Jazz Redoute

Die 9te Auflage des Festes der Szene findet wie gewohnt unterm Schlossberg statt. Ich werde mich unters Volk mischen und sicher einige alte Bekannte treffen. See you!

MORITZ WEISS KLEZMER TRIO // KARLHEINZ MIKLIN “Following Footsteps” // DEELINDE & EMILIANO SAMPAIO // Jan Samson Krizanic POLYCRISIS // ANJA OM PLUS

// Lukas Meissl’s AUSTRIAN STANDARDS // SIR OLIVER MALLY SOLO SPECIAL wurde mir durch der Fahrplan der letzten Strassenbahn leider abgeschnitten. Aber die beiden kannte ich ohnedies. Was mich zum einzigen Kritikpunkt der „blauen“ Show bringt.

Mit sieben Acts erst um 20:15 zu beginnen, ist zu spät. Das Publikum muss die Möglichkeit haben, mit Öffis nachhause zu fahren, danach gibt’s nur Taxis. Auch für die letzten Auftritte wäre es fair, da sich ihr Publikum rund um Mitternacht deutlich verdünnt.

Mit einem früheren Beginn wäre das musikalische „Speed Dating“ ein noch besseres Format, neue Jazzbands im breitesten Sinn zu entdecken.

Die Australier kommen!

Gravity & Other Myths

Meine Mates, die jungen Akrobatinnen und Akrobaten aus Adelaide, machen wieder ihren Stop in Graz und das bedeutet nur eines: nichts wie hin ins Orpheum, selbst wenn du im Rollstuhl sitzt, denn so etwas gibts nur einmal zu sehen. Schwerelosigkeit sei nur ein Gerücht, sagen sie, aber wehe dir, du missachtest die Warnung: Don’t try this at home.

Du brauchst aber selbst gar nicht in den Weltraum oder nach Australien zu fliegen, um schwerelos zu werden. Der Besuch von gleich zwei (!) Shows „The Mirror“ ab 20. Dezember bzw. „10.000 Hours“ ab 3. Jänner wird dir alle Beweise liefern. Goodonya, Mates!

The Mirror

Here we go: Nach der gestrigen Premiere des „Spiegels“ hat Starfotograf Nikola Milatovic aus rund 400 Fotos seine 10 besten mit mir geteilt. Diese Bilder beweisen die Flugfähigkeit der Athleten, und dass sie überdies sogar Spass daran hatten. Das begeisterte Publikum dankte mit einer Standing Ovation. Nichts anderes hatte ich erwartet.

Eine neue unterhaltsame Komponente brachte der Komponist und Musiker Ekrem Eli Phoenix auf der Suche nach dem wahren Ich in die ohnedies multimediale Compagnie ein. Songtitel bis hin zu Marilyn Mansons Albträumen wurden zum roten Faden und Lyrics zum leisen mitsingen. Das wiederum wurde zur Quizfrage: Von wem ist das Original?

10.000 Hours

Man sagt, es seien 10.000 Stunden nötig, um eine Fertigkeit zu erlernen. Mit zwei Stunden täglich wären das fast 14 Jahre. Am 3. Jänner fand die Premiere von „10.000 Hours“, einer Produktion der anderen Hälfte von Gravity & Other Myths statt und überzeugte das Publikum, dass Normalsterbliche eine dermassen hoch entwickelte Form der Akrobatik nie beherrschen würden.

Dass die Akrobaten auch eine gute Portion Humor haben, zeigte sich unter anderem in einer auf spontanen Zuruf aus dem Publikum (von mir) eingeleiteten Känguru-Improvisation. Lachen entspannt.

Über die Künstlergruppe „Gravity & Other Myths“

Gegründet im Jahr 2009 im südaustralischen Adelaide durch die jungen Akrobatinnen und Akrobaten Lachlan Binns, Jasha Boyce, Elliot Zoerner, Jacob Randell und Martin Schreiber, stehen in den Stücken der Compagnie Gravity & Other Myths stets komplexe menschliche Beziehungen im Fokus.

Die Künstlerinnen und Künstler setzen sich mit den vielschichtigen Elementen des zeitgenössischen Zirkus als innovative und genreübergreifende Kunstform auseinander und verbinden in ihren Produktionen Musik, Videokunst und Lichtdesign zu wahren Meisterwerken der Bühnenkunst. Unverwechselbar, inspirierend, authentisch und der Schwerkraft immer einen Schritt voraus.

Seit der Premiere mit dem Stück A Simple Space beim Cirque Noël 2017 begleitet das Festival die Künstlergruppe auf ihrem Weg und gemeinsam mit dem Festival La Strada wurden bereits mehrere Koproduktionen realisiert und in Graz zur Aufführung gebracht.

Infos – www.cirque-noel.at

Die weiteren Vorstellungen von „10.000 Hours“ sind ausverkauft. 

Mein Tipp für die Leser:innen: Für die La Strada-Eröffnungsproduktion „Entre Chiens & Louves“ der französischen Compagnie Cirque Le Roux in der Oper Graz gibt es bereits Tickets. Bis 31. Jänner 2025 mit Frühbucherbonus. 
Weitere Informationen – www.lastrada.at

Klassentreffen im Tubes

Peter Lenz – New York Reunion

Samstag, 16. November 2024, 20:00
Brian Krock – alto sax, Alex Goodman – guitar, Marty Kenney – bass, Peter Lenz – drums

© Peter Lenz Portrait by Violeta Lenz

Vier Musiker aus drei verschiedenen Ländern haben gemeinsam an der Manhattan School of Music in New York studiert. Nun, beinahe zehn Jahren später wird es Zeit für ein Klassentreffen, und woanders könnte ebendieses stattfinden als logischerweise in Graz.
Für Peter Lenz ist es nicht der erste (und hoffentlich auch nicht der letzte) Auftritt im Tubes, wohnt er doch nur ein paar Straßen entfernt.
Der kanadische Gitarrist Alex Goodman, frisch gebackener Professor am Institut für Jazz in Graz wird sich dem Grazer Konzertpublikum ebenso schnellstens ins Gedächtnis spielen. Brain Krock am Saxophon und Marty Kenney am Bass werden im November mit Lenz’ Orchester Projekt in Österreich unterwegs sein, und so treffen sich alle vier wieder in Graz. Nachdem das ein zu großer Zufall ist, um ihn einfach unbeeindruckt verstreichen zu lassen, muss das natürlich unbedingt mit einem Konzert im Tubes gefeiert werden.

Styrian Sounds

Zum zehnten Mal durchdrangen „steirische Klänge“ das Grazer PPC. Das dreitägige Festival für heimischen Nach- und Wildwuchs erfreut sich einer treuen Fangemeinde, die treppauf treppab den dargebotenen gut zwei Dutzend Acts folgte. Darbietungen auf zwei Ebenen sind eine Menge Stufen für ältere Semester wie mich, weshalb ich vorsichtshalber nur den dritten Tag besucht hatte. Dabei konnten die kreativen Namen der Bands von Tag 1 + 2 auf dem nur 7×10 cm großen Programmflyer wie ein Gedicht gelesen werden: Buena Banda/ Fette Fete/ Rote Augen/ Coinflip Cutie. Von allen gibts neue Alben zum Nachhören.

Max Höfler und Ronny Wenzel sind „Lil Franz“

Tag 3 eröffnete mit Umami am Mainfloor und knapp darauf Lil Franz an der PPC Bar mit einer Album Release Show von „Chillen im Elend“, einer gar köstlichen Persiflage von Max Höfler und seinem Sidekick Ronny Wenzel.

Den stimmgewaltigen Onk Lou hörte ich mir noch an, den Rest der langen Nacht überliess ich der Jugend.

Gerald Ganglbauer

gamsbART: nach 40 Jahren ist Schluss

Nach 40 Jahren steigt Phönix aus der Asche?

40 Jahre gamsbART gilt es zu feiern und zwar ordentlich. Es wird eine Mega-Fete geben, versprochen! Denn am 11.04. wird das ganze Orpheum zur Bühne und zur Begegnungszone. Sie erwartet ein tolles Programm voller Überraschung mit hoffnungsvollem Blick auf Zukünftiges: Zum einen präsentieren langjährige Wegbegleiter von gamsbART dynamische Projekte und junge Künstler, zum anderen bitten wir absolute Senkrechtstarter auf die Bühne des Orpheums.

Soweit die Werbung des Veranstalters, die andernorts auch als Abschied gelesen wird. Aber vielleicht wusste Martin Gasser von der Kleinen Zeitung noch weitere Details vom nunmehr pensionierten Veranstalter und seinem Trägerverein.

Erst vor ein paar Tagen hatte ich die mehrlagig überklebte Konzertplakatwand im Stockwerk Jazz Club genauer gemustert. Alle Plakate im unverwechselbaren Design von Herms Fritz musste ich verblüfft feststellen, dass gamsbART den Großteil davon veranstaltet hatte und ich in den 80ern viele davon live erleben durfte. Das waren die Jahre, wo ich ständig und überall Heimo Steps über den Weg gelaufen bin, den ich von den Anfängen von gamsbART kannte . Das dürfte so etwa 40 Jahre her sein und war für meine Liebe zu Jazz enorm wichtig. Die Konzerte im M59 von Eberhard Weber, Dollar Brand, Pat Metheny oder Jan Garbarek sind unvergessen.

Vor ca. 35 Jahren übernahm Gerhard Kosel das Management und da ich 25 Jahre lang meinen Lebensmittelpunkt in Sydney hatte, blieb das weitgehend unter meinem Radar. Da wir nach meiner Rückkehr voneinander nichts wussten, kam es anfangs in der GMD zu etwas Abrieb bei der Akkreditierung, der im tube’s wieder geglättet wurde.

Seien wir also gespannt. Das (Abschieds-)fest beginnt im Orpheum am 11. April 2024 um 19:30 (dem Welt-Parkinson-Tag) und ich bin überzeugt, dass ein Umtriebiger wie Gerhard Kosel auch nach dem Ende von gamsbART einiges aus dem Hut zaubern wird.

Das Fest: Gerhard Kosel liess sich feiern

Musiker aus fünf Generationen um Raphael Meinhart bis hin zum Pianisten Martin Listabarth durften jeweils fünf Minuten ihre Musik spielen. Das waren viele, die in 40 Jahren 5.000 Konzerte gespielt haben sollen. Dann war noch den Unterstützern und Sponsoren zu danken und der Verstorbenen zu gedenken und selbstverständlich dankte auch der Obmann des Vereins am Karmeliterplatz 5 den Politikern, die in Form von Subventionen den Verein am Leben erhielten. Unter dem Publikum wurden tolle Preise verlost, vom Jahreseintritt in den Grazer Jazz Club tube’s bis zu einer Flugreise nach New York ins Village Vanguard. Fragen nach der Zukunft und wie es mit gamsbART und Gerhard Kosel in Pension weiter ginge, blieben unbeantwortet.

Auf die versprochene „Überraschung“ musste das Publikum bis zum Finale um 1 Uhr früh warten: eine allerletzte Jam Session, Gerhard Kosel himself betritt die Bühne und ihm wird statt eines Mikrofons für eine weitere Ansprache ein Paket geliefert. Er öffnet es umständlich und entnimmt ihm eine Steel Drum, die er aufstellt und völlig aus dem Takt darauf trommelt. Vielleicht wollte er damit zugeben, dass er zwar viele Talente, jedoch kein Gefühl für Rhythmus im Blut hat. Und so beendete er die fast sechsstündige Veranstaltung mit dem simplen „Kling“ einer Triangel.

Gerald Ganglbauer

Hautzinger 3 im Stockwerk

Franz Hautzinger – Vierteltontrompete
Jakob Schneidewind – e-bass
Lukas König – drums, electronics 

Franz Hautzinger © Hans Ringhofer

Die Musiker dieses Wiener Trios bewegen sich in einem Bereich, der Wechselwirkungen zwischen Jazz, Neuer Musik und experimentellen, malerisch-expressiven Ansätzen ermöglicht. So ist von dieser Begegnung buchstäblich alles Mögliche zu erwarten. Im Zentrum der besonders responsiven Ausdrucksweise steht jedoch die Hingabe an den Moment.

Spricht man hierzulande vom experimentellen Jazz und dessen herausragenden Exponenten, so fällt mit Sicherheit nach kurzer Zeit der Name Franz Hautzinger. Ohne Zweifel zählt der Trompeter zu den anerkanntesten Vertretern der heimischen Jazzszene. Auch im Ausland genießt der enorm vielseitige Musiker inzwischen einen hervorragenden Ruf. 

Hautzinger einer bestimmten Kategorie zuzuordnen, ist nahezu unmöglich. Dafür tanzt er schlicht und einfach auf zu vielen Hochzeiten. So bewegt sich der gebürtige Burgenländer, der vor etwa hundert Jahren sogar an der Grazer Musikhochschule (heute KUG) studiert hat, ständig im Spannungsfeld zwischen den verschiedensten musikalischen Welten, die er durch sein Spiel in kausaler Nähe zum Jazz in Verbindung bringt. Der Trompeter fühlt sich in der zeitgenössischen Musik genauso beheimatet, wie im Jazz, in der Neuen Musik oder der Weltmusik. 

Als viel beschäftigter Solist oder in zahlreichen Ensembles, stets ist der 61-jährige Virtuose in der Lage, durch sein ungemein facettenreiches Spiel dem Gesamtwerk seinen unverwechselbaren Stempel aufzudrücken.

Samstag, 6. April, 20:00 Uhr live im Stockwerk
Otmar Klammer

Hautzinger 3 LIVE im Stockwerk
Fotos Gerald Ganglbauer

Deep Space 8K

Was haben Ars Electronica, Leonardo Da Vinci und Vincent van Gogh gemeinsam? Immer öfter teilen sie sich Millionen Pixel in 8.000 Spalten aus überlebensgroßen Multi-Monitor-Installationen. Und man ist mitten drin.

Venedig – Wunderwerk der Technik, Architektur und Kunst – steht seit Jahrhunderten im Kampf gegen das Meer. Es ist zugleich gnadenlose Bedrohung als auch Quell für den unendlichen Reichtum dieser einzigartigen Stadt, die auf dem instabilen Schlamm einer Lagune erbaut wurde. Die Zeit und Umwelteinflüsse haben bereits deutliche Spuren hinterlassen. Restauratorische Bemühungen können den Verfall nur verzögern, nicht aber aufhalten.

Von 1997 bis 2001 war ich selbst einer jener virtuellen Teilnehmer bei „cyberarts“, die bestenfalls eine „Mention“ erhielten, bravourösen Gewinnern jedoch hohen Respekt zollten, weil sie alte Grenzen niederrissen und bislang unsichtbare Details sichtbar machten. Dadurch hat 2D und 3D Fotografie eine weitere Dimension durch Walk-in-Images und ähnliche Projektionen erhalten.

Grazer Rarhaus, 24. 12. 2023

Die hohe Bildauflösung ist nicht neu. Sony hatte schon vor fünf Jahren ein 8K Display am Markt, aber 7680 × 4320 („UHD-II“) mit einem Bildseitenverhältnis von 16:9 HD ermöglicht Projektionen von der Art der Weihnachtsdeko des Grazer Rathauses, der imposanten Van Gogh Ausstellung oder eben „Deep Space“ in Linz.

I Dream A World

Chorkonzert der Grazer Keplerspatzen

Dirigent Ulrich Höhs

Die Keplerspatzen laden zum gemeinsamen Träumen ein. Gemeint ist damit keine Realitätsflucht. Und wer diesen jungen, stets frischen Chor kennt, weiß auch, dass es wohl kaum die Müdigkeit sein kann, die an diesem Abend Rhythmus und Intonation vorgeben. Nein, es geht hier um den Traum einer besseren, gerechteren, mit einem Wort, einer menschlicheren Welt. 

Als Ouvertüre dient die zeitgenössische Bearbeitung eines Meisterwerks der Madrigalmusik, welches in seiner Schlichtheit die Quintessenz dieses Abends zum Erklingen bringt: Because all men are brothers. Sodann geht es auch schon mit (zwei) großen Schritten (Mozart und Schubert) weiter zur Musik des 20. Jahrhunderts und unserer heutigen Tage. Hier ertönt das Thema in all seiner Vielschichtigkeit. So offenbarte das Träumen gerade im 20. Jahrhundert auch seine Schattenseiten: Wenn etwa im Namen einer erträumten und angeblich perfekten Welt von Morgen, das Bestehende (das dem höheren Ziel entgegenzustehen scheint) negiert, die Freiheit versklavt und die Wahrheit verleugnet wird – all das im Namen eines Zwecks, der angeblich die Mittel heiligt. So kommt auch im – nur scheinbar –  leichtfüßigen Dialog von Kälbchen und Schwalbe („Dana, Dana“) die unerträgliche Tatsache zur Sprache, dass Menschen zur Schlachtbank geführt werden. Auch wenn man wegen dieser möglichen Gefährlichkeit das Träumen von einer besseren Welt kompromittiert sieht, als hoffnungsvoller Blick in die Zukunft ist es existenzielle Notwendigkeit: Hold fast to dreams, for if dreams die, life is a broken-winged bird that cannot fly. Gemeint ist hier wohl auch der notwendige Optimismus, aus dem wir tagtäglich schöpfen, wenn wir morgens unsere Augen öffnen:  You are the new day. I will love you more than me and more than yesterday. Er durchströmt uns als unaussprechliche Hoffnung, als namenlose Vorfreude, die ihren Gegenstand noch gar nicht kennt: Something’s coming, I don’t know what it is, but is gonna be great. Als gute Stimmung ist sie die Kraftquelle, die den Traum einer besseren Welt auch Umzusetzen ermöglicht: Be the change you want to see. Zu dieser Stimmung möchten die Keplerspatzen mit ihren kräftigen Stimmen etwas beitragen: We sing out our truth („Song for Justice“). Und überhaupt, was gibt es besseres als einen Chor für das gemeinsame Träumen? In music we are one („One Voice“).

Somerset Barnard am Platoo Montag

Ein australischer Bluesman mit Hong Kong-chinesischer Mutter, der in Wien lebt, war DIE Entdeckung am „Platoo Montag“ in der Scherbe.

Zweimal Somerset Barnard: am Cover von The Stranger und live in der Scherbe (Doppelbild)

Als wir uns vor der Show unterhielten, wirkte er beinahe schüchtern, auf der Bühne dann jedoch selbstsicher und stimmgewaltig, diese Stimme hätte sicher auch unplugged den Scherbenkeller beschallt. Er würdigt den Delta Blues, hat einiges von seinen Idolen gelernt (geklaut wie er sagt), wie Ry Cooder oder Robert Johnson, hat jedoch seinen eigenen Weg gefunden und geht ihn konsequent, ob als Straßenmusiker oder auf einem Blues Festival.

Inhalte sind die Themen des Genres: Mexikanische Flüchtlinge, Rassen Diskriminierung, Besäufnisse, Obdachlose (Poor Black Sally), Gospel (The Saviour) obwohl er ausdrücklich nicht religiös ist. Seit sechs Jahren bereist er nun von Wien aus die Welt, hat aber auch zwei Alben in der Cselley Mühle im Burgenland eingespielt, u.a. mit Ernst Molden: „Trains & Churches“ (2018) und „The Stranger“ (2020), ein Buch wird folgen.

Wie viele Australier ist er ein constant traveler der Brisbane (Queensland) verlassen hat um zu den Lehrern des Blues zu reisen, selbstredend in die USA, wo sein Vater gearbeitet hatte, aber auch in Länder wie Sierra Leone, wo er durch einen einzigen Moskitostich schwer an Malaria erkankte, aber aus seinen Fieberträumen Lieder entstehen ließ.

Mit einer Anekdote von einer Guinnes Bier-Sauftour in Irland erklärt er die seltsame Slide Gitarre aus einer Keksdose und einem Treibholz, das er beim Surfen gefunden und daraus ein schnarrendes Instrument gebaut hatte. Und das neben einer Gitarre, die er seine „Freundin“ nennt und die ihn überallhin treu begleitet hat.

Als story teller behandelt er immer wieder Beobachtungen, die er nicht aus Neugier, sondern unterbewusst und wertfrei anstellt, Analysen, die ihm helfen Tag für Tag als „Fremder“ zu leben.

Infos somersetbarnard.com

Gschichtldrucker Marco Pogo im Theatercafé

Kleinkunstbühne Hin & Wider

Eine Eierspeis mit einem Bier ist die traditionelle Bestellung beim Besuch einer Vorstellung im Theatercafé in der Mandellstraße. Die andere Tradition der Kleinkunstbühne „Hin und Wider“ ist das Kabarett. Als Zeitgenossen erinnere ich mich an Leo Lukas, J.M. Willnauer, Rudi Widerhofer und Co. – und heute ist es eben Marco Pogo, ein Spaßvogel aus Wien-Simmering, der dort mit seiner Bierpartei als Dominik Wlazny unbeabsichtigt Bezirksrat wurde und aus Jux sogar zur Wahl als Bundespräsident antrat, wo er es überraschenderweise auf Platz drei schaffte.

Im Theatercafé versuchte sich der 36-jährige Mediziner, Bandleader und Parteigründer auch als Kabarettist, was ihm jedoch nur teilweise gelang. Ja, er ist talentiert, hat Charme, der im Publikum (und bei politikverdrossenen Wählern) gut ankommt, er ist eloquent und selbstbewußt, aber die Gschichtln, die er druckt, sind – wenn auch überspitzt – zu nah an selbst erlebter Wahrheit, dass sie jedem aus dem Alltagsleben nachvollziehbar bekannt sind und wir nichts daraus lernen. Ja, es sind schon lustig Sachen dabei, aber eigentlich lacht man dabei über sich selbst. Das peinliche Verhalten der Österreicher im Ausland, der Spießrutenlauf bei Amtswegen, die Hürden bei der Umstellung der Handysignatur, all das sind bestens bekannte Klischees und nichts Einzigartiges.

Man verbringt einen unterhaltsamen Abend mit Marco Pogo, wird aber enttäuscht, wenn er sich in der Pause versteckt und sich nur Minuten nach der Show in sein Hotel absetzt und sich keinem Gespräch stellt. Zurückgelassen hat er bloß Berge von „I hos olle Leit“ Merchandise. Dabei hätte ich ihm als Kollege in Sachen Kommunalpolitik gerne bei einem Bier ein paar Fragen gestellt.

Gerald Ganglbauer

Info marcopogo.com