Ich kannte seine Installationen am Wiener Ernst-Happel-Stadion und vor der Oper in Sydney und bewunderte seine Arbeit seit Jahren. Gestern hatte ich die Gelegenheit, mit dem Starfotografen den Nachmittag zu verbringen, nachdem er in Graz eine seiner „Party-Installationen“ fotografiert hatte. Als ich erfuhr, dass Spencer Tunick nach Graz kommt, hatte ich ein Exklusiv-Interview mit ihm vor, doch dann sassen wir einfach zusammen und taten, was ganz normale Menschen heutzutage tun: Wir zeigten einander unsere Arbeit am Handy, plauderten unverfänglich und dabei bastelte er an einem neuen Instagram Clip für den Holiday-Sale seines Buches mit dem Code „naked20“.
Er fragt immer wieder nach Feedback von seinen zwei Sitznachbarn, einer jungen Münchnerin, die extra seinetwegen nach Graz gekommen war und mir, der ihm sein kommunalpolitisches Engagement für Freikörperkultur erzählte, aber mit Instagram noch gar nichts gemacht hatte. Ich holte uns erst einmal drei Gläser Tee und beobachtete, wie seine geübten Finger über das Handy wischten und dabei ein Werbeclip aus soeben erst gefilmtem Material entstand, gepostet und sofort kommentiert wurde. Kein Wunder bei 8.500 Fans seiner Arbeit auf Instagram allein.
Natürlich stellte ich Spencer auch hin und wieder eine Frage, wie sieht er sich primär, als Fotokünstler oder als Advokat für Nacktheit, geht er in die Sauna, ist er Naturist, hat er eine Mission und was mir sonst noch einfiel. Was unter dem Strich herauskam, war die Erkenntnis, dass er ein umgänglicher Typ ganz ohne Star-Allüren ist, der einfach macht was ihm gefällt. Seine Frau kümmert sich ums Geschäftliche. Dabei ist sein Cellphone voller nackter Menschen. Er durchforstet seine Aufnahmen jedoch streng nach US-Vorschriften („do you see a nipple here?“) und die Nacktheit scheint so normal, als ob die Haut des Menschen sein Gewand wäre (was sie ja auch ist).
Alles andere findet sich auf www.spencertunick.com