers und der Schlagzeuger David Dresler hinzu.“ (Luka Sulzer)

Ursprung, am 26. Jänner 2015

Auster Open 2014

Das AUSTER OPEN hat schon Tradition in Graz-Eggenberg. Leo Kysèla und Freunde spielen dort ihre neuen Lieder dem Sommer zum Gefallen. Heuer spielten sie allerdings nichts Neues, sondern ein “best of slow songs 1988-2013”. Leider auch nicht mehr in der gemütlichen hinteren Ecke des Badeareals, sondern gleich hinter dem Eingang auf der Betonrampe. Keine gute Wahl wie es schien, wenn man das Publikum beobachtete: Kein mitschnippen, mitsingen, und tanzen zur Musik wie vor zwei Jahren. Dennoch ein schöner Abend voller Geigen (schon wieder) und langsamer Balladen.

Das letzte Mal bin ich Leo vor zwei Jahren in Wien über den Weg gelaufen. Wir waren zufällig beide Podiumsgäste bei der Barbara-Karlich-Show. Das war kurz vor dem Auster Open 2012, das ich danach besuchte, weil ich den Soulman schon lange nicht mehr gehört hatte. Damals spielte er für mich neue Balladen, die ich jetzt, bei der 2014 Ausgabe, schon beim ersten Akkord wieder erkenne. So vertraut wurden mir inzwischen die Lieder, dass ich gar nicht bedauerte, nichts Neues auf seinem neuen Album zu finden, sondern einfach das Beste. “Back In The Days”, “Stand By Me”, oder “Together”, das eine Hymne für die Parkinson Selbsthilfe wurde.

Zwei Jahre später, wieder in der Auster. Da saßen wir nun bei einem gepflegten Wein am Tischchen unter Menschen mehrheitlich Mitte 50+ auf Plastikstühlen. Und keiner kam der Aufforderung nach, mitzuschnippen (außer mir), oder sang den Refrain von Lou Reeds Walk On the Wild Side nach Ermunterung des Barden an der Gitarre vor (außer mir). Es herrschte eine ehrfürchtige Stimmung, ähnlicher der eines klassischen Konzerts als einem Soul- und Blues Open Air. Es mußte wirklich an der Bestuhlung liegen, denn vor zwei Jahren waren es dieselben Menschen, die Holzbänke vorfanden, von denen man lieber den Allerwertesten erhob um die Knochen ein bisschen zu bewegen. Damals tanzte und lachte man noch auf der Wiese vor der Bühne, heuer war alles irgendwie steif.

Publikum damals und heiute

Die Band war dieselbe. Leo Kysèla (vocals, guitars, bass guitar, blues harp) Louis Kiefer (bass guitar, ac. guitar, trombone) Jasmin Holzmann (vocals, percussion) Sascha Pätzold (viola, string perc.) Support & Guest: Joerg Veselka (vocals, guitar, mandolin) Special Guest: Giorgio Hammer (viola). Die Lieder waren nach wie vor gut, die Stimmen und die Arrangements einzigartig.

Stand By Me
                     
               When the night has come
                 And the land is dark
                 And the moon is the only light we'll see
                 No, I won't be afraid
                 Oh, I won't be afraid
                 Just as long as you stand, stand by me
               So darling, darling
                 Stand by me, oh stand by me
                 Oh stand, stand by me
                 Stand by me             
               If the sky, that we look upon
                 Should tumble and fall
                 And the mountain should crumble to the sea
                 I won't cry, I won't cry
                 No, I won't shed a tear
                 Just as long as you stand, stand by me
               And darling, darling
                 Stand by me, oh stand by me
                 Oh stand now, stand by me
                 Stand by me             
            And darling, darling
                Stand by me, oh stand by me
                Oh stand now, stand by me, stand by me
                Whenever you're in trouble won't you stand by me
                Oh stand by me, oh won't you stand now, stand
                Stand by me
                Stand by me
Read more: Ben E. King – Stand By Me Lyrics | MetroLyrics
Back In The Days feat. Joerg Veselka | Video: © Gerald Ganglbauer 2014

Ich weiss nicht, wie alt Leo Kysèla ist. Das hat er in seiner Biografie vergessen zu erwähnen. Er begann mit 12 Jahren zu musizieren, hatte mit 15 die erste eigene Band und erste Auftritte. Zwischen 17 und 19 war er bereits als Solist in Sachen Blues tätig. Danach Architekturstudium, zahlreiche Bandprojekte, Liveauftritte. Er ist 1,90 groß gewachsen, blond und blauäugig, im Sternzeichen Zwilling und Aszendent Widder. Ich lernte ihn an der Seite von Ripoff Raskolnikov kennen, so etwa Anfang der 80er Jahre. Damals spielte er im Duo Power Project.

Er blieb aber bis heute unter dem Radar der Musikindustrie, hat keinen Plattenvertrag, ist nicht auf Wikipedia, hat kein Album auf iTunes. Seine CDs sind im Eigenverlag erschienen und die gibt’s nach den Konzerten zu kaufen. That’s it. Er ist Architekt, Tennislehrer, Skipper, jedoch seit 1986 hauptberuflich Musiker, Komponist und Produzent. Und vom Strahlen seiner Augen abgeleitet, als ich ihn auf ein kurzes Gespräch treffe, scheint er glücklich zu sein. Das Leben schmeckt ihm. Was will man auch mehr von der Musik.

Diskografie (Auswahl):

Soul Singer” Best of Slow Songs 1988-2013 (2014), Gurgaon Sunset (2011), Living in the Steinwehr (2008), Live im Bad zur Sonne (2006), The Souly Nights 1999 (2000).

Leo Kysèla am Web – www.kysela.at

Ursprung, am 20. Juni 2014

21st Century Bluesman

Es muss 1982 oder 1984 gewesen sein, jedenfalls noch im Zeitalter der Musik-Kassetten, dass ich Ripoff Raskolnikov, der eigentlich Lutz Knoglinger heisst, als 20th Century Bluesman für eine Mini-Gage auf die Bühne der “Grazer Straßenliteraturtage” holen durfte. Drei Jahrzehnte später, im 21. Jahrhundert, habe ich ihn in einem urgemütlichen Aussie Pub in Graz wieder entdeckt. Nach der Gage habe ich gar nicht erst gefragt, aber wie es denn seiner Frau ginge. Oops, Fettnäpfchen.

1984 widmeten wir ihm eine Doppelseite im allerersten Gangan-Buch, seither ist viel geschehen.

Als ich grinsend auf ihn zu steuere, hat er mich zuerst gar nicht erkannt. Nun ja, drei Jahrzehnte müssen Spuren hinterlassen haben. Damals, zur Zeit jener fünf Jahre lang von mir organisierten “Grazer Straßenliteraturtage”, waren wir beide jung, glücklich verheiratet und unverwundbar. Aber jetzt, mit all den Lebenserfahrungen unterm Gürtel, ist sein Blues noch besser, gereifter, authentischer und das führt er zurück auf “die Konsequenz, mit der er seinen Weg geht, ohne sich um Modeströmungen jeglicher Herkunft zu kümmern, und die unerschütterliche Integrität, mit der er versucht, menschliche Emotionen wie Liebe, Leidenschaft, Verlust, Schmerz, Verlangen, die Suche nach Schönheit, den Hunger auf das Leben oder die Angst vor dem Tod auszuloten und in Musik zu verwandeln”, wie es auf seiner Homepage steht und was nicht besser formuliert werden kann – www.ripoffraskolnikov.com

Ripoff Raskolnikov wurde am 9. August 1955 in Linz geboren, kam bald darauf nach Graz und als wir uns kennen lernten war er in Gleisdorf verheiratet. Nach meiner Scheidung und dem damit einhergehenden Umzug nach Wien im Jahr 1986 haben wir einander für lange Zeit aus den Augen verloren. Es hat ihn nach Budapest (Ungarn) verweht, jetzt lebt er wieder in Graz. Ein umtriebiger Singer/Songwriter, dessen Biografie auch irgendwie an meine eigene erinnert. Auch nach meinen 25 Jahren “on the road” in Australien habe ich meine temporären Luftwurzeln wieder in die Gartenerde der alten Heimat vergraben. Vielleicht spricht mich Blues auch deshalb an, obwohl seine Vertreter wie Blind Willie McTell, Skip James, Robert Johnson oder John Lee Hooker nicht gerade zu meiner täglichen Kost gehören. Auch wenn man in diese Musik durchaus hinein kippen kann.

Ein 14:20 Medley aus Open Air und Pub | Video: © Gerald Ganglbauer 2014

Als Draufgabe gab es noch eine Ballade von Tom Waits, an den er nicht nur mit der rauen Stimme und durch das Markenzeichen Hut erinnert, sondern mit dem Ripoff Raskolnikov auch irgendwie seelenverwandt zu sein scheint. Aber obwohl Bob Dylan und der Letztgenannte vereinzelt bei Raskolnikov im Programm auftauchen, kopiert er sie nicht, sondern bleibt seinem eigenen Stil treu.

Es war jedenfalls schön, ihn wieder zu treffen. Das Konzert und die Stimmung im Aussie Pub haben uns sehr gefallen. Einziger Wermutstropfen: Im Lokal wird geraucht! Was mich sehr wundert, da in Australien alle Pubs längst rauchfrei sind. Österreichs Politiker hinken zum Leidwesen gesunder Menschen ziemlich hinterher. Es bleibt zu hoffen, dass europäischer Druck diesen Missstand baldigst aufhebt.

Diskografie (die letzten drei Alben): „Everything Is Temporary“ (2006) mit: Highway 5, Set designer blues, Two-point-two-re-run; „Lost & Found“ (2010) mit: Always on your side, It’s not easy und „Lenin Street“ (2012) mit: Lenin street, Never felt so good, Lullaby.

Ursprung, am 2. Juni 2014

Berndt Luef & Jazztett Forum Graz

Er ist ein Grazer Urgestein und nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Politisch links von der Mitte, räsoniert der 1952 in Knittelfeld geborene Berndt Luef zwischen eigenen Kompositionen über den Bus 63, die inakzeptablen Unterrichtsbedingungen der Musiklehrer und Bürgermeister Nagls umstrittene Pläne mit dem Pfauengarten. Er war bereits 1977 im burgenländischen Kohfidisch als Schlagzeuger der Band Mirror auf der Bühne (ich im Publikum!) und blickt zurück auf 20 Jahre Jazztett Forum Graz und 30 Jahre Berndt Luef Trio. Im Herbst wird ein neues Album präsentiert.

jazztett-luef-iconBerndt Luef Jazztett Forum Graz
St. Peter Hauptstraße 33/V/5
A 8042 Graz
Tel.: +43 316 425016

Wow, echte Instrumente!

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Berndt Luef im Forum Stadtpark, Graz | Foto © Gerald Ganglbauer 2014

Berndt Luef war im Forum Stadtpark, dessen kleine Bühne mit zehn Bandmusikern noch enger wirkte, vor Jahren selbst musikalischer Leiter, bevor ihn der damalige Direktor vor die Tür setzte, weil sein Programm nicht in den innovativen Rahmen der Avantgarde des Hauses passte. Heute, zehn Jahre später, unter neuer Direktion, finden ihn die Jungen wieder “hip”: Wow, echte Instrumente!

In der Pause trinke ich ein Murauer mit dem Kapellmeister und unterhalte mich mit ihm über Kommunalpolitik und wie lange wir uns nun schon kennen. Graz ist ein Dorf, wie ich wieder feststelle, als ich im Publikum auch nach 25 Jahren Abwesenheit jemanden treffe, der über einige Ecken mit gemeinsamen Freunden Luefs und mir bekannt ist. Und auch sonst erinnert viel an Vieles. Wie meine verspätete Ankunft zum Konzertbeginn, die ich der Buslinie 41 verdanke. Luef hatte ein ähnliches Erlebnis in seinem 63er Bus musikalisch zu einem Blues verarbeitet und die Partitur den Verkehrsbetrieben geschickt. Ein halbes Jahr später wurde sie ihm kommentarlos retourniert. Am Fahrplan des 63er hat das scheinbar nichts verbessert.

Auch im zweiten Set fließen die kompliziertesten Arrangements professionell aus den Instrumenten, die wie ein einziger Klangkörper eine Symbiose miteinander einzugehen scheinen. Jeder der Musiker präsentiert sein Instrument in einem Solo, was vom Publikum mit starkem Applaus belohnt wird, der nach dem Konzert immerhin noch vier Zugaben herausholt. Ein wunderbarer Abend mit dem Jazztett. Ich freue mich auf das Konzert im Stockwerk Anfang September, wenn das neue Album erscheint.

Jazztett Forum Graz sind Axel Mayer: trumpet & flügelhorn, Christoph Wundrak: tenorhorn, Patrick Dunst: alto & sopranosax, bassclarinet, Georg Gratzer: tenorsax, bassclarinet & flute, Thomas Rottleuthner: baritonsax, Dragan Tabakovic: guitar, Berndt Luef: vibraphon, Thorsten Zimmermann: bass, Viktor Palic: drums, Ismael Barrios: percussion. Das Konzert BLUESING war eine Hommage an Oliver Edward Nelson (1932, St. Louis – 1975, New York) einen der großen Komponisten und Bigband-Arrangeure des Jazz, wobei er besonders die 1960er und 1970er Jahre mit seinem Stil geprägt hat.

Mehr Infos auf www.berndtluef.at

Diskografie: L5 (Extraplatte EX 275; 1996), Work Stations (Extraplatte EX 326; 1998), Deviation (Extraplatte EX 394; 2000), Saida (FoSta 99004; 2002), Epitaph (FoSta 99005; 2002), Trialogue (Extraplatte EX 594; 2003), Correlations (Extraplatte EX 694), On that score (Fosta9908).

PS.: Auch mein Leben ist übrigens eng mit dem Forum Stadtpark verknüpft. Als junger Dichter las ich dort 1982 meine Texte. Da saß eine junge Frau im Publikum, mit der ich nicht nur die Nacht verbrachte, sondern eine Woche darauf spontan um ihre Hand anhielt: Petra Ganglbauer. Soweit ein persönliches Detail am Rande.

Ursprung, am 15. März 2014

Klanghaus Untergreith

Das südsteirische Untergreith ist kein bekannter Ort in der heimischen Topografie, aber ein Haus entbietet dort etwas ganz Besonderes. Die Klänge der vier Jahreszeiten (nicht nur jene der Weingläser) ertönen im klang.haus der Mia Zabelka. Dort treffen sich Klangkünstler aller Herren Länder mit einheimischen wie auch weit angereisten Gästen zum Ohrenschmaus. Alles ist am Menü, von “unplugged” instrumental und vokal, bis zum synthetischen Cocktail aus der Steckdose.

Winter im Klanghaus Untergreith

Die Geigerin und Komponistin Mia Zabelka (1963 in Wien geboren) lädt viermal im Jahr in ihr Klanghaus, um die Töne der Jahreszeiten zu feiern. Und international arrivierte Klangkünstler folgten gerne ihrer Einladung zum Klangfest Winter. Der französische Improvisationsmusiker Pascal Marzan eröffnete die Saison mit der Gitarre, im Anschluss kolaborierte der britische Soundkünstler Simon Whetham mit Zahra Mani am MacBook Pro.

Nach einer kulinarischen Pause präsentierten die französische Saxophonistin Audrey Lauro und Gastgeberin Mia Zabelka ihr Duo Projekt „Me, Myself and I“. Der amerikanische Elektronikmusiker Kim Cascone sandte einen eigens geschriebenen Klangteppich, der im dunklen Raum zu Gehör gebracht wurde und abgeschlossen wurde der Abend in einer improvisierten Jam-Session.

Jam-Session der Klangkünstler im Klanghaus Untergreith © Gerald Ganglbauer 2014
Da man Klangkunst aber am besten selbst hört, ein kleines Medley aus live Mitschnitten vom Winternachtklang.

PS.: Die jüngsten Tonträger von Mia Zabelka, “M” (2011, solo) und “Medusa’s Bed” (2013, mit Lydia Lunch und Zahra Mani) entbieten vollkommene Ablenkung vom gewohnten Hörerlebnis und lassen im Kopfhörer die Geräuschkulisse unseres Alltags für jeweils eine Stunde vergessen.
Tunes wie Körperklangmaschine und Mystical Psychosis sind durchaus für sehr konkrete Gefühlswelten geeignet, die Lyrics in Defiant und Bloodlust & Oblivion sind einfach genial. 8,99 (M) bzw. 9,99 € (Medusa’s Bed).

Klanghaus Untergreithwww.klang-haus.at

Untergreith und Ursprung, am 9. Februar 2014

40 Jahre Opus

Mit 40 Jahren Geschichte sind Opus Österreichs älteste Rockband. Seit dem Ohrwurm „Live is Life“, der 1984 mit 15 Millionen verkaufter Singles und etwa 2 Millionen verkaufter Alben die Welt eroberte, auch tatsächlich international die einzige populäre Formation. Alle zwei Jahre geben sie im Grazer Opernhaus ein Benefizkonzert zu Gunsten eines Schulprojekts in Äthiopien. Die Band heizte auf der Bühne mit Special Guests Boris Bukowski, Michael Vatter & Paul Pfleger den Grazern ein wie eh und je.

Ihr drittes Konzert in der Grazer Oper spielte € 40.000 für “Menschen für Menschen” ein.

Ich lernte Herwig Rüdisser (Vocals), Ewald “Sunny” Pfleger (Guitar), Kurt René Plisnier (Keyboards) und Günter Grasmuck (Schlagzeug) im Jahr 1978 im burgenländischen Pinkafeld kennen, wo ich mich zum ersten Open-Air Austria Rock Festival eingefunden hatte. Ich mochte diese Musik und hatte die ersten zwei LPs, “Daydreams” und “Eleven”, bereits in meiner Sammlung.

Als ich 1984 durch Asien reiste, hörte man überall ihr “Live is Life” und meine Frage, ob man denn hier eine Band aus Österreich kenne, wurde in vielen Ländern der Welt immer nur mit Opus beantwortet. Falco war als Sänger geläufig, Mozart als Komponist, sofern man dieses kleine Österreich überhaupt kannte. Darüber hinaus gab es nichts. “Live is Life” wurde auch mehrfach von anderen Künstlern nachgesungen, eine der interessantesten Versionen ist die Interpretation der slowenischen Band Laibach.

Die Grazer Rockband blieb präsent in meiner Erinnerung, obwohl sie jahrelang keine neuen Lieder schrieben. Vor einiger Zeit hatte ich sie einmal auf dem Mariahilferplatz bei einer Wahlveranstaltung der SPÖ gesehen, zuletzt eben gestern in der Oper, wo sie zum dritten Mal ein Benefizkonzert spielten. Es existierte sogar eine private Verbindung mit der Band, da eine meiner Nichten einige Jahre lang mit dem Keyboarder zusammen war.

Die 40 Jahre im Geschäft sah man der Band vielleicht nur in dem Moment an, als der Nachwuchs von Ewald Pfleger auf die Bühne kam. Paul Pfleger hat immerhin schon seine eigene Band: Stereoface. Ich konnte im Publikum niemanden sehen, der nicht begeistert war und die Standing Ovation war wohl verdient.

Ursprung, am 9. Dezember 2013

Lake Festival

Der Schwarzl See bei Graz, vormals “Schotterteich” (eigentlich sind es zwei Baggerseen für Freikörperkultur bzw. Textil), wird bereits seit den 70er Jahren von sonnenhungrigen Badenden bevölkert. In jüngster Zeit dient das Areal auch als Venue für Popkultur, wie das “Lake Festival”, das mit einem interessanten Lineup in seiner vierten Auflage über die Bühne(n) geht.

Am 24. August 2013 wird es 24 Stunden lang “Elektro”-mega-heiß am Schwarzl See

Freizeitzentrum, FKK-Badesee, Festivals

Der Schwarzl See, auch “Schott d’Azur”, oder “das Meer der Grazer” genannt, liegt sieben Kilometer südlich der Landeshauptstadt und nur drei Kilometer vom Flughafen Graz-Thalerhof entfernt. Top Stars wie Shakira, David Guetta, Sting & Co. waren dort schon zu Gast. Eine eigene Autobahnabfahrt von der A9, 16.000 Parkplätze und ein Shuttle Bus sorgen für eine reibungslose Infrastruktur.

Unter freiem Himmel können die Festivalbesucher am Samstag, 24. August 2013, bereits ab 12.00 Uhr Mittag auf das Gelände und durch die Nacht bis in den Sonntag feiern und tanzen als gäbe es kein Morgen.

Avicii, der Headliner am Lake Festival 2013 aus Schweden, wird mit seinem aktuellen Hit “Wake me up” (gefällt auch Menschen meines Alters, weil er sowohl in Melodie als auch Text die Qualität einer Hymne für die Jugend hat und daher auch in vielen Ländern der Welt auf Platz 1 ist) für sensationelle Stimmung sorgen.

Wake Me Up, Songtext aus seinem neuen Album True

Feeling my way through the darkness
Guided by a beatin’ heart
I can’t tell where the journey will end
But I know where to start

They tell me I’m too young to understand
They say I’m caught up in a dream
Life will pass me by if I don’t open up my eyes
Well that’s fine by me

So wake me up when it’s all over
When I’m wiser and I’m older
All this time I was finding my self, and I
didn’t know I was lost

So wake me up when it’s all over
When I’m wiser and I’m older
All this time I was finding my self, and I
didn’t know I was lost

I tried carrying the weight of the world
But I only have two hands
Hope I get the chance to travel the world
But I don’t have any plans

Wish that I could stay forever this young
Not afraid to close my eyes
Life’s a game made for everyone
And love is the prize

So wake me up when it’s all over
When I’m wiser and I’m older
All this time I was finding my self, and I
didn’t know I was lost

So wake me up when it’s all over
When I’m wiser and I’m older
All this time I was finding my self, and I
didn’t know I was lost

I didn’t know I was lost
I didn’t know I was lost
I didn’t know I was lost
I didn’t know I was lost

Avicii (Tim Berling)

Avicii heißt mit bürgerlichem Namen Tim Bergling und wurde am 8. September 1989 in Stockholm geboren. Der Schwede ist sowohl DJ, als auch Musikproduzent und Remixer. 2008 gewann der damals 18-Jährige den Josip Kopic Preis wodurch ihm ein Plattenvertrag angeboten wurde. Im Jahr 2010 wurde Avicii (als Tim Berg) durch Songs wie My Feelings For You, Seek Bromance, Blessed und Levels bekannt. In Buddhism, Avīci (Sanskrit and Pali: „without waves“; also transliterated Avichi, 無間地獄, Wújiàn dìyù and 阿鼻地獄, Ābí dìyù) is the lowest Level of the Naraka or „hell“ realm, into which the dead who have committed grave misdeeds may be reborn. (Wikipedia)

Auf der Summer-Stage werden außer Avicii noch Steve Aoki, Alesso, Redfoo of LMFAO, Otto Knows, Swanky Tunes, Barnes & Heatcliff, Rene Rodrigezz, David Kay und M-Craft die jugendlichen Festivalbesucher in absolute Partystimmung versetzen. Ab 00.00 Uhr werden auf der Moon-Stage in der Daviscuphalle die DJs Sebastian Ingrosso of Swedish House Mafia, Nicky Romero, Sander van Doorn, Miss Sabién, Global Deejays, Dirty Impact, Joaquin Phunk und Selecta die Bühne betreten. Auf der Kontor-Stage (Top of the Clubs Tour 2013) in der Steiermarkhalle werden weitere DJs wie Markus Gardeweg und Jerome ab 05.00 Uhr Früh das Festival ausklingen lassen. Auf allen drei Bühnen soll es auch Special Lightshows und Effekte der Extraklasse geben. Alle Infos zum Lake Festival 2013: www.lake-festival.at

Wir sind gespannt und werden berichten.

Graz, am 22. Juli 2013

Um nur € 2,00 pro Fahrt problemlos von Graz an den Schwarzl See! Die für das Lake Festival 2013 organisierten Shuttle Busse bringen Eventbesucher problemlos vom Grazer Hauptbahnhof direkt zum Veranstaltungsgelände des Schwarzl Freizeitzentrums in Unterpremstätten. Wenn man nicht selbst mit dem Auto fahren möchte, stellt sich beim Kauf der Konzertkarte natürlich die Frage, wie man hin und her kommt. Die Antwort der Veranstalter im heurigen Jahr ist ein Service für Hin- und Rückfahrt in Form von Shuttle Bussen. Die extra für das Festival organisierten Busse fahren am Veranstaltungstag im Dauerfeuer bereits Stunden vor der Veranstaltung von Graz an den Schwarzl See und nach der Veranstaltung wieder nach Graz. Kein Parkplatz suchen, kein Fußweg, keine Taxikosten und der Bus fährt direkt vor das Veranstaltungsgelände. Die Tickets sind direkt im Bus um nur € 2,00 pro Person und Fahrt erhältlich. Hinfahrt: 13:00, 13:30, 14:00, 14:30, 15:00, 15:30, 16:00, 16:30, 17:00, 17:30, 18:00 Rückfahrt: 00:00, 00:30, 01:00, 01:30, 02:00, 02:30, 03:00, 04:00, 05:00, 12:00

Robert Steiner hat das Festival für Gangway besucht.

Das wohl schwierigste war es, zum Festival zu gelangen: Großräumig abgesperrt und als wir dann endlich einen Parkplatz gefunden hatten, waren es noch gute 15 Minuten Fußmarsch zum Eingang. Die hinterlegten Gangway-Karten haben wir nach kurzer Diskussion bekommen, da der Presseschalter nur bis 19:00 geöffnet war – aber hat geklappt. Die Menge war schon relativ “leergefeiert” als wir schließlich um halb 10 vor der Summer-Stage standen. Der Kronehitmoderator hat zwar sein Bestes gegeben die Feiernden zu motivieren, aber er hat nicht wirklich Anklang gefunden. Besser wurde es dann, als der schwedische DJ Alesso auflegte. Als jedoch die Durchsage kam, dass die Moon-Stage in der Halle ab sofort geöffnet ist, waren die Meisten nur daran, sich einen möglichst guten Platz zu checken – wir natürlich auch! Der Sound war bei der Moon-Stage um einiges besser und lauter (!) und es ist richtig Stimmung aufgekommen. Die “Miss Sabién” hat wirklich super aufgelegt, nur der kurzzeitige Komplettausfall der Musik war schade.

Fazit: Sehr betrunkene Leute, Glasflaschen auf so einem Event sind sicher nicht das Schlauste (sind durch die Menge geflogen), viele Blaulichtfahrten, aber wirklich viele Leute [20.000 bis 30.000 Besucher wurden kolportiert], teilweise super Stimmung und Musik, Wetter hat gehalten (zumindest als wir da waren), gut organisiert und macht jedenfalls Lust auf weitere Festivals. (Sind in der Hoffnung Tickets für Tomorrowland 2014 zu ergattern)

War wirklich eine sehr angenehme Überraschung der Abend und ich hoffe [dir] einen kleinen Überblick über das Lakefestival verschafft zu haben. Danke nochmals von uns Beiden! Schreibt Robert.

Graz, am 26. August 2013

MURTON Festival 2013

Das MURTON Graz Festival widmet sich heuer dem Balkanraum und seinen kulturellen Einflüssen auf unsere alltägliche Gegenwart auch hier in unserer Stadt Graz. Die Geschichte unserer Beziehungen der letzten 100 Jahre mit dem Balkan ist so facettenreich und vielfältig wie kaum eine andere. Mit dem EU-Betritt Kroatiens ist uns diese Region wieder ein Stück näher gerückt, die uns nie wirklich fern war. Die Generation der heute 30-Jährigen ist in eine völlige Neuordnung der Welt des Balkans hineingewachsen, die ihre jahrhundertealten Wurzeln und Traditionen aber nie verloren hat und die uns ebenfalls geprägt haben. Die kulturellen, musikalischen und geschichtlichen Gemeinsamkeiten – aber auch deren erlebenswerte Unterschiede – stehen im Fokus des diesjährigen Programms von MURTON Graz, schreibt Natalie Resch.

DER BALKAN IST IM FLUSS. Und der Fluss verbindet Graz auch mit dem Balkan

MURTON GRAZ 2013, Festival Opening | Foto © 2013 Gerald Ganglbauer

Oliver Mally hatte den Blues, The Stimulators heizten ein, das Publikum tanzte. Ein gelungener Eröffnungsabend der zweiten Ausgabe des MURTON Festivals.

Auf die Suche nach kulturellen und religiösen Spuren des Balkans in Graz begibt sich die speziell dafür konzipierte Stadttour AMAZING GRAZ…has its own Balkan. Der Murton-Poetry Slam wird unter dem Motto BALKAN CUP zu einem ganz besonderen Freundschaftsspiel zwischen Sprachen und Ländern – und das erstmalig auf der Murinsel. Neu ist das Open-Air-Filmprogramm BALKAN SCREENING, das vier Abende lang mit prämierten Filmen die Emotionalität der Menschen am Balkan nach Graz bringt. Und als literarisch musikalische Grenzüberschreitung versteht sich die Lesung mit musikalischen Zwischentönen unter dem Titel CROSS-OVER BALKAN. Lang und voller Leckerbissen ist der 17. August. Er beginnt bereits vormittags mit einer “Pfefferoni-scharfen” Brass Band am LENDPLATZ und endet erst spät abends mit einer Stärkung beim BALKAN-GRILL im Speisesaal des Hotel Wiesler; aufgelegt werden neben Ćevapčići am Holzgrill, Balkan-Beats von DJ Nevenko an den Turntables. Das Festival überquert das rechte Murufer und bespielt den AUGARTEN mit POLKA REMIXED. Es erkundet MUR AB- UND AUFWÄRTS neue Orte und bringt Weltmusik nach Judenburg und Gabersdorf.

Die MARIAHILFERPLATZ KONZERTE werden wieder bei freiem Eintritt und gewohnt temperamentvollen Klängen die Sommerabende mit dem ein oder anderen Tänzchen perfekt ausklingen lassen. Fetziger Ska steht ebenso am Programm wie jazzige Soli, Gipys Funk und Beatboxing – auf alle Fälle werden musikalische Grenzüberschreitungen von sich hören machen. Die NIGHTLINE im iKU bespielen die Turntable-Spezialisten von Tiefparterre. Let’s dance heißt es auch am 24. August beim großen SHOWDOWN mit Bauchklang auf der Mariahilferplatz-Bühne und anschließender SHOWDOWNPARTY im p.p.c.

Das Festival belebt das sommerliche Graz an der Mur mit Musik aus aller Welt und facettenreichen Programmen, die spüren lassen, wie nahe wir dem Balkan wirklich sind.

Lateinamerikanische Grooves, fetziger Ska, jazzige Trompeten-Soli, eingängige Refrains, verrauchte Vocals, bluesige Gitarren: Das ist der Sound der Münchner Band The Stimulators – die lässigste Kombination aus Südstaaten-Groove, Karibik-Flair, Latino-Feuer und Blues-Feeling.

Contemporary Jazz aus Norwegen vom Feinsten – und dazu einige Biere in guter Gesellschaft: ein Rettungsfahrer, der Weinbauer ist, ein Banker, der gerade wieder Vater wird, sowie richtig nette Versicherungsmenschen von der Grazer Wechselseitigen. Eine spontane Männerrunde eben. Schilcher wird nachgeliefert.

Graz, 16. August 2013