Hurdy Gurdy Guru Matthias Loibner | Foto: Gerald Ganglbauer
Die Drehleier (auch: Radleier, engl. Hurdy Gurdy) ist ein Streichinstrument, bei dem die Saiten von einem eingebauten Rad angestrichen werden, das mittels einer Kurbel gedreht wird. Die schwingende Länge einer oder mehrerer Melodiesaiten wird mechanisch über Tasten verkürzt, um die Tonhöhe zu verändern.
Meist klingen eine oder mehrere Bordunsaiten auf konstanter Tonhöhe mit. Die Drehleier wird daher wie die Sackpfeife zu den Borduninstrumenten gezählt. Zum Erzeugen von rhythmischen Schnarrlauten dient oft ein Schnarrsteg.
Die Drehleier wird unter anderem in der traditionellen Musik, der Alten Musik, Industrial, in der Rockmusik und in der Neuen Musik verwendet. Vereinzelt auch im Jazz, wie vom Hurdy Gurdy Guru Matthias Loibner, von dem es unzählige Alben gibt, zuletzt „Brot & Sterne: Tales of Herbst“ (Traumton Records, 2017).
Matthias Loibner (geb. 1969 in Graz) studierte einige Semester klassische Komposition, Jazzkomposition, Orchester- und Chorleitung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Seit 1990 widmet er sich hauptsächlich der Drehleier, sowohl als Musiker als auch als Lehrer. Matthias Loibner lebt heute in Wien und arbeitet seit 1995 mit dem Instrumentenbauer Wolfgang Weichselbaumer an der Weiterentwicklung der Alto-Drehleier unter anderem an der mehrkanaligen elektronischen Abnahme. Er kombiniert die Drehleier mit einem eigenen Setup aus Live-Effekten und live-looping software am Computer.
Das Ergebnis dieser Fusion läßt sich schwer in Worte fassen, man muss es gehört haben. Stockwerk Jazz Graz bot diese Gelegenheit, wo er als Gastsolist mit dem Heinrich von Kalnein Quintett aka Jazz Big Band Graz Smål zu erleben war.
Trotz der derzeit durchaus intensiven Umgestaltungsphase (die gmd hat ja nach vielen erfolgreichen Jahren Ende September endgültig die Bühne der legendären Konzertlocations in Graz verlassen) freut es mich, dass es in der kommenden Woche zwei Konzerthighlights im „tube’s“ zu vermelden gibt. Mit David Murray (30.11.) und Mansound (2.12.) kommen zwei internationale Ensembles nach Graz deren musikalischer Zugang wohl unterschiedlicher nicht sein kann. Ganz im Sinne der großen stilistischen Bandbreite auf der Bühne des „tube’s“ live | music | cafe. Mit Vorfreude – Sigi Feigl
David Murray & Blue Brass
David Murray – tenor sax, bass clarinet, Paul Zauner – trombone, Wolfram Derschmidt – bass, Dusan Novakov – drums: Samstag, 30. November 2019 @ tube’s
Der Grammy-Gewinner David Murray gilt vielen als einer der wichtigsten und vielseitigsten Saxophonisten, Komponisten und Bandleader des modernen Jazz. Aufgestiegen in der New Yorker Loft Jazz-Szene in den 1970ern, als Mitbegründer des World Saxophone Quartet und vielfältiger Garant für musikalische Integrität auch in Europa populär, später auch mit „The Grateful Dead“ oder „The Roots“. Über 150 Alben sind unter seinem eigenen Namen entstanden, bei 100 weiteren Alben war er als Sidemen mit dabei. Seine Vorbilder sind die Saxophonisten Paul Gonzales, Lester Young und Ben Webster. Durch sein obertonreiches Spiel, seine virtuosen Überblastechniken und seine Erfahrungen in Gospel, Avantgarde, Rock und Funk verfügt er über ein enormes musikalisches Handwerkszeug.
Mansound inszeniert die Vielseitigkeit der menschlichen Stimme. Ihre harmonische Perfektion, erstaunliche stimmliche Fähigkeiten, reiche Klangfarbenpalette, Emotion und Natürlichkeit bringen dieses Ensemble unter die Favoriten bei Bewunderern hochwertiger Vokalmusik. Sie werden sowohl vom Publikum als Musikkritikern auf der ganzen Welt gefeiert.Mansound wurde im Dezember 1994 vom Komponisten und Arrangeur Vladimir Mikhnovetsky (1963-2004) gegründet. Als Mastermind und Inspiration der Gruppe war Vladimir in der Lage, die sechs Vokalakrobaten nicht nur innerhalb der GUS zu positionieren, sondern sie auch auf großen internationalen Bühnen und Festivals zu präsentieren. Heute ist Mansound Experte für á cappella Musik und das führende Gesangsensemble in der Ukraine bzw. der gesamten ehemaligen Sowjetunion.
tube’s, Grieskai 74a, Graz Die Konzerte beginnen um 20 Uhr. Reservierte Sitzplatztickets bitte bis spätestens 19:45 einlösen.
Vier Bands rockten gemeinsam ein Konzert im Grazer Moxx: „Doppeldecker“ (grob geschätzter Altersdurchschnitt 30+), „Speed Limit“ (50+), „Catwalk“ (40+) und „Mad Soul Empire“ (20+). Bei einzelnen Bandmitgliedern liege ich sicher falsch, aber um die Rock-Generationen anzudeuten genügt die Skala als Beweis, dass die Rockmusik der 80er weiter lebt. Keep on rockin‘.
Doppeldecker
Eine Band aus dem Süden Burgenlands mit deutschen Texten, humorigen Inhalten (wie Kernöl oder Uhudler) und fetzigem Melodic Rock. Leider ging das Publikum auf ihren Wunsch nicht ein, zu ihren Balladen zu schmusen. Gut gemeint wars allemal.
Speed Limit
Melodic Metal brachten diese vier Herren im gesetzten (knapp unter meinem) Alter aus Salzburg mit. Ich nützte die Pause für eine private Unterhaltung mit Chris Pawlak (Bassgitarre) und fand viele Parallelen zu meiner eigenen Musikgeschichte. Joe Eder (Leadgitarre) und Chris Angerer ließen die Gitarren kreischen und hatten Spaß, obwohl sie noch nie vor so wenigen Besuchern aufgetreten waren, wie hier im Moxx. Übrigens: Hannes Vordermayer, Sänger und Schlagzeuger, erinnert auf den ersten Blick an Gerd Sojka (Badhoven). Die beiden kennen sich sogar.
Catwalk
1987 in Graz gegründet, aufgelöst und wiedervereint, zeigte sich das Outfit rund um den Sänger und Bassisten Johnny Schwarzinger bei diesem Reunion-Gig in Bestform. Die Band (obwohl mir bislang nicht bekannt) muss eine gute Fanbase haben, denn der Saal begann sich zu füllen. Roland „Josh“ Joham spielte Gitarre hinter dem Kopf und Norbert Steinkellner waltete am Keyboard. Leider waren die beiden meist außerhalb der Scheinwerfer und somit schwer ins Bild zu rücken.
Mad Soul Empire
Mir war die Gruppe junger Leute in der ersten Pause aufgefallen, weil sie im Saal stehen blieben als alle anderen sich die Beine vertraten, ein Getränk, oder frische Luft holten. Auf meine Frage, ob sie Groupies von „Doppeldecker“ seien, bekam ich eine kryptische Antwort. Stellte sich heraus, dass die junge Dame die Sängerin des letzten Acts war. Da MItternacht nahte, war ich schon ziemlich OFF und ließ es mit einigen Fotos bewenden.
Ein Dank an die Veranstalter, was für eine schöne Idee, einer Musikrichtung über mehrere Generationen hinweg eine Perspektive zu geben. Aber ein wenig mehr Publicity hätte dem Event nicht geschadet, denn die Bands hätten viel viel mehr Publikum verdient. Keep on rockin‘.
Miguel Zenón am Plakat und Cover des Programmheftes
Gibt es Otmar Klammers Jazz & Wein in der Südsteiermark wirklich schon sieben Jahre? Ich denke nach: Das erste Festival muss 2013 stattgefunden haben, da war ich in Australien, ’14 habe ich zu spät davon erfahren, ’15 hatte ich eine Terminkollision mit meinem eigenen Benefizkonzert in Stattegg, ’16 und ’17 war ich backstage dabei, voriges Jahr leider nur am Sonntag, weil im Rollstuhl. Seither gehöre ich fast zur Familie. Heuer stehen keine Hindernisse im Wege und ich freue mich darauf, Otmars Jazz-Träumereien live zu erleben und meine Eindrücke in diesem Artikel festzuhalten.
Miguel Zenón, privat
Donnerstag, Weinkeller Schloss Seggau
Eröffnet wurde mit zwei Darbietungen, die unterschiedlicher und doch ähnlicher nicht hätten sein können: das gitarrenlastige Trio des schrulligen Belgiers Philip Catherine mit Bossa Nova Paulo Morello und dem Deutschen Sven Faller am Bass, die Tunes aus ihrem neuen Album „Manoir de mes Rêves“ spielten – und danach die experimentelle Formation DAS KAPITAL mit Edward Perraud, einem derart quirrligen Schlagzeuger, dass kein einziges Foto scharf wurde, Daniel Erdmann, einem genialen Saxofonspieler und dem vielseitigen Hasse Poulsen, der ein zweites Leben als Singer-Songwriter hat. „Vive La France“ nannte sich ihr Programm und in so manchem Tune war das Original noch zu erkennen.
Backstage und am Plattenstand, wo die Alben wie warme Semmeln verkauft wurden, war die Sprache des Abends natürlich Französisch und ich hörte gern zu. Ich tauschte eine CD mit Hasse (Hänschen) Poulsen, die den interessanten Titel „Not Married Anymore“ trug. Darüber hinaus hielt ich meinen Mund weitgehend geschlossen, da meine Französischkenntnisse schon auf ein peinliches Niveau gesunken waren. Ich erinnere mich in solchen Situationen an „si tacuisses, philosophus mansisses“ und erspare mir damit eine gröbere Blamage. Mit meinem Spanisch gings mir am Folgetag ähnlich, aber da sprach jeder Englisch.
Freitag, Kulturzentrum Leibnitz
Mit Miguel Zenón hatte ich backstage vor seinem Auftritt ein nette Plauderei über seine Heimat Puerto Rico, nachdem er sein Saxofon aufgewärmt hatte. In seiner Band spielt der Auslandsösterreicher Hans Glawischnig am Bass, der Venezolaner Luis Perdomo am Klavier, und Henry Cole bedient das Schlagzeug. Viel Applaus erhielt jedes der Soli wie auch das Quartett als Ganzes für die Synergie aus hochkonzentrierten Individualisten, die erst am Ende ein entspanntes Lächeln zeigten.
Ganz anders waren die Finnen, die mit ihrer Espoo Big Band rund um Marzi Nyman von der ersten Note an Spass hatten. Die Mannen (die ebb besteht zu 100% aus Männern – wo waren eigentlich die Frauen im Festival?) sind nicht nur professionelle Musiker, sondern auch Unterhalter und gestalten ihre Show mit einer guten Portion Humor. Musikalisch erinnern sie mich an die Big Band Steiermark mit The Base, aber diese Ähnlichkeit liegt nahe, wenn 19 Musiker gemeinsam einen Klangkörper bilden.
Freitag, Altes Kino
Rund um Mitternacht gabs noch Musik zum Chillen vom Duo Hope, dem Amerikaner Kevin Hays und Lionel Loueke aus Benin im Alten Kino, einem neuen Venue in Leibnitz. Da ich Frühaufsteher bin und seit 5 Uhr auf den Beinen, war ich zu dieser Nachtzeit sehr übermüdet und froh, im Retzhof ein Zimmer zu haben.
Workshop Jazzfotografie mit Frank Schindelbeck
Samstag, Kulturzentrum Leibnitz
Ich fragte Noah Preminger nach dem Wow-Konzert seines Quartets mit Jason Palmer, Trompete, Kim Cass, Bass und Dan Weiss am Schlagzeug, warum er seine Stücke als „songs“ vorgestellt hatte, wo sie doch allesamt instrumental waren, und ich mir immer vorgestellt hatte, ein „Lied“ müsse gesungen werden. Hm, da war er nicht ganz sicher, im amerikanischen Jazz hätte sich das eingebürgert, „piece“ wäre OK, wohingegen sich „tune“ eher auf leichte Melodien à la Broadway beziehen würde. Man lernt nie aus.
Als der große Tom Harrell die Bühne betrat, erschrak ich. Mit 73 wirkte er wie ein Hundertjähriger, von einer seltenen Krankheit gezeichnet, stand gekrümmt und totenstarr einfach da. Er sah aus als wäre er im Stehen eingeschlafen, bis er seine Einsätze präzise einzählte. Dann kam urplötzlich Leben in den alten Mann und seine langen Finger eilten über die Tasten der Trompeten, als würde er keinerlei körperliche Beschwerden haben. Wer die Augen geschlossen hielt, hörte tatsächlich wunderbare Kompositionen eines Stars, der in seiner 50-jährigen Karriere mit unzähligen Jazz-Größen gespielt hat. Musik ist eben die beste Medizin.
Hausfotograf Peter PurgarImmer schnell, die lieben Kollegen
Backstage mit lieben Kollegen und den Künstlern. Herzlichen Dank an Peter und Hannes für die Aufnahme in die „Familie“ und Manfred für das leckere Catering.
Das ohnedies dichte Programm bis zum traditionellen WEIHNACHTSKONZERT wird noch dichter, denn von 9. bis 29. November feiert Otmar Klammer 25 JAHRE STOCKWERKJAZZ mit Women in Motion
Sa., 21. September, 20 Uhr ALEX DEUTSCH & PETER HERBERT (A) 60th birthday bash Solo + Duo drum ’n’ bass
Di., 1. Oktober, 20 Uhr TOMORROW TRIO (CH / D / NL) All Those Yesterdays Omri Ziegele – altosax, nai, voice, Christian Weber – bass, Han Bennink – drums
Mi., 9. Oktober, 20 Uhr Phil Donkin’s MASTERFROWN (GB / NL / D) Phil Donkin – double bass, Joris Roelofs – bass clarinet, Wanja Slavin – saxophones, Martin France – drums
So, 13. Oktober, 20 Uhr open music ANTHONY COLEMAN & GUESTS (US / A) Anthony Coleman – piano, Clemens Salesny – saxophone, Daniel Riegler – trombone, Philipp Kienberger – bass, Matthias Koch – drums
Mi., 16. Oktober, 20 Uhr JBBG Smål – GRAN RESERVA featuring: Gianluca Petrella (I) – trombone Horst-Michael Schaffer – vocals, trumpet, Heinrich von Kalnein – saxes, flute, Uli Rennert – keyboards, Thomas Wilding – e-bass, Tom Stabler – drums
Do., 17. Oktober, 20 Uhr EDDIE LUIS & HIS JAZZ PASSENGERS (A) PianoForte – A Tribute to the Jazz Piano Matyas Bartha – piano, Eddie Luis – bass, Viktor Palic – drums
Fr., 18. Oktober, 20 Uhr STYRIAN IMPROVISERS ORCHESTRA Das dirigierte Improvisationsorchester featuring Annette Giesriegl und Seppo Gründler
Mo., 21. Oktober, 20 Uhr THE CLAUDIA QUINTET (US) Chris Speed – clarinet, tenor saxophone, Red Wierenga – accordion, piano, Drew Gress – bass, Matt Moran – vibraphone, John Hollenbeck – drums, composition
Di., 22. Oktober, 20 Uhr open music DELL LILLINGER WESTERGAARD (D) Boulez Materialism Christopher Dell – vibraphone, Jonas Westergaard – bass, Christian Lillinger – drums
Mo, 28. Oktober, 20 Uhr open music TREE (A / CH) Georg Vogel – piano, Andreas Waelti – double bass, Michael Prowaznik – drums
Mo., 4. November, 20 Uhr open music REISINGER-ROM-SCHRÖDER-WEBER (A / D) Mario Rom – trumpet, John Schröder – guitar, Christian Weber – bass, Wolfgang Reisinger – drums, percussion, electronics
Mi., 6. November, 20 Uhr NENAD VASILIC TRIO (SRB / A) Twenty Years Later Romed Hopfgartner – soprano saxophone, Marko Zivadinovic – accordion, Nenad Vasilic – bass
25 JAHRE STOCKWERKJAZZ Women in Motion 9. bis 29. November
Mi., 13. November, 20 Uhr STEFAN HECKEL & JULIAN ARGÜELLES & MICHAEL KRÖSS (A / GB) piano – tenor saxophone – bass
15. – 17. November Jazzwerkstatt Graz presents SHORTCUTS tba.
Mo., 18. November open music KASSA OVERALL (US) Go Get Ice Cream and Listen to Jazz Kassa Overall – vocals, drums, electronics, Mike King – piano, synthesizer
Di., 19. November, 20 Uhr MARTA SANCHEZ QUINTET (US) Danza Imposible Marta Sanchez – piano, Jerome Sabbagh – tenor saxophone, Roman Filiu – alto saxophone, Rick Rosato – bass, Daniel Dor – drums
Do., 21. November, 20 Uhr EDDIE LUIS & HIS JAZZ PASSENGERS Take Five – A Tribute to the Dave Brubeck Quartet Kire Kuzmanov – alto saxophone, Arsenije Krscič – piano, Eddie Luis – bass, Andjelko Stupar – drums
Flipside Tale – Phobos
Di., 26. November, 20 Uhr VIOLA HAMMER (A) piano solo FLIPSIDE TALE (A / DK) CD-Präsentation: Phobos (Quinton Records)
Sa., 14. Dezember, 20 Uhr ALEXANDER VON SCHLIPPENBACH TRIO (D / GB) Die Winterreise Evan Parker – saxes, Alex von Schlippenbach – piano, Paul Lytton – drums
Do., 19. Dezember, 20 Uhr EDDIE LUIS & HIS JAZZ PASSENGERS present THE SUPREME SISTERS Christmas Special Elina Viluma – Sopran, Miriam Kulmer – Sopran, Patrisha Skof – Alt
Sa., 21. Dezember, 21 Uhr WEIHNACHTSKONZERT Dagmar Hödl – Mezzosopran, Seppo Gründler – Gitarre, Heimo Puschnigg – Klavier, Reinhard Ziegerhofer – Bass, Josef Klammer – Schlagzeug, Elektronik
Samstag. Vida Noa, Karmic, Gnackwatschn und der großartige Australier Dub FX füllten am bis dato heissesten Sommertag die Wiese vor der Soundportal Bühne der Grazer Version des Wiener Donauinselfestes.
Mittwoch. Das alte Sprichwort „Schmiede das Eisen, solange es heiß ist.“ trifft für diesen Artikel voll ins Schwarze, denn am Samstag war das Fest, am Abend habe ich das Dub FX Video bearbeitet und das Schreiben des Artikels, den ich im Kopf hatte, für andere mir wichtige Dinge um vier Tage verschoben. Aber nun ist der Kopf leer, das Eisen kalt, die Worte, die ich für das Fest gesammelt hatte scheine ich ausgeschwitzt zu haben.
Vielleicht helfen einige Handyfotos auf die Sprünge?
Tatsächlich, mit den Visuals kommen auch Erinnerungen, z.B. an das Gespräch mit Vida Noa, der schlanken großgewachsenen Architektin aus Graz, die seit 1992 schon „ehrliche texte mit ohrwurmqualität“ macht, aber jetzt erst ihr Debütalbum herausgebracht hat. Ich bot ihr an, es in Gangway Music zu besprechen, worauf sie – real neben mir sitzend mit einem Köfferchen voller CDs – meinte, ich könne ihr ja eine Mail schreiben und das Album herunterladen. Das war das Ende der Rezension.
Während Karmic’s bunte Frauen ihre Poplieder sangen (die Band ist aus Kalifornien mit einer privaten Verbindung nach Klagenfurt) und der ewig lange Bassist seine weissen Zähne herzeigte, machte ich von meinem Backstage Bändchen Gebrauch (alles auf dem Fest war bei freiem Eintritt, nur für die Künstlerbereiche musste sich die Presse akkreditieren) und sah mir das Fest aus der Bühnenperspektive an. Die Sonne heizte auf die menschenleere Wiese, da ein Großteil des jungen Publikums im Schatten wartete.
Bei Gnackwatschn kamen sie dann hervor und tanzten zu Ska. Deren Bassist war etwa halb so groß wie sein Vorgänger, aber ebenso heiß.
Das Ein-Mann-Orchester Dub FX mit den Live-Loops aus Melbourne begeisterte schließlich jeden (und sogar mich) mit Hip-Hop und Rap durch viel Straßenmusik erprobte Präzision in den energiegeladenen Stücken bis schließlich sein Midi den hohen Temperaturen auf der Bühne nicht mehr gewachsen war. Einige Kontrollen der Verkabelung und Neustartversuche später stoppte ich die Videoaufzeichnung und ging.
Ich habe keine Ahnung, ob die Technik schließlich wieder funktionierte oder nicht (the show must go on) aber ein Bandmitglied der nächsten Gruppe (The Uptown Monotones, die ihre neue EP in der Aftershowparty im p.p.c. präsentierten) erzählte am nächsten Tag am Schotterteich nur von einer „sehr langen Nacht“. Und die liegt in meinem Alter und Zustand in der Schlafenszeit die mir das iPhone einteilt.
Noch ein Wort zur Location Volksgarten. Geht nicht aufs Klo! Und wenn eure Blasen platzen, nur mit Atemmaske. Oder trinkt nicht so viel Bier! Die vom Besucherandrang hoffnungslos überforderten öffentlichen Toiletten waren bis zum Rand vollgeschissen und verbreiteten eine dementsprechende Atmosphäre. Nächstes Jahr wird man gern wieder am Originalschauplatz sein Bier entsorgen.
UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay und Jazzpianist und UNESCO-Botschafter Herbie Hancock kündigten heute das Programm für den International Jazz Day 2019 an, der diesmal in Australien gestartet und in über 190 Ländern der Welt gefeiert wird. Europas öffentlich-rechtliche Radios beteiligen sich im Rahmen des Euroradio Jazz Day, und Ö1 wirft 24 (!) Stunden lang „eigene Schlaglichter“ auf den Jazz. Es wird weltweit Tausende von Konzerten an diesem Tag geben. Da dürfen wir freilich nicht fehlen und liefern prompt unseren Beitrag heimischer Provenienz. Heimisch weltmeisterlich!
Di., 30. April 2019, Beginn: 20:00 Uhr
MAU-SI
Christian Maurer – saxes Primus Sitter – guitar Robert Riegler – bass Herbert Pirker – drums
Chill the rock and jazz it! Schöner könnten auch wir es anlässlich des Internationalen Tag des Jazz nicht sagen. Und originell wie wir nun einmal sind, haben wir uns dazu eine musikalische Liaison angelacht, die so alt ist wie das Stockwerk selbst. Welches wiederum – so pfeifen es längst die Spatzen vom Haus am Jakominiplatz – heuer drauf und dran ist, sein 25-jähriges Betriebsjubiläum zu feiern. Ebenso lange besteht also die Seelenverwandtschaft von Christian Maurer und Primus Sitter, beide längst anerkannte Jazzpersönlichkeiten im Lande.
Seit 2005 spielt der Gitarrist Primus Sitter auch im Upper Austrian Jazz Orchestra von Christian Maurer, dem Sopran- und Tenorsaxophonisten der Bandlegende Saxofour.
Bald entstand die zwingende Idee, die Musikwelten der beiden in flexibler Quartettformation zu verbinden. Da Maurer und Sitter auch kompositorisch zugange sind, war auch ein essentieller Punkt am Weg zur unverwechselbaren Gestaltung der gemeinsamen Basis schnell gefunden.
Mit Robert Riegler und Herbert Pirker kommt zudem eine Rhythmusgruppe zum Einsatz, die den Bogen zwischen Tradition und Moderne in schlüssiger und persönlicher Weise zu spannen vermag. Im Oktober 2010 war MAU-SI damit immerhin schon im legendären Blues Alley in Washington und im New Yorker Nobeletablissement Dizzy’s zu Gast. Allerdings könnten die vier international versierten Haudegen wieder einmal eine CD nachlegen, immerhin sind seit Umatschaka (mit Startrompeter Jack Walrath) auch schon wieder elf Jahre ins Land gezogen. Otmar Klammer
Mario Rom: Trompete, Werner Zangerle: Tenorsaxophon, Philipp Jagschitz: Piano/Wurlitzer, Walter Singer: Kontrabass, Niki Dolp: Schlagzeug
Zwar bin ich nächsten Freitag, 23.11.2018, 20 Uhr nicht in Graz, wenn das Wiener Bandkollektiv MEMPLEX im Stockwerk Jazz auftritt, möchte einen Konzertbesuch jedoch wärmstens empfehlen. Ich hatte das Vergnügen, Mario Rom in seiner Band Interzone (als der Mann, der nie spricht) kennen zu lernen und bin überzeugt, dass auch jeder der Musiker in Memplex sein Instrument so genial einbringt wie er seine Trompete. 2012 erschien das Debüt-Album „Souvenir“ und für das aktuelle Album „Lawn Of Love“ schrieb jeder der fünf Musiker Songs, „die wie Titelmelodien von (noch) nicht existierenden Film-Serien klingen und darüber wird himmelhochjauchzend improvisiert“, behauptet die Band in einem Pressetext, und ich kann mir das recht gut vorstellen.
Schade, dass ich es diesmal nicht live erlebe. Der geneigte Leser kann sich auf Soundcloud schon einmal einhören.
Während Wien in der Buchmesse die Literatur zelebriert, gibt es in Graz Jazz vom Feinsten. Berndt Luef organisiert nun schon das zwölfte Mal sein Musikfestival.
Ein halbes Dutzend Jazzformationen sowie the usual suspects wird man im intimen Rahmen des WIST hautnah sehen und hören können. Den Reigen eröffnet Axel Mayer (Trompete, Flügelhorn) mit Colours and Moments Part II am Donnerstag, 8.11. um 20 Uhr und geschlossen wird er am Sonntag, 11.11. um 17 Uhr mit Jazz at five von Dorothea Jaburek & Jazztett Forum Graz.
Freitag, 9.11. um 20 Uhr spielt das Achim Kirchmair Trio. Einen Gig im Wiener Radio Kulturhaus mussten sie absagen, im WIST, Moserhofgasse 34, Graz, wird man die ungewöhnliche Formation live erleben.
Der Gitarrist und Komponist Achim Kirchmair hat die stilistische Vielfalt zum alles bestimmenden Programm seiner Musik gemacht. Erlernt hat er sein Handwerk an der Kunstuniversität Graz bei niemand Geringerem als der österreichischen Jazzlegende Harry Pepl. Ursprünglich vom Jazz kommend, hat er seine Liebe auch für andere musikalische Spielformen entdeckt. Gemeinsam mit den kongenialen Partnern Ali Angerer (Tuba) und Andjelko Stupar (Schlagzeug) formt er einen Sound, der auf eine erfrischend andere Art daherkommt. Seine stilübergreifende Variante des Jazz ist fern von jeder Sperrigkeit und entfaltet ihre eigene, lebendige Schwingung. Die Musik des Dreiergespanns ist Ausdruck einer immensen Spielfreude, verbunden mit außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten. (Radio Kulturhaus)
Nein, leider nicht. Ich musste mich schonen, da mir tags zuvor erst der Gips abgenommen worden war, den man mir für sechs Wochen verpasst hatte um meinen gebrochenen Knöchel zu heilen und mich die schwere Lungenembolie, die der erzwungenen Ruhestellung gefolgt war, doch sehr geschwächt hatte. So vermisste ich leider drei Tage von Otmar Klammers 6. Jazzmarathon (der soweit ich sie gelesen hatte gute Kritiken erhielt). Am vierten und letzten Tag steuerte ich meinen MINI Countryman (dank Automatikgetriebe) jedoch in die Südsteiermark, zum traditionellen Jazzbrunch im Weingartenhotel Harkamp.
Auf Krücken zum reservierten Tisch, von Isabella und Otmar besorgt begrüßt, war der Brunch eine kulinarische Verführung, der ich angesichts von 17 während meines Krankenhausaufenthaltes abgespeckten Kilos nicht widerstehen konnte. Als musikalische Nachspeise frischte das Renaud Garcia-Fons Trio bei strahlendem Sonnenschein nicht nur mein Vitamin-D Defizit auf. Die Franzosen katalanischer Abstammung, sorgten dafür, dass mein Heilungsprozess beschleunigt wurde. Hier ein kleines Medley aus ihrem Album « Revoir Paris ».
Ich hoffe, nächstes Jahr das Jazzfestival wieder komplett zu erleben.