Calexico im Orpheum Graz

Das Orpheum Graz ist Teil meiner eigenen Geschichte, eng verbunden mit Vojo Radkovic, dem damaligen Veranstalter. Als Teenager habe ich mir dort Konzerte von André Heller bis Status Quo angehört. Heute hat sich das ehrwürdige Gebäude zwischen Volksgarten und Barmherzigen Brüdern neu erfunden. Am 5. Mai 2016 treten dort Calexico (USA) auf, die mir erstmals mit dem Album “Feast of Wire” (2003) angenehm aufgefallen sind.

Calexico
Support: Gaby Moreno
Donnerstag, 5. Mai, 19 Uhr
Orpheum Graz
Orpheumgasse 8, A 8020 Graz
+43 316 8008900
grazer@spielstaetten.at

Am Rand der Sonne “Edge of the Sun”

Joey Burns und John Convertino von Calexico machen sich auch auf der neuen CD „Edge of the Sun“ wieder viele Musiktraditionen und Stile zu eigen und interpretieren sie auf ihre ganz eigene Art. Und sie erschaffen wieder einen ganz eigenen musikalischen Kosmos, der trotz der Vielfalt von musikalischen Gästen und Genres, eine absolut eigene Handschrift hat, die längst über die Marke „Tucson Desert Rock“ hinausgeht.

Die Musik von Calexico ist einfach eine Marke für sich, die sich jeder Etikettierung entzieht. Sie scheint wie eine lebendes Wesen zu sein, das sich ständig verändert. Und das zelebrieren sie auch bei ihren anstehenden Konzerten, indem sie die alten wie die neuen Stücke auch live immer wieder verändern.
Und darauf freuen sie sich schon!

Calexico | Foto © Paco Gómez

Soweit die Presseaussendung. Nun war es soweit. Trotz Parkplatzsuche war ich zu früh im Orpheum, setzte mich auf den Vorplatz und beobachtete die Menschen, die langsam eintrafen. Wenn man sich bei Rockkonzerten eine bestimmte Klientel erwartet, so war die Calexico Fangemeinde eine völlig andere. Gut durchmischt, im Durchschnittsalter 50+ und sehr begeisterungsfähig, wie sich im Konzert herausstellte.

Support Gaby Moreno überzeugte mit großartiger Stimme und ihrer Band, die nämlich die war, die sie unterstützte. Also im Klartext: Gaby war Support von Calexico und nach zwei Songs kam erst nur der Bassist, dann die ganze Band auf die Bühne und begleitete die junge Sängerin, die vor langer Zeit aus Guatemala in die USA geflüchtet war und darüber ein berührendes Lied geschrieben hat, das gerade inmitten der Flüchtlingswelle, die Europa erfasst hat, eine weitere Bedeutung erhält.

Auch von der Band hatte ich mir nicht erwartet, dass sie so aussahen wie man sich gute Nachbarn oder seinen Schwiegersohn wünscht: keine sichtbaren Tätowierungen, gepflegter Kurzhaarschnitt und Kragenhemden! Joey Burns merkte es selbst, als er auf der Bühne verkündete, er sei nicht mehr in erster Linie Rockstar, sondern stolzer Vater von Zwillingen. Nichtsdestotrotz rockten die Herren mit voller Power fast zwei Stunden die dankbaren Grazer, hatten sogar einige Worte Deutsch gelernt und zählten zur Freude der Zuhörer einen Song mit “eins-zwei-drei-vier” ein. Und wie es in einem zweisprachigen Haus (CALifornia und mEXICO) der Fall ist, intonierten die sieben Vollblut-Musiker aus Tucson so manch einen Latino-Hadern zwischen ruhigen Balladen, die Joey Burns mit samtener Stimme rezitierte. Ein Wohlfühl-Abend für die Ohren, der die Beine tanzen und die Hände klatschen ließ. Und so mancher Orpheumbesucher sang selbst auch mit …

Ich bedauerte, keine Kamera mehr zu haben und beschloss mir ein iPhone zu kaufen, womit ich, nachdem ich mich von meiner Canon EOS getrennt habe und die IXUS den steirischen herbst nicht überlebt hat, wohl auch gute Bilder machen werde, ohne eine zusätzliche Kamera zu brauchen. Für diesmal habe ich zwei Fotos von der aktuellen Tour der Band von der Casa de Calexico Website geborgt, vier Minuten von “Five Years”, einer Hommage an David Bowie auf YouTube gefunden, und zum Nachhören soll noch ein Bootleg Mitschnitt des Grazer Konzerts folgen.

Saint Chameleon nur mehr sechs

Nach einem Vierteljahr gesundheitlich bedingten Rückzugs nach Stattegg-Ursprung, in dem der Komplettumbau meiner Webseiten erfolgte, bin ich wieder in die Grazer Kulturszene eingetaucht. Und das gleich mit einem sehr feinen Gig der Saint Chameleon.

Abschied von “Don Fra” im Café Erde

Saint Chameleon im Café Erde | Foto © Claudia Parenzan

Eine Grazer Band nimmt Abschied von einem Südtiroler Musiker, der seit Herbst 2014 den Sound des Heiligen Reptils entscheidend mitgeprägt hat. Er wird seine eigene Karriere machen, aber für Studioaufnahmen des lange erwarteten Debutalbums zur Verfügung stehen.

Francesco Doninelli ist auf der Bühne ein energiegeladener tanzender Derwisch, der sein Instrument so zupft und streicht, dass manche Saite reisst, privat ist er ein sanft sprechender, schüchtern wirkender junger Mann. Wir wünschen uns noch viele spannnende musikalische Begegnungen mit ihm.

Die loyale Fanbase der Band tanzte, obwohl der intime Rahmen hoffnungslos überfüllt war. Die Musiker schafften es nach einer kurzen Pause kaum mehr zurück auf die Bühne. Ich fühlte mich wohl und sang manch ein Lied laut mit. Wir alle, jung und alt, verbrachten einen gelungenen Abend.

Stattegg, 11. März 2016

Hello World

Am 3. April 1996 begrüßte ich die virtuelle Welt mit eben diesen Worten, die auf allen Bildschirmen des damals noch in der Steinzeit befindlichen World Wide Web zeitgleich erschienen. Ich hatte eine “website” am Internet gebaut, in einer Zeit, wo der Mann von der Straße weder wusste, wofür “http://” stand, noch eine E-Mail Adresse zu seinem täglichen Leben gehörte. Doch da war sie, meine erste “homepage”, mit ihr war ich “online” und der Gangan Verlag sichtbar für alle Welt. Zumindest für jene Teile der Welt, die sich den Luxus leisteten, denn man bezahlte noch Unsummen für jede Minute Internetzugang.

20yonlinebanner

Als Startseite diente eine zentrierte Logo des Verlags, der man mit den damaligen Modem-Geschwindigkeiten beim Laden zusehen konnte, dann gab es einige Seiten Text über unsere Bücher, die durch geheimnisvolle Hyperlinks verknüpft waren, sowie die erste Ausgabe von Gangway, meinem vierteljährlichen Literaturmagazin. Alles noch in selbst erlernter HTML für den neuen Netscape Browser geschrieben, der gerade die erste Version vom März 1995 abgelöst hatte. Interessierte können sich die Entwicklung von gangan.com gern im Internetarchiv WayBackMachine ansehen. Gangway ist in der australischen Nationalbibliothek archiviert.

Vor zwanzig Jahren zählte ich damit zu den Pionieren des Internet, war stolz darauf und beobachtete voller Neugierde, wer sich meine Seiten ansah. Das waren in den 90-er Jahren sicherlich keine Leser zeitgenössischer Literatur, denn ich verkaufte kein einziges Buch. Aber es wurden immer mehr. Meist Computer-Geeks, die damals noch ziellos “surften”, wie man den sinnlosen Zeitvertreib nannte, jedoch keinerlei Interesse am Buchmarkt mitbrachten. Dennoch war ich überzeugt davon, dass das Internet einmal in jedem Haushalt landen würde und aktualisierte meinen Webauftritt parallel zum Fortschritt der Technik und der Programme.

Bei gangan.com und gangway.net ist nichts “von der Stange”, alles ist selbst entwickelt, programmiert und gestaltet. Als ich 1986 auf der Uni Graz Akademischer Medienfachmann wurde, war vom Internet noch keine Spur und es gab praktisch auch keine Ausbildung. Meiner Zeit voraus, habe das Metier weitgehend autonom erlernt und erst 2006 ein Diplom als Web Entwickler am SIT (Sydney Institute of Technology) gemacht. Leider wurde bald darauf meine berufliche Laufbahn mit der Diagnose Parkinson gebremst. Meine Vision, die ich seinerzeit in einem gemieteten Haus in der Whaling Road hatte, hat sich jedenfalls heute im Eigenheim am Jakobsweg mit rund einer halben Million Zugriffen pro Jahr auf meine Seiten längst bewahrheitet.

Ich wünsche mit der völlig neu gestalteten Website viel Vergnügen und eine spannende Entdeckungsreise in alle Ebenen des mittlerweile tausende Seiten umfassenden virtuellen Verlagshauses.

Gerald Ganglbauer
Stattegg-Ursprung, am 15. Februar 2016

whalingroad1996

Sofa Surfers in der Postgarage Graz

Ein schneller Drive auf dem musikalischen Highway im Kopf: Die knapp zweistündige Fahrt in die Virtualität wurde nach einstündigem Warten mit fetzigem Bass, heissen Beats, schwarzer Stimme und psychedelischen Videos sehr tanzbar gestaltet. Immerhin blicken die fünf Mann aus Wien auf 15 Jahre Musikgeschichte zurück, was die Grazer in der Postgarage sehr goutierten.

Postgarage
Dreihackengasse 42
8020 Graz
Tel. 0316 722937

Ob man das nun Dub, Techno, Downbeat oder Trip-Hop nennt, spielt keine Rolle

Sofa Surfers live in der Postgarage | © Gerald Ganglbauer 2014

Das Konzert war sehr zu meiner Freude um 20:00 Uhr angesetzt, weil man in meinem Alter spätestens um Mitternacht gern im Bett ist. Es hat dann doch noch bis 21:15 gedauert, bis die fünfköpfige Band und Timo Novotny (Visuals) auf die Bühne des ersten Floors in Günter Brodttagers Postgarage schlenderten. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Verspätung irgendjemanden gestört hätte. Nun ja, das Warten ließ die Spannung steigen und der mitreissende Auftritt machte die Wartezeit ohnedies wieder gut.

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Sofa Surfers ist eine Band aus Wien, die 1997 ihr erstes Album “Transit” veröffentlicht hat. Stilistisch waren sich die Kritiker nie einig, ob das nun Dub, Techno, Downbeat oder Trip-Hop war, was Wolfgang Frisch, Markus Kienzl, Michael Holzgruber und Wolfgang Schlögl, mit dem schwarzen Sänger Mani Obeya und Richard Dorfmeister produzierten. Sogar Apple entdeckte den Zeitgeist darin und spielte den Sofa Rockers Videoclip nach der Installation des OS X (Versionen 10.0, 10.1 und 10.2 für alle die es genau wissen wollen) dem Mac User ab. Darüber hinaus hörte man diese Klänge auch in allen Wolf Haas Krimi-Verfilmungen und diversen Soundtracks.

Zur Erinnerung Sofa Rockers (Transit) zum Anhören auf iTunes. Heute klingen sie anders. Die Kraft der treibenden Beats gemeinsam mit den Bühnen-Visuals muss man erlebt habe. Das ist nicht nur Lounge Music zum “chillen”, da steigt man aufs Gaspedal und stellt sich vor, wie einem der Fahrtwind in einem offenen Coupé Cabriolet das Haar zerzaust. Statt zu filmen habe ich diesmal zwei Songs der Sofa Surfers ausgewählt und mit meinen Fotos von der Live Show unterlegt. Ich denke, das visualisiert den Abend recht gut für jene, die nicht dabei sein konnten.

Es war super, die Sofa Surfers wieder nach Graz zu bringen. Auch der Band hat es sichtlich Spass gemacht.

Diskografie: 1997: Transit 1999: Cargo 2000: Constructions/Sofa Surfers Remixed & Dubbed 2000: Komm, Süßer Tod (Soundtrack) 2002: Encounters 2004: See the Light 2005: Sofa Surfers (Das rote Album) 2010: Blindside 2012: Superluminal

Stattegg, am 29.12.2015

Cirque Noël im Orpheum Graz

Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern wie lange es her ist, dass ich in einem Zirkus war. Es muss noch in der Volksschule gewesen sein. Umsomehr hat mich der Cirque Noël begeistert, dessen Graz-Premiere von “Seasons” ich soeben im Orpheum erlebt habe. Das muss man selbst gesehen haben, und selbst dann ist es kaum zu glauben. Ein barocker Marktplatz der Gaukler und Jongleure von Weltklasse, den man nicht versäumen sollte. Noch bis 6. Jänner 2016. Hingehen und staunen.

Cirque Noël Graz
www.cirque-noel.at
T. +43 316 26 97 89

Wie ein Bild von Pieter Brueghel

Strahlende Gesichter: der Applaus bei der Grazer Premiere wollte nicht enden | Foto © Gerald Ganglbauer

Am Text wird gearbeitet, notierte ich gleich zu den hier in meinem Bericht vorweg veröffentlichten Bildern über diese außergewöhnliche Produktion. Können Worte überhaupt ein Stück beschreiben, in dem die Musiker, Schauspieler, Akrobaten und Artisten aus acht Nationen auf (verständliche) Worte gänzlich verzichten und dennoch trefflich den universellen Lebenszyklus der vier Jahreszeiten wie ein Bild der Niederländischen Renaissance beschreiben? Regisseur Adrian Schvarzstein kann das ohne Worte nicht nur glaubhaft, sondern auch unterhaltend und spannend.

Zirkuskunst war vielleicht in meiner Kindheit noch eine Reihe unzusammenhängender Akrobatik-Nummern, heute erzählt sie Geschichten wie diese. Ein splitternackter Cello-Spieler eröffnet den Reigen im Frühling – und bis zum Schnee des Winters werden wir Zeuge eines bunten Lebens, das von der Begeisterung und dem Können des Ensembles getragen wird. Uns werden Kunststücke offenbart, die wir in der Realität unseres Universums nicht für möglich hielten, die aber dennoch ohne Tricks hautnah vor uns ablaufen. Was der Schweizer Jonas Slanzi mit dem Diabolo, oder der Finne Sasu Peistola mit einem 25 Kilo Gewicht macht, lässt sich adäquat gar nicht beschreiben, ausser man sieht es mit eigenen Augen. Und das ist es, was ich den Lesern ans Herz lege.

Ich hatte nur mein Handy dabei, aber Kollege Nikola Milatovic seine guten Kameras. Danke für die super Bilder, Niko!

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Jedes der Ensemblemitglieder des Cirque Noël verdient es, erwähnt zu werden. Diese außergewöhnlichen Artisten besitzen alle ihre ganz speziellen Fähigkeiten, arbeiten jedoch in “Seasons” auch traumhaft präzise miteinander zur Musik der Neuen Hofkapelle Graz.

Adrian Schvarzstein
Er ist eine Mischung, Spanisch, Argentinisch, Italienisch und … Was auch immer! Clown, Schauspieler, Zirkusdirektor und Intendant, Adrian Schvarzstein ist ein höchst dynamischer Entertainer und Showman. Seit 1989 ist er im Show-Business nachdem er Commedia Dell’Arte in Italien studiert und sich überall in Europa im Theaterbereich weitergebildet hat. Er gründete zahlreiche Straßentheatergruppen und wirkte in unterschiedlichen Projekten, Zirkusgruppen, Opern und TV-Programmen mit.
Argentinien, Spanien (Barcelona)
Nach vielen Jahren mit dem renommierten belgischen Circus Ronaldo gründete er 2004 den Circus Klezmer, der noch immer auf Tour geht! Seine erste Solo-Show war „The GREENMAN“, gefolgt von „THE BED“ und „DANS“, Shows, in denen das Publikum der Hauptdarsteller ist. Die Theatershow ‚Kamchatka‘ (Miramiro Prize in 2008) und die Regie der Oper ‚La Barca‘ in Holland sind einige seiner letzten erfolgreichen Projekte.

Jenni Lehtinen
Disziplinen: Seiltänzerin, Hand to Hand, Aerials
Jenni hat den oberen Part bei Paar-Akrobatik Nummern und ist Luftakrobatin sowohl am Trapez als auch mit Aerial Silk bzw. Tüchern. Als vielseitige Künstlerin arbeitet Jenni seit 2004 in verschiedenen künstlerischen Ensembles. Sie arbeitete auch als Zirkuskunstlehrerin in Zirkusschulen für Jugendliche in und um Helsinki.
Finland – Helsinki

Sasu Peistola
Disziplinen: Hand to Hand, Objektmanipulation, Seiltänzer
Sasu ist Theaterschauspieler und hat sich auf Paarakrobatik. Sasu ist in unterschiedlichen Projekten vom Straßenzirkus bis zu großen Theaterbühnen aufgetreten. Zusätzlich unterrichtet er Zirkuskunst in Helsinki.
Finland – Helsinki

Linn Broden
Disziplinen: Slack Rope, Bodenakrobatik, Aerial silk (Tücher) Zeitgenössische Zirkusartistin und Körperkünstlerin. Zwei Jahre Zirkusschule in Kopenhagen und drei Jahre an der Universität für Tanz & Zirkus in Stockholm. Im Laufe ihrer Karriere hat Linn ihren eigenen Stil entwickelt. Mit Ihrer Slack Rope – Vorstellung gewann Linn den ersten Preis im The Golden Circus Festival 2010.
Schweden & England

Esther Slanzi
Disziplinen: Luftakrobatik, Chinese-Pole, Objektmanipulation Esther Slanzi ist eine herausragende und vielseitige Künstlerin. Sie macht Solo-Akts wie z.B. Vertical-Rope, Chinese-Pole und Tücher. Außerdem führt Esther zusammen mit ihrem Partner einen kreativen Flaschenakt auf einem Tisch und einen Kontergewicht-Seilakt auf. Esther arbeitet für unterschiedliche zeitgenössische Zirkusgruppen, Varietés und Veranstaltungen. Esther ist Mitbegründerin des zeitgenössischen Zirkus E1nz.
Schweiz – Winterthur

Jonas Slanzi
Disziplinen: Jonglieren, Objektmanipulation, Luftakrobatik, Chinese Pole
Jonas hat in England Zirkus und Körpertheater studiert. Er ist Allround Jongleur, manipuliert Objekte des Alltags und hat eine außergewöhnliche Diabolo-Nummer. Außerdem führt Jonas zusammen mit seiner Partnerin einen kreativen Flaschenakt auf einem Tisch und einen Kontergewicht-Seilakt auf. Jonas arbeitet für unterschiedliche zeitgenössische Zirkusgruppen, Varietés und Veranstaltungen. Jonas ist Mitbegründer des zeitgenössischen Zirkus E1nz.
Schweiz – Winterthur

Esteban Mazer
Instrument: Cembalo
Große Erfahrung in der Verbindung von Musik und Theater, musikalischer Leiter von Molière la Balla (Barcelona – Dramaturgie Jaume Boix), 40 Aufführungen gemeinsam mit Adrián Schvarzstein, wie z.B. Don Quichotte chez la Duchesse (Lyon, Frankreich), Esther (Paris), Le Devin du Village (Graz).
Argentinien & Spanien – Barcelona

Katy Elkin
Instrument: Oboe, Dudelsack
Katy begann mit einem Bachelor in Musik Oboe und Musikgeschichte an der Temple University, bevor sie nach Europa kam, um ihr Studium der frühen Oboe am königlichen Konservatorium in Brüssel, Belgien fortzusetzen. Sie lebt derzeit in Barcelona, wo sie als Kodirektorin des Le Tendre Amour mit Esteban Mazer arbeitet.
Argentinien & Spanien – Barcelona

Juan Ullibarri
Instrument: Blasinstrumente
Juan studierte Klarinette und Txistu am Conservatorio Superior de Música de San Sebastián (Baskenland). Sein Interesse für frühe Blasinstrumente brachte ihn zur Schola Cantorum Basiliensis, wo er Naturtrompete und Zink studierte. Er spielt auch andere westliche und östliche, traditionelle und Renaissanceinstrumente (Duduk, Zurna, Flöten und Dudelsäcke). Er spielt unter anderem mit dem Wroclaw Baroque Orchestra, der Cappella Mediterranea und dem Glossarium.
Spanien & Luxembourg

Lucia Froihofer
Instrument: Violin, Viola
Studium der Violine und Instrumentalpädagogik an der Kunstuniversität Graz, Spezialisierung auf das Barockvioline-Studium
an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig, Brüssel und Novara. Lucia gründete das Ensemble „Spafudla“, das im Bereich der Neuen Volksmusik mit ungewöhnlichen musikalischen Mixturen überrascht (Jazz, klassische und World Musik Einflüsse). Sie gründete gemeinsam mit Michael Hell (Cembalo) das Barockorchester „die Neue Hofkapelle Graz“, das sie mit ihm in künstlerischer Doppeldirektion leitet.
Österreich – Graz

Gabriel Froihofer
Instrument: Percussion
Er absolvierte das Masterstudium Jazz-Schlaginstrumente an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Seine Begeisterung für ethnische Musik, Tanzmusik und Theater zeigt sich in seinem heutigen Schaffen als Bassist, Perkussionist und Schlagzeuger. Er schätzt die Vielseitigkeit und arbeitet mit verschiedenen Ensembles, vorwiegend im Bereich Weltmusik und Alte Musik (Spafudla, Polka Potente, Jazzbanditen, Neue Hofkapelle Graz).
Österreich – Graz

Georg Kroneis
Instrument: Viola da Gamba, Violone
Georg arbeitet als selbständiger Musiker und ist festes Ensemblemitglied der Neuen Hofkapelle Graz, je nach Programm als Violone-Spieler, Tutti-Cellist, Solo-Gambist und Moderator. In diesen Funktionen trat er auch in der styriarte, im Carinthischen Sommer, den Innsbrucker Festwochen, der Kölner Philharmonie, dem Kölner Fest für Alte Musik, den Tagen Alter Musik Herne.
Österreich – Graz

Ursprung, am 18. Dezember 2015

steirischer herbst ’15

Alle Welt blickt auf Michael J. Fox, dessen Film-Trilogie am 21.10. eine neue Bedeutung bekommt, wenn wir Prophezeiung und Gegenwart vergleichen. Mit dem Parkinson Ambassador kriege ich auch elegant die Kurve zum heurigen Thema des steirischen herbst.

Das Programmbuch
steirischer herbst 2015
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“Zurück in die Zukunft!”

Eröffnung steirischer herbst 2015 – ich, das Publikum, mein Tischnachbar, die Intendantin, DJs | Fotos © Claudia Parenzan

Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen

Der Autor Josef Winkler verlässt die Bühne, eine Dame aus dem Publikum, der Sprecher Johannes Silberschneider, die List-Halle nach der Aufführung, das legendäre Fest | Fotos © Claudia Parenzan

7 Pleasures – Mette Ingvartsen

Nach einer Erfrischung im Graf Leopold freut es mich, Gerhard Melzer (mit dem ehemaligen Literaturhaus-Chef redet es sich gut über Josef Winklers Specter of the Gardenia) und Christine Gaigg (wir hatten uns bei ihrem Stück Maybe the way you made love 20 years ago is the answer? im Vorjahr kennen gelernt) wieder im Dom im Berg zu entdecken.

Langsam steigt die Spannung und das Foyer füllt sich mit Menschen. In „7 Pleasures“ – einer Uraufführung der dänischen Choreografin und Tänzerin Mette Ingvartsen – ist hautnah mitzuerleben, wie sich Konzepte von Nacktheit und Sexualität durch die Zeit verändert haben. So steht es in der Programmankündigung und alle in der engen Menschentraube sind auch aufgrund des einzig kursierenden Bildes gespannt was man wirklich zu sehen bekommt und drängen sich um die besten Plätze. Das Publikum ist vorwiegend unter 30 und die junge Dame rechts von mir reckt ihren Hals, um sich nur ja kein Detail entgehen zu lassen, während ein harter drum-loop laut auf uns ein hämmert bis sich die Tänzer aus dem Publikum herauslösen, entkleiden, und auf der Bühne ihre Positionen einnehmen.

Die folgenden 90 Minuten sind zur Gänze dem Vergnügen gewidmet, jenem des Zusehers, der von jedem der sieben Abschnitte auf andere Weise begeistert und überrascht ist, aber auch von dem Spass, den die Tänzer bei der Performance haben, auch wenn es professionelle Darsteller sind, die – wie wir im darauf folgenden Publikumsgespräch erfahren – sehr genau individuelle intime Grenzen definiert haben. Die wechselnde Dynamik der Vergnügen faszinierte, riss einen mit und nahm jegliche Langeweile aus den Segmenten, die von einer ungeheuerlichen Langsamkeit der Bewegungen bis zum energiegeladenen Beat reichten, bei dem so mancher Zuseher wie Yours Truly auf den Schenkeln mitklopfte und selbst am liebsten mitgemacht hätte.

7 Pleasures Talk nach der Performance im Dom im Berg | Foto © Claudia Parenzan

Öffentliche Nacktheit per se und Performances nackter Körper sind nichts ungewohntes für uns Zeitgenossen, aber die politische Dimension, die von Mette Ingvartsen auch im nachfolgenden Gespräch betont wird, ist interessant und auch im Publikum nimmt man wahr, dass sich seit der Flower-Power-Revolution der 60er Jahre mit All You Need Is Love, freier Liebe, Woodstock (da wäre ich gern dabei gewesen) Vietnam-Kriegsgegnern, Anti-Atomkraft- und Frauenbewegung ein neuer Konservativismus in der Jugend breit macht, dessen Ursache in der frei zugänglichen Pornografie zu liegen scheint, mit der die What’s App-Generation aufwächst.

Ich als einer der „alten Nackten“ verstand die Botschaft, stellte aber die Frage in den Raum, ob es nicht besser sei, mit der Tanzperformance tatsächlich an eine breitere mediale Öffentlichkeit zu gehen, als in einem kleinen exklusiven Rahmen den bereits Bekehrten zu predigen. Nun, die Produktion wird von Graz aus auf die Reise durch Europa gehen, vielleicht „normalisiert“ sie noch einige Menschen, die zu dem nackten Körper noch kein so natürliches Verhältnis gefunden haben, wie das Dutzend Tänzer rund um Mette Ingvartsen.

Die dänische Choreografin und Tänzerin Mette Ingvartsen (35) im Gespräch | Foto © Claudia Parenzan

Ursprung, am 28. September 2015

Luise 37 – Die Rabtaldirndln

Die Rabtaldirndln in Hart bei Graz | Foto © Claudia Parenzan

Der sogenannte “Speckgürtel” (damit meint man die reicheren Dörfer in Graz Umgebung) hat was. Nämlich eine gute Portion Selbstironie, wenn man eine Show der Rabtaldirndln (Barbara Carli, Rosi Degen, Bea Dermond und Gudrun Maier) erlebt hat. Ich muss vorausschicken, dass ich mit dem Hintergrund, dem Spannungsfeld zwischen Stadt- und Landkultur, recht gut vertraut bin, da ich selbst seit kurzem in einer solchen Gemeinde im Norden von Graz lebe. Um ganz sicher zu gehen, habe ich auch noch eine Freundin aus Hart bei Graz, dem Ort der Uraufführung, mitgenommen.

Was haben wir dabei gelacht! Die vier Dirndln führten uns auf den Fußballplatz (dort ist das soziale Zentrum jeder Landgemeinde) und erzählten, sangen und kickten uns durch den unterhaltsamen Abend, indem sie einer imaginären 37 Jahre alten Luise mit drei Söhnen, die wegen der guten Luft, dem Grün und den Kindern nach GU gezogen war, einen Spiegel vor hielten, der die verlorenen Träume und das desillusionierte Leben einer Jungfamilie recht pointiert darstellte.

Das Fußballtraining hat uns gut getan, keine(r) war beleidigt und in Hart bei Graz wird danach wohl alles wieder seinen gewohnten Gang genommen haben. Die Kinder da und dort hin führen, zur Arbeit, zum Bipa, zum Spar fahren, zu schnell fahren, die Wäsche bügeln, den Rasen mähen, Ö3 und Kronehit Radio hören, einmal pro Woche die Freundinnen treffen, Prosecco in der einen, Zigarette in der anderen Hand … ach, einfach das Vorstadtleben, wie wir es aus Desperate Housewives kennen.

Nach der Vorstellung gabs Jausensemmeln, einen Talk gibts erst am 9. Oktober. Nach der Uraufführung vergangenen Freitag waren die weiteren Termine schnell ausverkauft. Wegen der unvermindert großen Nachfrage wird es am kommenden Sonntag, dem 11. Oktober, um 16.00 einen Zusatztermin geben. Karten sind ab sofort unter 0316 81 60 70 und www.steirischerherbst.at/tickets erhältlich.

Ursprung, am 6. Oktober 2015

Life and Times – Nature Theater of Oklahoma

Life and Times Episode 7 | Foto © Claudia Parenzan

Das Nature Theater of Oklahoma war herbst-Besuchern bereits bekannt, daher überraschten die Episoden 7 – 8 – 9 nicht wirklich. Das Langzeitprojekt des New Yorker Performance-Kollektivs, ein banales Leben in den USA – ein 16-stündiges Telefongespräch mit Kristin Worrall (im Bild oben mit Ensemblemitgliedern bei der Premiere im Schubertkino), mit unzähligen Like, You Know? und Oh My God! akriebisch transkribiert, das den Bogen von Sex in der High School und 9/11 bis zu Besuchen von Ausserirdischen spannt – mit sehr unterschiedlichen künstlerischen Methoden zu einem Epos zu machen. Letztes Jahr im Mumuth fand ich Episode 5 amüsant – man musste sie selbst als Graphic Novel lesen –, und Episode 6 als Bühnenstück zwar witzig, aber viel zu lang. Dieses Jahr hielt mich Episode 7 als Film Noir über zwei Stunden lang munter und interessiert. Kristin Worralls O-Ton wurde von einer meist männlichen Stimme auf die Lippenbewegung anderer Personen synchronisiert, ein immer wieder frischer Effekt, auch filmtechnisch eine großartige Arbeit, hervorragend dargestellt.

Life and Times Episode 8 | Fotos © Gerald Ganglbauer

Episode 8 enttäuschte, hier wurde der Kristin Worrall Text gesungen, eine Art Filmmusical mit Musik von Daniel Gower im Stil von Jesus Christ Superstar. Was Anfangs Dynamik hatte – die Sänger bewegten sich fortwährend auf die Kamera zu – wurde nach 60 Minuten einfach zu lang. Dennoch haben sich die Bilder nachhaltig ins Hirn eingebraben und die Gesänge klingen noch im Ohr.

Life and Times Episode 9 | Fotos © Claudia Parenzan

Erfrischend dann die vorläufig letzte Episode 9 – ein 17 Minuten dauernder übercooler Hip-Hop Video Verriss in Addidas Trainingsanzügen, komplettiert mit Goldketterln und -ringen, als Koproduktion mit dem steirischen herbst gefilmt in Österreich, vieles davon auch in Graz, u.a. in der Postgarage. Yo!

Ursprung, am 7. Oktober 2015

Cuando vuelva a casa voy a ser otro – Mariano Pensotti / Grupo Marea (Argentinien)

Cuando vuelva a casa voy a ser otro – Mariano Pensotti / Grupo Marea (Argentinien) | Foto © Wolfgang Silveri

Die bunte Fassade setzt sich im filmartigen Bühnenbild fort, Gespräche auf Förderbändern von rechts nach links und zurück, die Vergangenheit erzählend zu uns, dem Publikum, in die Gegenwart transportiert.

Anfangs haben die deutschen Übertitel meine Müdigkeit gefördert, allein die Spannung war zu groß um ihr zu erliegen. Die Story ist im Wesentlichen echt, der Vater des Autors Mariano Pensotti vergräbt als argentinischer Revolutionär Ende der 70er-Jahre belastende Gegenstände und erkennt Jahrzehnte später nach Auffindung dieser nicht alle wieder.

Durch Gegenstände, Fotos, Erzählungen wird man zu seinem eigenen Doppelgänger, mimt das bereits gelebte und zum Teil verzerrte Bild weiterhin, ohne zu bemerken, dass man mittlerweile ein anderer ist. Somit lebt man nicht sein Leben gemäß der natürlichen Veränderungen durch die Zeit im Jetzt sondern in Anlehnung an die Vergangenheit.

Ein wunderbares Stück, das mich an meine Situation erinnert, im Zug zwischen zwei Zuhause: „Wenn ich zurück komme, bin ich ein anderer“ – „Cuando vuelva a casa voy a ser otro“

– Claudia Parenzan

Talking heads: Mariano Pensotti und Veronica Kaup-Hasler | Fotos © Claudia Parenzan

Wien, am 11. Oktober 2015

Golden Hours (As you like it)

Letztes Foto: die leere Bühne der List Halle | Foto © Claudia Parenzan

Somit ging ein gelungenes Festival neuer Kunst, das dem Leitmotiv Back to the Future folgte, zu Ende. 131 Projekte und 457 Einzelveranstaltungen gab es an 24 Festivaltagen.

Mehr als 50.000 Besucherinnen und Besucher zählte das Festival, nicht zugerechnet sind dabei die Projekte, die im öffentlichen und medialen Raum stattgefunden haben.

Die Intendantin freut sich auch über die Auslastung von über 95% bei den szenischen Produktionen und Konzerten. Etwa 800 Künstler, Theoretiker und sonstige Teilnehmer aus insgesamt 46 Nationen waren involviert.

8 aus 10 Darbietungen im steirischen herbst 2015 waren wie immer hervorragend, das Festival wie immer straff organisiert, die Laufzeit der einzelnen Produktionen wie immer zu kurz (einzig die Rabtaldirndln erhielten Zusatztermine für Luise, 37).

Somit bleibt uns nichts anderes übrig, als auf das nächste Jahr zu warten. Der kommende steirische herbst findet von 23.09. bis 16.10.2016 statt. Das Programm wird im Juni präsentiert.

Stattegg-Ursprung, am 19. Oktober 2015

Grazer Augarten Fest 2015

Man wurde das Gefühl nicht los, inmitten einer kleineren Version des Donauinselfestes zu sein. Ich war eingeladen, jedoch ahnungslos, dass das 34. Grazer Augarten Fest in den letzten Jahrzehnten schon so herangewachsen war. Das hügelige Grün füllte sich schnell mit buntem Publikum, aber vom Aussehen durfte man keinen Schluß auf schlechtes Benehmen ziehen. Jung und Alt hatten gute Laune, hörten geile Musik und tanzten vor der Bühne, ganz ohne den üblichen Festivalmüll. Ein rundum angenehmer Tag: unsere Fotos aus dem Facebook.

Die Donauinsel im Vorgarten: Picknick und chillen

Die Donauinsel im Vorgarten: Picknick und chillen

Graz, 14. Juli 2015

La Strada Graz Festival 2015

Im Sommer 2014 ließ mir mein Buch keine Zeit für irgendetwas anderes als Schreiben, heuer erwarten mich in “La Strada Graz” von 31. Juli bis 8. August wieder bewegte und bewegende Tage, wie Intendant Werner Schrempf es ausdrückt. Gehen wir also ein Stück des Weges mit ihm und seinem internationalen Festival für Strassenkunst und Figurentheater gemeinsam.

Opernring 12/I
8010 Graz
T. +43 316 69 55 80

La Strada ist eine Arbeitsgemeinschaft des Vereines zur Förderung von Straßenkunst und Figurentheater in Österreich und derFirma die ORGANISATION, Büro für Gestaltung und Veranstaltungsorganisation GmbH.

Fester Bestandteil des Sommers in Graz: Seit 18 Jahren ist “La Strada” schon auf dem Weg

Einzeln nur Buchstaben, gemeinsam La Strada | Foto © Ulrike Sajko 2015 La Strada auf den Stufen des Grazer Opernhauses

Alle Informationen zum Programm von La Strada 2015 sind in der Programmzeitung. Das gesamte Programm gibt es auf www.lastrada.at zu sehen. Wir werden von der Eröffnung berichten, und hier mit einem Rückblick abschliessen.

Graz, am 15. Juli 2015

Opening: The 7 Fingers aus Kanada mit “Cuisine et Confessions”

The 7 Fingers nach der Show | Foto © Gerald Ganglbauer 2015

Sehr unterschiedliche Geständnisse wie: “Ich mag keinen Sellerie” oder: “Mein Vater starb im KZ in Argentinien” bildeten den Hintergrund zu choreografiertem Tanz und Akrobatik vom Feinsten. Die vielen Gästen nicht mehr unbekannten Ausnahmekünstler des Cirque-Nouveau ernteten wiederum eine Standing Ovation bei der gestrigen Eröffnungsveranstaltung von La Strada Graz in der Oper.

Mit liebenswürdiger Einbeziehung des Publikums und nahezu unglaublichen Kunststücken überzeugte die bunte Truppe, dass Poledancing nicht nur ins Rotlichtmilieu sondern auch in die Küche passt, dass Schaumschläger zum Jonglieren gemacht sind, dass Menschen fliegen können und dass sie im (scheinbaren) Sturz auch noch der Gravitation trotzen. Man muss es sehen um es zu glauben. Ab heute noch fünfmal zu erleben.

Don’t try this at home, sagt man anderswo. Sollte man auch hier das Publikum warnen: Versucht nicht, das zuhause nachzuahmen! Zumindest nicht die waghalsigen Schwünge und präzisen Sprünge. Die Küche vielleicht. Bildete ich es mir ein, oder roch es in der Oper tatsächlich nach Bananenkuchen? Ein grossartiger Vorgeschmack auf das vielseitige Programm der kommenden Woche.

Wir sehen uns bestimmt noch da und dort bei La Strada!

Ursprung, am 1. August 2015

Roadtest: Ein Blick in den Rückspiegel nach 8 Tagen Vollgas

Cirque Inextremiste übertrifft sich selbst in seiner zweiten Show| Foto © Claudia Parenzan

La Strada Graz 2015 hat mich wiederum sehr begeistert: Die Show der drei unverwundbaren Franzosen des Cirque Inextremiste hat jeden Zuseher vom Hocker geworfen – die süße und extrem waghalsige Rache (mit einem Bagger!) des in der Brettergerüst-und-Gasflaschen-Premiere (Helmut-List-Halle vor zwei Jahren) des skrupellos ‘verarschten’ Körperbehinderten war einfach ‘genial’ – Triebwerk Berlin (ebenso zum zweiten Mal zu Gast in Graz) offerierte wunderbar unterhaltsames Figurentheater gepaart mit Geschichtsunterricht – und auch der österreichische Beitrag “Penguin People” des Theater Asou überzeugte ganz ohne Worte, um nur drei Highlights der ersten Halbzeit anzuführen.

La Strada 2015 | Fotos © Ulrike Sajko und Gerald Ganglbauer
Premiere | Pressekarten | Besucher | Kein Vorhang | The 7 Fingers | Penguin People | MimiCry | Steinbauer & Dobrowsky

Anna Schrefls “Wetta” kombinierte im Innenhof der Universität multilinguale Wetterprojektionen mit Tanz und schönen Stimmen zu einer Klimakonspiration und wagte sich im Chor unter Franz Jochums Leitung sogar an eine Interpretation von Henry Purcells Cold Song, wohl eine Reminiszenz an Klaus Nomi. “MimiCRY”, eine Bearbeitung von Kafkas Bericht für eine Akademie von Steinbauer & Dobrowsky machte das im Kreis sitzende Publikum im Industriegebiet der Waagner-Biro-Straße schwindelig. Der Puppenspielern wie dem Wiener Nikolaus Habjan als Altmeister geltende Queenslander Neville Tranter und sein Stuffed Puppet Theatre bot als letzte Show im Next Liberty einen ausgezeichneten Abschluss des bunten Angebotes.

La Strada 2015 | Fotos © Gerald Ganglbauer und Claudia Parenzan
Nikolaus Habjan | Cirque Inextremeiste x 3 | Anna Schrefl | Benjamin Vandewalle | Triebwerk Berlin | Neville Tranter

Dennoch bin ich unzufrieden. Warum?

Das Festival ist volljährig geworden, meint der Intendant, und bietet das Programm zu einem erwachsenen Preis: Knapp 500 Euro hätte ich mit meiner Partnerin berappt, wäre ich ein ganz normaler Grazer und nicht ein privilegierter Journalist mit Freikarten. Das sind also knapp 500 Euro für Freizeit/Kultur in nur einer Woche; das kann sich nicht jeder leisten. Für das Gebotene zwar ein fairer Preis, aber erinnern wir uns, La Strada war ursprünglich freies Theater, eben Artisten, Gaukler und Jongleure auf der Straße.

Welchen Weg sollte La Strada fortan gehen? Ich habe in Sydney gelebt, einer reichen Stadt, die es sich einfach leistet, ein derartiges internationales Festival jeden Sommer auf die Karte der australischen Großstadt zu malen. Straßentheater im Sydney Festival ist kostenlos und hat bis zu einer Million Zuseher. Könnte das Großstädtchen Graz sich das leisten? Ich weiß es nicht, denn ich kenne das Kulturbudget dieser Stadt nicht, aber entweder gibt man den Bürgern und Besuchern all diese Top-Acts frei Haus, bzw. hängt das Theaterprogramm teilweise an den “steirischen herbst” (Steinbauer & Dobrowsky und Anna Schrefl hätten diesmal schon dorthin gepasst) oder man bringt bescheidenere Produktionen unter die Leut’ und damit zurück auf die Straße, wo dieser Weg vor 18 Jahren einmal begonnen hat.

Let’s go home!
Neville Tranter and his dog leave the stage at the end of the show.

Ursprung, am 9. August 2015

DÜRINGER im Lässerhof

Wenn für uns der Ernst des Lebens beginnt, hängt man uns einen leeren Rucksack um, den wir nun nach und nach mit unserer Geschichte befüllen werden. Diese wird von uns fälschlicherweise als „unser Leben“ bezeichnet. Doch sie ist lediglich unsere Lebensgeschichte und steht oft dem Leiden näher als dem Leben im eigentlichen Sinn. Mit dieser traurigen Geschichte identifizieren wir uns nur allzu gerne. Nicht, weil es so schön ist und Spaß macht, sondern weil’s die anderen ja auch tun und man dadurch nicht mehr  so alleine ist. Man lässt das gestörte Ich zurück und verschwindet im Wir. So findet man Schutz und Geborgenheit im kollektiven Wahnsinn. Dieser Unerträglichkeit werden wir im zweiten Teil meiner Vortragstrilogie auf den Grund gehen. Nicht auszuschließen, dass wir dabei wieder unserem evolutionären Begleiter, dem Neandertaler begegnen. Dieser hatte uns ja einiges voraus: Er hatte die Zeit. Wir haben nur mehr die Uhr … und diese tickt schon lange nicht mehr richtig.

„WIR – Ein Umstand“ … kultur findet stattegg

„WIR – Ein Umstand“ … Teil 2 einer Vortragstrilogie | Pressefoto

Roland Düringer (* 31. Oktober 1963 in Wien) ist ein österreichischer Kabarettist und Schauspieler. Sein Vater war Garderobier am Wiener Burgtheater. Durch diesen lernte Düringer den Schauspieler Herwig Seeböck kennen und nahm an einem seiner Theaterworkshops teil, wo er auf Alfred Dorfer traf. Düringer absolvierte die HTL für Maschinenbau, nebenbei spielte er im Ensemble von Seeböck. Seine Karriere begann er in der österreichischen Kabarettgruppe Schlabarett, in der er unter anderem gemeinsam mit Alfred Dorfer, Andrea Händler, Eva Billisich und Reinhard Nowak spielte. Die Kabarettgruppe löste sich 1992 nach Erfolgen mit den Programmen Atompilz von links (1985) und Kultur gegen alle (1986) auf.

Am 18. Jänner 1994 spielte Düringer sein erstes Solo-Kabarettprogramm Hinterholzacht, 20 Jahre Abrechnung. Ebenfalls 1994 erschien Muttertag – Die härtere Komödie, der erste Kinofilm der Schlabarett-Gruppe unter der Regie von Harald Sicheritz, in dem Düringer mehrere Rollen übernahm. 1995 feierte sein zweites Soloprogramm Superbolic Premiere. Im selben Jahr spielte er in Harald Sicheritz‘ Film Freispiel mit Alfred Dorfer, Lukas Resetarits, Wolfgang Böck und Andrea Händler. Nach Rollen in der österreichischen Fernsehserie Kaisermühlen-Blues schuf Düringer 1997 sein drittes Programm, Benzinbrüder, das österreichweit ein großer Erfolg wurde.

Den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere erreichte Düringer mit der Kinofassung seines ersten Programms, Hinterholz 8. Der Film übers Hausbauen war in Österreich ein Riesenerfolg, in der österreichischen Kinohitliste von 1998 übertraf ihn nur Titanic. 1998 erhielt Düringer die Goldene Romy als bester österreichischer Schauspieler. 1999 spielte er in der TV-Produktion Die Jahrhundertrevue, erneut unter der Regie von Harald Sicheritz. Düringer drehte dann mit Alfred Dorfer die ORF-Sitcom MA 2412, die es zwischen 1998 und 2002 auf vier Staffeln und einen Kinofilm brachte. 2001 brachte er sein viertes Soloprogramm, 250 ccm – die Viertelliter-Klasse, auf die Bühne. Den nächsten österreichweiten Erfolg landete Düringer 2002 mit dem Kinofilm Poppitz. Im September 2004 feierte sein Kabarettprogramm Düringer spielt Dürflinger Premiere.

Sein Kinofilm Die Viertelliterklasse lief ab März 2005 in den österreichischen Kinos. Düringer ist ein begeisterter Motorsportler, der 1999 ein eigenes Motocrossteam, Die Benzinbrüder MotoXtreme, gründete. Daher drehten sich seine Kabarettprogramme oft um Fahrzeuge und die Freuden und Leiden des Menschen mit ihnen. Düringer ist als einer der bekanntesten österreichischen Schauspieler unter anderem Werbeträger für VISA und für die Kampagne Denk an morgen beim Kühlschrank entsorgen des UFH Umweltforum Haushalt. Im Kabarettprogramm Düringer ab 4,99, zum ersten Mal präsentiert im März 2006 in Neukirchen am Großvenediger, übte er Kritik an der Konsumgesellschaft. Dabei wurde auch das Publikum intensiv in den Ablauf einbezogen und kurzerhand in Verkäufer und Käufer eingeteilt oder auch als Personal rekrutiert.

Seit 2. Jänner 2013 veröffentlicht Düringer ein Videotagebuch, in dem er Begebenheiten aus seinem Leben und alltägliche Ereignisse kommentiert. Besondere Aufmerksamkeit in den Medien erregte sein Aufruf zur Selbstanzeige, nachdem Freisprüche gegen Mitglieder des Vereins gegen Tierfabriken vom Oberlandesgericht Wien aufgehoben wurden.

Ab Mai 2009 wurden 13 Autos aus Düringers privater Sammlung für einen guten Zweck versteigert. Mit dem Erlös finanzierte Düringer einem wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls gehbehinderten Fan einen behindertengerechten Minivan.

Die 2009 in Kasten bei Böheimkirchen gedrehte Fernsehserie Der wilde Gärtner, eine Mischung aus Comedy und Gartenmagazin, wurde vom ORF im Jahr 2011 ausgestrahlt.

Im Dezember 2011 hielt Düringer in der Sendung Dorfers Donnerstalk eine Wutbürgerrede, die in den österreichischen Medien für Aufregung sorgte. Auf YouTube erreichten die Aufnahmen innerhalb weniger Tage mehrere zehntausend Aufrufe. Die Rede basierte auf dem Buch Vom Systemtrottel zum Wutbürger von Rahim Taghizadegan und Eugen-Maria Schulak. Ende Mai veröffentlichte Düringer das Buch Das Ende der Wut, das er zusammen mit Schulak und Taghizadegan verfasst hat.

Im Dezember 2012 gab Düringer bekannt, er werde ab 1. Jänner 2013 als Experiment sein Leben auf minimale Bedürfnisse reduzieren, ähnlich denen die in seiner frühesten Jugend geherrscht hatten, und „wie in den 70ern leben“. Er verzichtet seither auf bargeldloses Bezahlen, Handy, E-Mail, Fernseher, meidet Supermärkte, isst selten Fleisch und nutzt nach Möglichkeit öffentliche Verkehrsmittel. Auch wohnt er seither nicht mehr in seinem Haus, sondern in einem danebenstehenden 28m² großen Wohnwagen, der über ein Trocken-WC verfügt und somit unabhängig vom Kanalnetz ist.

Über dieses neue Leben berichtet Düringer in seinem Videoblog „Gültige Stimme“. Ab Mitte 2013 entstand aus mehrtägigen Interviews mit Clemens G. Arvay über dieses neue Lebensthema das Buch Leb‘ wohl Schlaraffenland.

Quelle: Wikipedia

Düringer muss man selbst erlebt haben! | Fotos © Gerald Ganglbauer 2015

Ursprung, 14. Juni 2015

Lendwirbel am Freitagabend

Für mich war es das erste Mal, aber den LENDWIRBEL gibt es schon seit 2007. Seit 2009 können die VeranstalterInnen auf die Unterstützung von zahlreichen KünstlerInnen, MusikerInnen und freiwilligen Wirbel-Begeisterten zählen, sodass 2011 bereits rund 30.000 Menschen das Spektakel feierten. Bei den Auftritten der heißesten Grazer Bands am Freitagabend fühlte es sich sogar sechsstellig an! Die Musiker spielten auf Augenhöhe mit den Zuhörern … aber was schreibe ich, Saint Chameleon und The Base habe ich an anderer Stelle bereits ausführlich vorgestellt, die 200 Bilder sprechen für sich selbst.

Maximiertes Publikum
Low-Tech Event

Lendwirbel Locations: Volksgarten – Lendplatz – Mariahilferstraße – Südtirolerplatz – Griesgasse – Griesplatz, von 2. bis 10. Mai 2015, die Fotos sind vom 8. Mai, 19:15 Saint Chameleon, und 20:30 The Base