steirischer herbst ’22

steirischer herbst ’22
Ein Krieg in der Ferne
Prolog-Ausstellung 1.7.–1.8.22
Festival 22.9.–16.10.22
Eröffnungstage 22.9.–25.9.22
Programmvorschau aus einer Pressemitteilung vom 30.6.22
In seiner 55. Ausgabe widmet sich der steirische herbst unter dem Titel Ein Krieg in der Ferne in einem dichten Programm an Ausstellungen, Performances und Diskussionen der bedrohlichen Präsenz von Schlachten, die unsere Gesellschaft geistig abschirmt.
Chefkuratorin und Intendantin Ekaterina Degot beschreibt das Konzept ihrer fünften Ausgabe wie folgt:
 
„Kriege sind in die Geschichte des steirischen herbst eingeschrieben. Während frühe Festivalausgaben vom Kalten Krieg überschattet wurden, fanden spätere statt, als gleich nebenan die Jugoslawienkriege wüteten. Der russische Angriff auf die Ukraine ruft auf schmerzhafte Weise verblichene Erinnerungen an den Ersten und Zweiten Weltkrieg wach und bildet den neuesten Eintrag in dieser langen Liste drohender Kämpfe in der unmittelbaren Nachbarschaft.
 
Gelegentlich hat man jedoch immer noch den Eindruck, dass in dieser gemütlichen Ecke Österreichs, wie auch an vielen anderen behaglichen Orten in Europa, Kriege und Konflikte fehl am Platz sind. Ausbrüche des Mitgefühls gegenüber denen, die von Kriegen ,anderswo‘ betroffen sind, sind zweifellos aufrichtig, aber gleichzeitig gilt die Welt hier als sicher. Die Front wird auf Abstand gehalten, nicht gesehen und nicht gehört, bis das Verdrängte mit voller Wucht zurückkehrt.“
 
Ein Prolog zum Festival beschäftigt sich bereits von 1. Juli bis 1. August mit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine – dessen Relevanz und Nähe nun nicht mehr ignoriert werden können. In der Sonderausstellung Ein Krieg in der Ferne. Prolog. Die umkämpfte Ukraine in Videokunst und Film präsentiert der steirische herbst historische und zeitgenössische Videokunst und Filme zu diesem Krieg in der Neuen Galerie Graz, kuratiert von Mirela Baciak und David Riff. Zu den teilnehmenden Künstler:innen zählen Pavel BrăilaOleksandr DovzhenkoDana KavelinaZoya LaktionovaKateryna LysovenkoMykola Ridnyi und Philip Sotnychenko. Anlässlich der Eröffnung am 1. Juli finden Artist Talks und eine Podiumsdiskussion mit dem Journalisten Herwig G. Höller, der Schriftstellerin Julya Rabinowich und dem Historiker Peter Ruggenthaler zur Bedeutung des Ukrainekriegs aus österreichischer Sicht statt.

Herzstück des Festivals im Herbst ist eine Gruppenausstellung in beiden Flügeln des ersten Stocks der Neuen Galerie Graz, für die der historische Eingang in der Neutorgasse wieder geöffnet wird. Das Festivalteam hat zu weniger bekannten und vergessenen Werken ihrer Sammlung von Kunst aus dem 19. und 20. Jahrhundert recherchiert. Manche Arbeiten scheinen auf den ersten Blick arglos, andere sind verstörend politisch. Sie werden zeitgenössischen Kunstprojekten gegenübergestellt, von denen viele neu in Auftrag gegeben wurden.
 
Die Ausstellung stellt klassische Narrative der Moderne infrage und bietet eine subjektive und fragmentarische Neuinterpretation der Sammlung der Neuen Galerie Graz, die Spuren ignorierter Kriege, verborgener Geschichten und unterdrückter Konflikte offenlegt. Sie verbindet Vergangenheit und Gegenwart und erforscht die künstlerische Reflexion einer zunehmend gespaltenen Welt, die von der Auflösung von Imperien, anhaltendem Kolonialismus und wachsenden Klassenkonflikten geprägt ist. Während so die dunkleren Seiten der Moderne untersucht werden, reflektiert das Festival auch seine eigene tieferliegende Politik und Geschichte. Diese Ausstellung ist eine Kooperation mit der Neuen Galerie Graz / Universalmuseum Joanneum und läuft bis 12. Februar 2023.
 
Das performative Programm des Festivals aktiviert andere Motive und Erinnerungen im Zusammenhang mit Kriegen und Konflikten in neuen Auftragsarbeiten von Boris Charmatz, Boris Nikitin, Theater im Bahnhof,Giacomo Veronesi, Ming Wong und Raed Yassin.
 
Im Forum Stadtpark präsentiert der steirische herbst eine Ausstellung zum Filmemacher Harun Farocki, die sich gegen die Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts richtet. Sie enthält auch weniger bekannte Werke und wird sowohl von Diskussionen und Gesprächen als auch dem herbstkabarettbegleitet, das heuer mit Verena DenglereSeL (Lorenz Seidler) und Les Trucs seinen Auftakt feiert.
 
In einer neuen Zusammenarbeit mit dem Literaturmagazin manuskripte steuert der steirische herbst eine Sonderrubrik mit Kriegstagebüchern und -gedichten aus der Ukraine bei, ausgewählt von der Lyrikerin Galina Rymbu.

Künstler:innen 
 
Gabriel AbrantesFriederike AndersBoris CharmatzKeti ChukhrovJosef DabernigHarun FarockiJannik FranzenAslan GoisumAssaf GruberEmil GruberFlaka HalitiYuriy IllienkoIman IssaZhanna KadyrovaRajkamal KahlonKateryna LysovenkoEkaterina MuromtsevaHenrike NaumannNavaridas & DeutingerBoris NikitinIgor Friedrich PetkovićNihad Nino PušijaMykola RidnyiWillem de Rooij, Augustas SerapinasTheater im BahnhofGiacomo VeronesiMing WongRaed Yassinherbstkabarett mit Verena DenglereSeL (Lorenz Seidler)Les TrucsZvjezdana FioFranz Yang-Močnik und andere Künstler:innen aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz
 
Die vollständige Liste der teilnehmenden Künstler:innen und Kollektive wird im September veröffentlicht.


Ein Krieg in der Ferne. Prolog. Die umkämpfte Ukraine in Videokunst und Film, Installationsansicht, Neue Galerie Graz. Credit: Universalmuseum Joanneum / J.J. Kucek
Festivals-im-Festival 

Wie gewohnt umfasst der steirische herbst die Festivals-im-Festival musikprotokoll und Out of Joint – das Literaturfestival im steirischen herbst. Unter der Leitung von Elke Tschaikner beleuchtet das musikprotokoll 2022 von 6.10. bis 9.10. mit Whodentity aktuelle Fragen nach Zugehörigkeiten. Konzipiert von Klaus Kastberger, fragt Out of Joint von 11.10. bis 14.10. vor dem Hintergrund großflächiger Zerstörung, kriegerischer Aggressionen und Ressourcenverschwendung Wer wir waren? und welche Alternativen es zum Bestehenden gibt.
Parallelprogramm
 
Ein vielfältiges Programm von rund 20 Institutionen und Kunstschaffenden in Graz und der Steiermark ergänzt den steirischen herbst ’22. Wie jedes Jahr finden sich neben bekannten Namen auch neue Kollaborationen auf der Liste. Zu den Projekten außerhalb von Graz werden Bustouren angeboten.
Partner in Graz

Annenstrasse 53,APORON 21esc medien kunst laborGrazer KunstvereinHALLE FÜR KUNST SteiermarkKunsthaus GrazmanuskripteSteirische Kulturinitiative und Theater Quadrat
 
Partner in der Steiermark und darüber hinaus

ARGE Oper im Durchbruchstal (St. Barbara im Mürztal), eisenerZ*ART(Eisenerz), Haus lebt (Hartberg), Steirische Kulturinitiative (Maribor, Ruden und Villach), Theater Quadrat (Oberzeiring), WIENDRAMA (Eisenerz, Fohnsdorf, Fürstenfeld, Gnas, Möderbrugg, Stainz)
 
Partner Kunst der Verführung

Creative Industries Styriadesignforum SteiermarkFH JOANNEUM | Institut Design & KommunikationGraz MuseumKULTUM. Zentrum für GegenwartKunst und Religion in GrazKunsthaus GrazHDA – Haus der ArchitekturFG Werbung & Marktkommunika­tion der WK SteiermarkAnkünder
6 Ausstellungen zum Thema Grafikdesign im Spannungsfeld von Kunst und Werbung; ein Projekt initiiert von Siegfried Gruber, koordiniert von Creative Industries Styria
Ö1 Festivalpodcast
 
Das dritte Jahr in Folge arbeitet der steirische herbst mit dem öffentlich-rechtlichen Sender Ö1 für einem Festivalpodcast zusammen. Zeitgenössische Kunst in ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen in den Fokus rücken, die Interdisziplinarität in der Kunst fördern und der Reflexion des Zeitgeschehens ausreichend Raum bieten – all das sind Themen, die Ö1 und den steirischen herbst miteinander verbinden. Auch diesmal wird der Festivalpodcast zu weiterführenden Gesprächen und Gedanken einladen – sowohl auf Ö1 als auch auf radiothek.ORF.at.
Der steirische herbst ’22 wird gestaltet von allen teilnehmenden Künstler:innen, Partnerinstitutionen, Denker:innen, Philosoph:innen sowie Ekaterina Degot, Intendantin und Chefkuratorin, Henriette Gallus, stellvertretende Intendantin, Christoph Platz, Leiter der kuratorischen Belange, David Riff, Senior Curator, Dominik Müller, Kurator, Mirela Baciak, Kuratorin, Gábor Thury, Kurator, und dem gesamten Team des steirischen herbst. Mit kuratorischer Beratung von Goran Injac.
 
Kurator:innen der Ausstellung in der Neuen Galerie Graz: Ekaterina Degot mitDavid RiffChristoph PlatzMirela BaciakBarbara Seyerl (steirischer herbst), mit kuratorischer Beratung von Gudrun Danzer und Günther Holler-Schuster (Universalmuseum Joanneum)
 
Das vollständige Festivalprogramm ist ab 1. September online. Der Online-Ticketverkauf beginnt ebenfalls am 1. September.
Über den steirischen herbst
 
Der steirische herbst ist ein jährlich stattfindendes interdisziplinäres Festival für zeitgenössische Kunst, das seit seiner Gründung im Jahr 1968 ein kritisches Anliegen verfolgt und die begrifflichen Grundlagen, was Kultur für das Zeitgenössische bedeuten könnte, immer wieder neu definiert. Als produzierendes Festival mit internationaler Strahlkraft ist der steirische herbst fest in Graz und der Steiermark verwurzelt und rückt künstlerisches Schaffen in den Fokus, das gesellschaftspolitische Fragen kommentiert und öffentliche Debatten auf unterschiedliche Art, quer durch alle Disziplinen und Medien provoziert und konturiert.
Für Rückfragen steht das steirischer herbst Pressebüro gerne zur Verfügung.
 
presse@steirischerherbst.at 
t +43 316 823 007 61

steirischer herbst ’20

24.9.–18.10.2020

„Wir sind dieses Jahr überall, und manchmal nicht dort, wo man uns erwartet“, schreibt Intendantin und Chefkuratorin Ekaterina Degot in der Paranoia TV-Programmzeitschrift. Der analoge Wegweiser durch den heurigen steirischen herbst ist ab Mitte September in der Paranoia TV Zentrale erhältlich. Mit einer Auflage von 390.000 Stück wird er außerdem der Kleinen Zeitung, den Salzburger Nachrichten, dem Standard und dem Falter unmittelbar vor der Festivaleröffnung österreichweit beigelegt. Einen Überblick über die größtenteils kostenfreien Veranstaltungen und facettenreichen Formate gibt es aber schon jetzt auf der von Paranoia TV gekaperten Website des steirischen herbst und unter www.paranoia-tv.com.

(Pressetext)

Dieses Jahr, das 53. des Festivals und das 9. meiner Berichte darüber, werde ich meist NICHT dort sein, wo man mich erwartet. Das Fortgehen fällt mir immer schwerer, die Eindrücke zu sammeln und niederzuschreiben wird immer mühsamer und Bild/Video/Text hier zu publizieren nimmt immer mehr Zeit in Anspruch. Irgendwann werde ich es ganz aufgeben müssen. Ich bezweifle, dass sich eine Nachfolgerin / ein Nachfolger findet, dem Gangway so wichtig werden könnte, dass er oder sie sich genau so viele Gedanken über das Kulturgeschehen macht, nämlich das, worüber ein Cult-Mag berichten sollte.

Oder fühlt sich eine Leserin / ein Leser angesprochen?

Sollte es hier also immer ruhiger werden, sind die zwei Seiten Kultur in der Tageszeitung offenbar ausreichend. Da könnte man sogar noch eine an den Sport abtreten. Nicht?

Gerald Ganglbauer
Stattegg, 31.08.2020

steirischer herbst ’19

Grand Hotel Abyss, 19. 9. bis 13. 10. 2019

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Festival-Pass
+43 316 816070

Das Guidebook liegt im Besucher*innen und Pressezentrum des steirischen herbst (Kaiser-Josef-Platz 4, 8010 Graz) auf und ist beim Kauf eines Festival-Passes inkludiert.

Grand Hotel Abyss – Eröffnungszeremonie im Landhaushof

Viele fragende Blicke: What the …

Grand Hotel Abyss – Extravaganza im Congress

Die Gäste strömten zahlreich ins Grand Hotel Abyss. Aber waren teure Schokolade, Puppenspieler am Balkon oder Transsexuelle die „Extravaganza“ des Abgrunds?

Manaraga – Diary of a Master Chef

Endlich eine großartige Performance von den beiden „Meisterköchen“ Mathias Lodd und Lukas Walcher in dieser Koproduktion mit dem Schauspielhaus Graz.

Und das wars dann auch für mich. Der –steirische herbst– wie wir ihn kennen und zu schätzen gelernt haben ist nicht mehr. Nicht ohne Ironie ist der Schriftzug durchgestrichen. An seiner Stelle haben wir einen „russischen herbst“ verordnet bekommen, der sich „Diskussionen über die Gegenwart und politische Vergangenheit“ mit einem aktiv reflektierenden Publikum wünscht.

Das ist kein „Festival“ mehr, auch wenn sich Ekaterina Degot in ihrer Pressekonferenz rühmt, dass sich 43,000 Menschen (Schulklassen mitgezählt) an den zahlreichen Ausstellungsorten getummelt haben sollen. Ob die auch wieder bei einer nächsten „konsequent und kompromisslos“ unveränderten Ausgabe (12. September bis 18. Oktober 2020) wieder kommen?

Wir müssen uns daran gewöhnen, schreibt Ute Baumhackl in der „Kleinen Zeitung“. Nein, müssen wir nicht. Es ist unser Geld, unser Festival, unser steirischer herbst.