Deep Space 8K

Was haben Ars Electronica, Leonardo Da Vinci und Vincent van Gogh gemeinsam? Immer öfter teilen sie sich Millionen Pixel in 8.000 Spalten aus überlebensgroßen Multi-Monitor-Installationen. Und man ist mitten drin.

Venedig – Wunderwerk der Technik, Architektur und Kunst – steht seit Jahrhunderten im Kampf gegen das Meer. Es ist zugleich gnadenlose Bedrohung als auch Quell für den unendlichen Reichtum dieser einzigartigen Stadt, die auf dem instabilen Schlamm einer Lagune erbaut wurde. Die Zeit und Umwelteinflüsse haben bereits deutliche Spuren hinterlassen. Restauratorische Bemühungen können den Verfall nur verzögern, nicht aber aufhalten.

Von 1997 bis 2001 war ich selbst einer jener virtuellen Teilnehmer bei „cyberarts“, die bestenfalls eine „Mention“ erhielten, bravourösen Gewinnern jedoch hohen Respekt zollten, weil sie alte Grenzen niederrissen und bislang unsichtbare Details sichtbar machten. Dadurch hat 2D und 3D Fotografie eine weitere Dimension durch Walk-in-Images und ähnliche Projektionen erhalten.

Grazer Rarhaus, 24. 12. 2023

Die hohe Bildauflösung ist nicht neu. Sony hatte schon vor fünf Jahren ein 8K Display am Markt, aber 7680 × 4320 („UHD-II“) mit einem Bildseitenverhältnis von 16:9 HD ermöglicht Projektionen von der Art der Weihnachtsdeko des Grazer Rathauses, der imposanten Van Gogh Ausstellung oder eben „Deep Space“ in Linz.

Unheilig: Ein letztes Mal

Der Graf lehrte uns wieder, den Kitsch zu lieben. “Ich wünsche dir, dass du immer glücklich bist, und das Leuchten deiner Augen niemals erlischt” widmeten Mütter ihren Söhnen, “die Zeit fliegt viel zu schnell an uns vorbei, ich halte dich, ich will nie mehr alleine sein, mh-mh-mh-mh, mit dir will ich unsterblich sein” … schworen sich Liebende mit Tränen in den Augen.

Ende einer Karriere am Gipfel

Ich habe ihn erst spät entdeckt, denn in Australien war seine Musik nicht im Radio (wie die seiner Landsleute Rammstein, an deren Stil er manchmal entfernt erinnert) und in Wien und Graz habe ich seine Auftritte verpasst. Vielleicht kann ich dem Phänomen Unheilig beim wirklich „letzten Mal“ auf den Grund gehen. Warum mag ich diese neue deutsche Schlagermusik?

Ein Zitat aus dem Pressetext –
Es ist der Abschluss einer beispiellosen Karriere: mit dem neuen Album „Gipfelstürmer“ verabschieden sich der GRAF und Unheilig musikalisch von ihren Fans. Das achte Studioalbum von Unheilig markiert zugleich den Höhepunkt einer 15 jährigen Bandgeschichte, die im deutschen Musikbusiness neue Meilensteine gesetzt hat. Mit dem sechsten Studioalbum „Große Freiheit“, das für über 1,7 Millionen verkaufte Exemplare mit 7fach Platin ausgezeichnet wurde, stellten Unheilig 2010 einen neuen historischen Chart-Rekord auf: 15 Wochen belegte das Album mit dem Überhit „Geboren um zu Leben“ ununterbrochen Platz 1 der Albumcharts und verdrängten damit Herbert Grönemeyer mit seinem Album „Ö“ vom Allzeit-Thron, den dieser seit 1988 belegte. Über drei Millionen verkaufte Tonträger, Millionen begeisterter Fans auf mehreren hundert Konzerten, Auszeichnungen wie „Echo“, Goldene Kamera“, „Bambi“ oder „Bundesvision Song Contest“: mit den letzten beiden Studioalben „Große Freiheit“ und „Lichter der Stadt“ eroberte der GRAF mit seinen Songs die Herzen eines Millionenpublikums und wurde innerhalb weniger Jahre zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Musikkünstler des neuen Jahrtausends. Nun erscheint mit „Gipfelstürmer“ wiederum ein Konzeptalbum, das, obwohl es einen Schlusspunkt setzt, doch zugleich den großen Bogen spannt zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Das große Abenteuer „Unheilig“ geht langsam zu Ende. Wir alle durften Teil dieses Abenteuers sein und im Verlauf der letzten Jahre auch die Wandlung einer Künstlerpersönlichkeit sehr nah erleben und verfolgen, der der Schutz der Privatsphäre immer noch über alles geht. Wir haben einen Künstler erlebt, der durch seine Songs und die Liebe seines Publikums stetig gewachsen ist und seine Ängste besiegt hat. Einen Künstler, der den Schutz farbiger Kontaktlinsen und Fingernägel nicht mehr braucht, und der sein Stottern nicht mehr zu verstecken versucht, weil Musik seine Sprache wurde und millionenfach verstanden wird.

Aber der Graf wäre wohl nicht der Graf und Unheilig, wenn er ohne ein großes und besonderes Abschiedsgeschenk die Musikbühne verlassen würde. Das neue Album „Gipfelstürmer“ und die folgende gleichnamige Abschiedstournee werden noch einmal ein Zeichen setzen. Der allerletzte Vorhang wird für Unheilig auf einem besonderen Konzertereignis im September 2016 fallen.

Und so endet der Abschiedsbrief des Grafen mit den Worten: „Ich möchte euch alle bitten, die Botschaft meiner Texte und Songs mit all den positiven Werten in die Zukunft zu tragen und an Eure Liebsten weiter zu geben. Die Musik wird bleiben und der Glaube, die Hoffnung und das Gute daraus werden ebenso bleiben und überleben.“ – soweit der Pressetext. Meine persönlichen Eindrücke folgen.

“Ein letztes Mal” lässt UNHEILIG also nach mittlerweile 16 jähriger Bandgeschichte doch noch von sich hören. Freitag, 1.7. sieht man den Grafen in Graz, allerdings nicht Open Air wie angekündigt, sondern in der Stadthalle. Das in Österreich letzte Konzert am Samstag, 2.7. in Wien wird aufgrund der umfassenden Bautätigkeit am Gelände Krieau in den Festivalpark Marx Halle verlegt.

Hier ist mein Bericht: Unheilig – Gipfelstürmer LIVE in Österreich

Ursprung, am 20. Mai 2016

SEEED live in Graz!

Es ist SEEED Frontmann Peter Fox (Pierre Baigorry) anzukreiden, dass ich in den letzten Jahren von einem Haus am See* träume. Oder zumindest von einem an irgendeiner Wasserfläche. Nun kommen sie nach Österreich und ich werde mir anhören, warum diese elf Musiker so verdammt gut sind und Fox sich aus meinen Ohren kaum mehr wegdenken lässt. Auch ohne zwanzig Kinder …
*Peter Fox Songtext Haus am See

Mi. 21.11.2012, Wien, Wiener Stadthalle
Mi. 05.12.2012, Linz, Tips Arena Linz
Do. 06.12.2012, Graz, Stadthalle Graz

Die “Jungs aus Berlin” schmeißen eine schwer basslastige Party in der Stadthalle Graz

SEEED, Berlin © skalarmusic.at 2012

Im August 2007 verabschiedeten sich Seeed mit ausverkauften Konzerten und einem Knall in eine “kreative” Pause, um sich der Entspannung halber diversen verflucht erfolgreichen Soloprojekten zu widmen. Peter Fox kennt heute jedes Kind, doch es ist wieder an der Zeit gemeinsame Sache zu machen…

Seit 2001 hat die Band für großes Aufsehen gesorgt, drei Studio Alben und eine Live-DVD veröffentlicht, die alle Platinstatus erreichten, mehrere Echos und andere Preise verliehen bekommen. Vor allem aber hat Seeed sich als exzellente Live-Band mit zahlreichen Tourneen im In- und Ausland eine internationale Fanbase schaffen können.

Heuer wird die elfköpfige Gruppe aus Berlin wieder auf der Bühne stehen und mit Hits wie “Aufstehn!”, “Dickes B” oder “MusicMonks” eine schwer basslastige Party schmeißen. http://www.seeed.info

Graz, am 15. November 2012

Und plötzlich waren sie alle in der Stadthalle Graz, Publikum, Merchandise, ein paar Kollegen und eine Warm-Up-Band aus New York, die niemand kannte und die ich gleich vergessen habe, obwohl sie sich reichlich Mühe gaben.

Buntes Publikum, rot-schwarze Merchandise (sogar die Plastikbecher!) und schwarze Anheizer aus NYC | Fotos © Gerald Ganglbauer 2012

Um 21:00 kamen Pierre Baigorry (aka Fox), Frank Dellé und Demba Nabé auf die Bühne… aber davon morgen.

Graz, am 6. Dezember 2012

Wo war ich gestern? Ach ja, Peter Fox erscheint als letzter auf die Bühne, er gefällt sich im Grazer Applaus, begrüßt seine Fans und vergisst nie, Graz zu erwähnen, ein Vollblut-Entertainer eben. Der Boden der Stadthalle vibriert, alles dröhnt, die verdammt schlechte Akustik dieser Halle scheint aber keinen zu stören. Dankbar stecke ich mir angebotene Stöpsel in die Ohren. Und dann legen die Jungs aus Berlin richtig los!

Er tanzt und tanzt und… holt sich drei Mädels aus dem Publikum zum Tanz auf die Bühne | Fotos © Gerald Ganglbauer 2012

Ich erinnere mich an Konzerte im Liebenauer Stadion, damals war der Sound viel besser, aber wo sollte man sonst hin in dieser klirrenden Kälte. Mein allererster Mega-Gig hier in Graz waren Emerson, Lake and Palmer, damals war Quadrophonie gerade angesagt und klarer Ton, aber das war damals und heute heizen SEEED gut ein und der Bass wackelt den Bauch, was auch hervorragend zum wohlbekannten Fox-Tanzlied “Schüttel dein’ Speck” passt!

Tja. Das Publikum schüttelte in der Tat. Zu meiner Freude hielten sich auch 99% der Besucher an das generelle Rauchverbot und bewahrten somit im wohltemperierten Saal atembare Luft.

SEEED on stage, me in the front row | Fotos © Gerald Ganglbauer 2012

Ich muss zugeben, dass ich mir zuhause oder im iPod beim Nordic Walking doch lieber “Stadtaffe” anhöre, aber SEEED haben was, das kann man nur live erleben, weil es direkt ins Tanzbein geht. Und das ist auch eine Qualität!

Das Publikum ist jung, nur beim Fotografieren treffe ich Helmut Utri, einen Gleichaltrigen. Privat besuche ich heutzutage auch lieber kleinere gemütliche Venues oder Open-Air Konzerte, wo man in der Wiese liegen kann, aber dieser (mein erster) Gig in der Stadthalle wird mir in Erinnerung bleiben. Ich poste gleich noch eine Bildtafel und eine Hörprobe. Spannend war es auf alle Fälle und ich hoffe meine Ohren haben keinen dauerhaften Schaden genommen. Oder? Was hast du gesagt?

Fotos © Gerald Ganglbauer 2012

Die Auswahl aus 100+ Fotos fällt schwer… zwei noch und meinen “Film”. In diesem Zusammenhang weise ich darauf hin, dass diese 2 x 30 Sekunden am Ende des Konzerts aufgezeichnet wurden und nur die Atmosphäre im Publikum, nicht jedoch eine Darbietung selbst wiedergeben. Ton- und Bildaufzeichnungen waren bekanntlich verboten.

Fotos und Video © Gerald Ganglbauer 2012

Aber diese eine Minute O-Ton vom Ende des Konzertes subsummiert einfach die Stimmung im Saal. Nachher geht mir das Lied “Augenbling” nicht aus dem Kopf. Deine Augen machen bling bling und alles ist vergessen… Was soll ich sagen, den Leuten hat es wirklich sehr gut gefallen, wie eine Blitzbefragung in der letzten Straßenbahn nach Andritz ergeben hat. Die Grazer fühlen sich mit Berlin einfach verbunden – nicht nur der Musikszene wegen.

Graz, am 7. Dezember 2012