Nature Theater of Oklahoma

Der steirische herbst ist kein Durchlauferhitzer, wo jedes Jahr andere Künstler durchs Dorf getrieben werden. (Martin Baasch, Leitender Dramaturg)

Das Ehepaar Kelly Copper und Pavol Liska, besser bekannt unter dem Namen Nature Theater of Oklahoma, ist wieder im Lande. Nach zahlreichen Episoden von Life and Times, die als Co-Produktionen mit dem steirischen herbst aufgeführt wurden, hat die scheidende Intendantin Veronica Kaup-Hasler die beiden noch einmal in die Steiermark geholt, um Elfriede Jelineks „Die Kinder der Toten“ mit ausgewählten Laiendarstellern und Beteiligung der gesamten Bevölkerung auf Super 8 zu filmen. Die Filmarbeit an sich, die an Originalschauplätzen in der Obersteiermark über vier Wochen im September/Oktober stattfinden wird, ist das eigentliche Kunstwerk. Mit etwas Glück könnte der Film sogar in die Kinos kommen.

Wer frühere Arbeiten der Künstler kennt, wird wissen, dass die freie Adaption von Jelineks Roman wieder sehr provozierend ausfallen wird, wobei Sex, Gewalt und Nationalsozialismus in dem Genre Horrorfilm nicht zu kurz kommen werden.

Für diejenigen Leser, die noch nicht in die Welt des Nature Theater of Oklahoma verführt worden sind, ein kleiner Vorgeschmack aus ihrer letzten Produktion in Köln, „Deutschland 2071“.

Und das liest man im eben online gegangenen Programm des steirischen herbst:
Das Nature Theater of Oklahoma wagt heuer außerdem das Unmögliche: Die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat ihr, in ihren eigenen Worten, wichtigstes Werk freigegeben für eine filmisch-performative Inszenierung durch das amerikanische Performance-Kollektiv. „Die Kinder der Toten“ – ein „Gespensterroman“, über 666 unheimliche Seiten gehende, phasenweise hochkomische, dann wieder beklemmende sprachliche und geschichtskritische Herausforderung. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit mündet die Auseinandersetzung mit diesem Koloss an Sprache heuer in eines der bislang größten Projekte des Festivals: „Die Kinder der Toten“ wird vielstimmig und multimedial an seinen Ursprung zurückgeführt – nach Neuberg an der Mürz zwischen Mürzzuschlag und Mariazell.

 

An den Originalschauplätzen werden Kelly Copper und Pavol Liska vom Nature Theater of Oklahoma öffentliche Dreharbeiten zu einer freien filmischen Adaption des Romans inszenieren. Zusätzlich entsteht ein Basislager mit zahlreichen Begleitveranstaltungen – hier werden Mitwirkende auf die Drehs vorbereitet; hier stürzen wir uns in eine 144-stündige Dauerlesung von „Die Kinder der Toten“; hier starten geführte Touren zu den Schauplätzen des Romans und befeuert das „Cinema 666“ sein Publikum.

Apropos Publikum, bevor ich vergesse es zu erwähnen, ich war beim Casting und habe eine Rolle als „Syrer“ bekommen. Wow, ich werde ein Filmstar … sicher nicht der späte Beginn einer Hollywood-Karriere, aber man darf gespannt sein!

Info +43 316 816 070, info@steirischerherbst.at, www.steirischerherbst.at

Still Waters

Tommy kenne ich schon seit der Schulzeit. Wir haben damals Am Stadlgrund 13, im Haus meiner Eltern, miteinander musiziert. Davon gibt es sogar noch eine Aufnahme auf einem 18cm Spulen-Tonband. Aber diese Zeiten liegen Jahrzehnte zurück. Tommys Mutter war meine Deutsch-Lehrerin und Frau Professor Moretti mitverantwortlich für meine Liebe zum Buch. Ihr Sohn hätte am liebsten eine Karriere als Musiker eingeschlagen, damit aber seine Mutter enttäuscht, also hat er studiert und einen Brotjob an der Meduni. Seiner Leidenschaft mit der Musik ist er jedoch in verschiedenen Formationen treu geblieben. Seine jüngste Band nennt sich Still Waters, Sponsoring mit einem Mineralwasser-Produzenten steht noch aus.

Stille Wasser sind tief, heißt es.

Davon überzeugen die vier Musiker, deren Akustik-Instrumente den unplugged Stil der Band ausmachen: Alfred Valta, Bass, Thommy Puch, Schlagzeug, Perkussion, Thomas „Tommy“ Moretti, Gesang, Gitarre und Julia Sammer, Gesang, Geige. Die Lieder sind allesamt Eigenkompositionen von Moretti und Valta in englischer Sprache und philosophieren in langsamen Balladen wie auch schnellen Beats mehr oder weniger tief über das Leben. Alle vier beherrschen ihr Handwerk und das mit 22 Stücken abendfüllende Repertoire würde durchaus schon ein Debut-Album hergeben.

Einziger Kritikpunkt meinerseits war der Einsatz der beiden Singstimmen. Obwohl Sammer gut mit Moretti harmoniert, fand ich die junge Frauenstimme in den Soli unpassend. Schließlich sind es Morettis Lyrics – als Sänger ist er viel zu bescheiden. Schon in seinen früheren Bands dominierten die weiblichen Stimmen, nun sollte er endlich den Mut haben, sich selbst als Singer/Songwriter zu präsentieren und damit seinen Liedern ein unverkennbares Markenzeichen zu verleihen. Sammer glänzt ohnehin mit ihrem Violinspiel.

Das Konzert war der diesjährige Auftakt der von Werner Zinkl organisierten Veranstaltungsreihe „Kultur im Grünen“ im Ragnitzbad. Das Grazer Ragnitzbad wurde im Jahre 1929 errichtet, und war bis 2013 das einzige, in privatem Besitz befindliche, öffentliche Freibad von Graz. Knapp drei Millionen Euro hat die Stadt in den Kauf und in die Sanierung der Anlage investiert; sie wird von Barbara Zinkl gepachtet und liebevoll gepflegt.

Die Still Waters Fangemeinde war sehr zufrieden, durfte einmal mitsingen und bedankte sich mit kräftigem Applaus. Weitere Veranstaltungen – www.ragnitzbad.com

Über die Band – www.stillwaters.at