Pumpkin Pool Festival

Freitag, 1. September 2017, 18.00
Atelier im Schwimmbad, WIES

Kleines, aber feines Musikfestival von pumpkinrecords.

Live on stage:
Matthias Forenbacher (solo)
Tiger Family
Spring and the Land

Matthias Forenbacher, dessen CD „Life Vest“ vor einiger Zeit auf pumpkin erschienen ist, eröffnet den Abend mit einem Set aus alten und neuen Songs – für „Freunde wohltuend unmoderner Klänge mit ihrer stimmigen Mischung aus Folkrock, Country und alternativem Singer/Songwritertum“ wie die Wiener Zeitung schrieb.
Auch die Tiger Family, deren erste LP 2016 ebenfalls auf pumpkin erschien, spielt leise, akustisch und entspannt – „so ist eine andere Dynamik möglich, was Herz und Emotion angeht.“ (Zitat „Kleine Zeitung“).
„Pop der Marke hübsch, prachtvoll und spinnert“, schrieb jüngst der Wiener Falter über Spring and the Land. Die Grazer Band bewegt sich in ihrem eigenen Kosmos und erforscht dabei die unendlichen Weiten der Popkultur.
Wer neugierig ist auf Musik abseits des Mainstreams, hat beim pumpkin pool festival Gelegenheit, viel Neues und Überraschendes zu entdecken.

Wolfgang Pollanz – www.pumpkinrecords.com

Live at the Parkhouse

Der Grazer Stadtpark hat was und das Parkhouse Café in seiner Mitte auch. Sonntags ab 18 Uhr gibt es Live Musik – dem alternativen Publikum entsprechend Indie Bands, wie letzten Lazy Sunday (das Programm wurde witterungsbedingt von Sonntag auf Montag verschoben) –  zwei heimische Outfits, The Tiptoes und Saint Chameleon.

lazy_sundays

Aufgrund des Montag-Termins konnte nur ein Teil der Band um die Sängerin Miriam Bichler auftreten (die ich wegen des wunderschönen Badetages am Lake Schwarzl  versäumt habe), dafür durfte man zu Bandleader Luka Sulzers aktueller Besetzung (ohne Francesco Doninelli und Lukacz Custos, dafür mit neuem Schlagzeuger und Klarinette/Saxofon) auch einen schnellen Shag (den Swing-Tanz aus den 1930er und 1940er Jahren) tanzen.

Saint Chameleon arbeiten übrigens bereits im Studio an ihrem Debütalbum, das Anfang 2018 erscheinen wird.

Still Waters

Tommy kenne ich schon seit der Schulzeit. Wir haben damals Am Stadlgrund 13, im Haus meiner Eltern, miteinander musiziert. Davon gibt es sogar noch eine Aufnahme auf einem 18cm Spulen-Tonband. Aber diese Zeiten liegen Jahrzehnte zurück. Tommys Mutter war meine Deutsch-Lehrerin und Frau Professor Moretti mitverantwortlich für meine Liebe zum Buch. Ihr Sohn hätte am liebsten eine Karriere als Musiker eingeschlagen, damit aber seine Mutter enttäuscht, also hat er studiert und einen Brotjob an der Meduni. Seiner Leidenschaft mit der Musik ist er jedoch in verschiedenen Formationen treu geblieben. Seine jüngste Band nennt sich Still Waters, Sponsoring mit einem Mineralwasser-Produzenten steht noch aus.

Stille Wasser sind tief, heißt es.

Davon überzeugen die vier Musiker, deren Akustik-Instrumente den unplugged Stil der Band ausmachen: Alfred Valta, Bass, Thommy Puch, Schlagzeug, Perkussion, Thomas „Tommy“ Moretti, Gesang, Gitarre und Julia Sammer, Gesang, Geige. Die Lieder sind allesamt Eigenkompositionen von Moretti und Valta in englischer Sprache und philosophieren in langsamen Balladen wie auch schnellen Beats mehr oder weniger tief über das Leben. Alle vier beherrschen ihr Handwerk und das mit 22 Stücken abendfüllende Repertoire würde durchaus schon ein Debut-Album hergeben.

Einziger Kritikpunkt meinerseits war der Einsatz der beiden Singstimmen. Obwohl Sammer gut mit Moretti harmoniert, fand ich die junge Frauenstimme in den Soli unpassend. Schließlich sind es Morettis Lyrics – als Sänger ist er viel zu bescheiden. Schon in seinen früheren Bands dominierten die weiblichen Stimmen, nun sollte er endlich den Mut haben, sich selbst als Singer/Songwriter zu präsentieren und damit seinen Liedern ein unverkennbares Markenzeichen zu verleihen. Sammer glänzt ohnehin mit ihrem Violinspiel.

Das Konzert war der diesjährige Auftakt der von Werner Zinkl organisierten Veranstaltungsreihe „Kultur im Grünen“ im Ragnitzbad. Das Grazer Ragnitzbad wurde im Jahre 1929 errichtet, und war bis 2013 das einzige, in privatem Besitz befindliche, öffentliche Freibad von Graz. Knapp drei Millionen Euro hat die Stadt in den Kauf und in die Sanierung der Anlage investiert; sie wird von Barbara Zinkl gepachtet und liebevoll gepflegt.

Die Still Waters Fangemeinde war sehr zufrieden, durfte einmal mitsingen und bedankte sich mit kräftigem Applaus. Weitere Veranstaltungen – www.ragnitzbad.com

Über die Band – www.stillwaters.at

 

Unheilig: Ein letztes Mal

Der Graf lehrte uns wieder, den Kitsch zu lieben. “Ich wünsche dir, dass du immer glücklich bist, und das Leuchten deiner Augen niemals erlischt” widmeten Mütter ihren Söhnen, “die Zeit fliegt viel zu schnell an uns vorbei, ich halte dich, ich will nie mehr alleine sein, mh-mh-mh-mh, mit dir will ich unsterblich sein” … schworen sich Liebende mit Tränen in den Augen.

Ende einer Karriere am Gipfel

Ich habe ihn erst spät entdeckt, denn in Australien war seine Musik nicht im Radio (wie die seiner Landsleute Rammstein, an deren Stil er manchmal entfernt erinnert) und in Wien und Graz habe ich seine Auftritte verpasst. Vielleicht kann ich dem Phänomen Unheilig beim wirklich „letzten Mal“ auf den Grund gehen. Warum mag ich diese neue deutsche Schlagermusik?

Ein Zitat aus dem Pressetext –
Es ist der Abschluss einer beispiellosen Karriere: mit dem neuen Album „Gipfelstürmer“ verabschieden sich der GRAF und Unheilig musikalisch von ihren Fans. Das achte Studioalbum von Unheilig markiert zugleich den Höhepunkt einer 15 jährigen Bandgeschichte, die im deutschen Musikbusiness neue Meilensteine gesetzt hat. Mit dem sechsten Studioalbum „Große Freiheit“, das für über 1,7 Millionen verkaufte Exemplare mit 7fach Platin ausgezeichnet wurde, stellten Unheilig 2010 einen neuen historischen Chart-Rekord auf: 15 Wochen belegte das Album mit dem Überhit „Geboren um zu Leben“ ununterbrochen Platz 1 der Albumcharts und verdrängten damit Herbert Grönemeyer mit seinem Album „Ö“ vom Allzeit-Thron, den dieser seit 1988 belegte. Über drei Millionen verkaufte Tonträger, Millionen begeisterter Fans auf mehreren hundert Konzerten, Auszeichnungen wie „Echo“, Goldene Kamera“, „Bambi“ oder „Bundesvision Song Contest“: mit den letzten beiden Studioalben „Große Freiheit“ und „Lichter der Stadt“ eroberte der GRAF mit seinen Songs die Herzen eines Millionenpublikums und wurde innerhalb weniger Jahre zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Musikkünstler des neuen Jahrtausends. Nun erscheint mit „Gipfelstürmer“ wiederum ein Konzeptalbum, das, obwohl es einen Schlusspunkt setzt, doch zugleich den großen Bogen spannt zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Das große Abenteuer „Unheilig“ geht langsam zu Ende. Wir alle durften Teil dieses Abenteuers sein und im Verlauf der letzten Jahre auch die Wandlung einer Künstlerpersönlichkeit sehr nah erleben und verfolgen, der der Schutz der Privatsphäre immer noch über alles geht. Wir haben einen Künstler erlebt, der durch seine Songs und die Liebe seines Publikums stetig gewachsen ist und seine Ängste besiegt hat. Einen Künstler, der den Schutz farbiger Kontaktlinsen und Fingernägel nicht mehr braucht, und der sein Stottern nicht mehr zu verstecken versucht, weil Musik seine Sprache wurde und millionenfach verstanden wird.

Aber der Graf wäre wohl nicht der Graf und Unheilig, wenn er ohne ein großes und besonderes Abschiedsgeschenk die Musikbühne verlassen würde. Das neue Album „Gipfelstürmer“ und die folgende gleichnamige Abschiedstournee werden noch einmal ein Zeichen setzen. Der allerletzte Vorhang wird für Unheilig auf einem besonderen Konzertereignis im September 2016 fallen.

Und so endet der Abschiedsbrief des Grafen mit den Worten: „Ich möchte euch alle bitten, die Botschaft meiner Texte und Songs mit all den positiven Werten in die Zukunft zu tragen und an Eure Liebsten weiter zu geben. Die Musik wird bleiben und der Glaube, die Hoffnung und das Gute daraus werden ebenso bleiben und überleben.“ – soweit der Pressetext. Meine persönlichen Eindrücke folgen.

“Ein letztes Mal” lässt UNHEILIG also nach mittlerweile 16 jähriger Bandgeschichte doch noch von sich hören. Freitag, 1.7. sieht man den Grafen in Graz, allerdings nicht Open Air wie angekündigt, sondern in der Stadthalle. Das in Österreich letzte Konzert am Samstag, 2.7. in Wien wird aufgrund der umfassenden Bautätigkeit am Gelände Krieau in den Festivalpark Marx Halle verlegt.

Hier ist mein Bericht: Unheilig – Gipfelstürmer LIVE in Österreich

Ursprung, am 20. Mai 2016

Calexico im Orpheum Graz

Das Orpheum Graz ist Teil meiner eigenen Geschichte, eng verbunden mit Vojo Radkovic, dem damaligen Veranstalter. Als Teenager habe ich mir dort Konzerte von André Heller bis Status Quo angehört. Heute hat sich das ehrwürdige Gebäude zwischen Volksgarten und Barmherzigen Brüdern neu erfunden. Am 5. Mai 2016 treten dort Calexico (USA) auf, die mir erstmals mit dem Album “Feast of Wire” (2003) angenehm aufgefallen sind.

Calexico
Support: Gaby Moreno
Donnerstag, 5. Mai, 19 Uhr
Orpheum Graz
Orpheumgasse 8, A 8020 Graz
+43 316 8008900
grazer@spielstaetten.at

Am Rand der Sonne “Edge of the Sun”

Joey Burns und John Convertino von Calexico machen sich auch auf der neuen CD „Edge of the Sun“ wieder viele Musiktraditionen und Stile zu eigen und interpretieren sie auf ihre ganz eigene Art. Und sie erschaffen wieder einen ganz eigenen musikalischen Kosmos, der trotz der Vielfalt von musikalischen Gästen und Genres, eine absolut eigene Handschrift hat, die längst über die Marke „Tucson Desert Rock“ hinausgeht.

Die Musik von Calexico ist einfach eine Marke für sich, die sich jeder Etikettierung entzieht. Sie scheint wie eine lebendes Wesen zu sein, das sich ständig verändert. Und das zelebrieren sie auch bei ihren anstehenden Konzerten, indem sie die alten wie die neuen Stücke auch live immer wieder verändern.
Und darauf freuen sie sich schon!

Calexico | Foto © Paco Gómez

Soweit die Presseaussendung. Nun war es soweit. Trotz Parkplatzsuche war ich zu früh im Orpheum, setzte mich auf den Vorplatz und beobachtete die Menschen, die langsam eintrafen. Wenn man sich bei Rockkonzerten eine bestimmte Klientel erwartet, so war die Calexico Fangemeinde eine völlig andere. Gut durchmischt, im Durchschnittsalter 50+ und sehr begeisterungsfähig, wie sich im Konzert herausstellte.

Support Gaby Moreno überzeugte mit großartiger Stimme und ihrer Band, die nämlich die war, die sie unterstützte. Also im Klartext: Gaby war Support von Calexico und nach zwei Songs kam erst nur der Bassist, dann die ganze Band auf die Bühne und begleitete die junge Sängerin, die vor langer Zeit aus Guatemala in die USA geflüchtet war und darüber ein berührendes Lied geschrieben hat, das gerade inmitten der Flüchtlingswelle, die Europa erfasst hat, eine weitere Bedeutung erhält.

Auch von der Band hatte ich mir nicht erwartet, dass sie so aussahen wie man sich gute Nachbarn oder seinen Schwiegersohn wünscht: keine sichtbaren Tätowierungen, gepflegter Kurzhaarschnitt und Kragenhemden! Joey Burns merkte es selbst, als er auf der Bühne verkündete, er sei nicht mehr in erster Linie Rockstar, sondern stolzer Vater von Zwillingen. Nichtsdestotrotz rockten die Herren mit voller Power fast zwei Stunden die dankbaren Grazer, hatten sogar einige Worte Deutsch gelernt und zählten zur Freude der Zuhörer einen Song mit “eins-zwei-drei-vier” ein. Und wie es in einem zweisprachigen Haus (CALifornia und mEXICO) der Fall ist, intonierten die sieben Vollblut-Musiker aus Tucson so manch einen Latino-Hadern zwischen ruhigen Balladen, die Joey Burns mit samtener Stimme rezitierte. Ein Wohlfühl-Abend für die Ohren, der die Beine tanzen und die Hände klatschen ließ. Und so mancher Orpheumbesucher sang selbst auch mit …

Ich bedauerte, keine Kamera mehr zu haben und beschloss mir ein iPhone zu kaufen, womit ich, nachdem ich mich von meiner Canon EOS getrennt habe und die IXUS den steirischen herbst nicht überlebt hat, wohl auch gute Bilder machen werde, ohne eine zusätzliche Kamera zu brauchen. Für diesmal habe ich zwei Fotos von der aktuellen Tour der Band von der Casa de Calexico Website geborgt, vier Minuten von “Five Years”, einer Hommage an David Bowie auf YouTube gefunden, und zum Nachhören soll noch ein Bootleg Mitschnitt des Grazer Konzerts folgen.

Sofa Surfers in der Postgarage Graz

Ein schneller Drive auf dem musikalischen Highway im Kopf: Die knapp zweistündige Fahrt in die Virtualität wurde nach einstündigem Warten mit fetzigem Bass, heissen Beats, schwarzer Stimme und psychedelischen Videos sehr tanzbar gestaltet. Immerhin blicken die fünf Mann aus Wien auf 15 Jahre Musikgeschichte zurück, was die Grazer in der Postgarage sehr goutierten.

Postgarage
Dreihackengasse 42
8020 Graz
Tel. 0316 722937

Ob man das nun Dub, Techno, Downbeat oder Trip-Hop nennt, spielt keine Rolle

Sofa Surfers live in der Postgarage | © Gerald Ganglbauer 2014

Das Konzert war sehr zu meiner Freude um 20:00 Uhr angesetzt, weil man in meinem Alter spätestens um Mitternacht gern im Bett ist. Es hat dann doch noch bis 21:15 gedauert, bis die fünfköpfige Band und Timo Novotny (Visuals) auf die Bühne des ersten Floors in Günter Brodttagers Postgarage schlenderten. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Verspätung irgendjemanden gestört hätte. Nun ja, das Warten ließ die Spannung steigen und der mitreissende Auftritt machte die Wartezeit ohnedies wieder gut.

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Sofa Surfers ist eine Band aus Wien, die 1997 ihr erstes Album “Transit” veröffentlicht hat. Stilistisch waren sich die Kritiker nie einig, ob das nun Dub, Techno, Downbeat oder Trip-Hop war, was Wolfgang Frisch, Markus Kienzl, Michael Holzgruber und Wolfgang Schlögl, mit dem schwarzen Sänger Mani Obeya und Richard Dorfmeister produzierten. Sogar Apple entdeckte den Zeitgeist darin und spielte den Sofa Rockers Videoclip nach der Installation des OS X (Versionen 10.0, 10.1 und 10.2 für alle die es genau wissen wollen) dem Mac User ab. Darüber hinaus hörte man diese Klänge auch in allen Wolf Haas Krimi-Verfilmungen und diversen Soundtracks.

Zur Erinnerung Sofa Rockers (Transit) zum Anhören auf iTunes. Heute klingen sie anders. Die Kraft der treibenden Beats gemeinsam mit den Bühnen-Visuals muss man erlebt habe. Das ist nicht nur Lounge Music zum “chillen”, da steigt man aufs Gaspedal und stellt sich vor, wie einem der Fahrtwind in einem offenen Coupé Cabriolet das Haar zerzaust. Statt zu filmen habe ich diesmal zwei Songs der Sofa Surfers ausgewählt und mit meinen Fotos von der Live Show unterlegt. Ich denke, das visualisiert den Abend recht gut für jene, die nicht dabei sein konnten.

Es war super, die Sofa Surfers wieder nach Graz zu bringen. Auch der Band hat es sichtlich Spass gemacht.

Diskografie: 1997: Transit 1999: Cargo 2000: Constructions/Sofa Surfers Remixed & Dubbed 2000: Komm, Süßer Tod (Soundtrack) 2002: Encounters 2004: See the Light 2005: Sofa Surfers (Das rote Album) 2010: Blindside 2012: Superluminal

Stattegg, am 29.12.2015

pangea … musik lebt

pangea (von altgriechisch πᾶν pān “ganz” und γαῖα gaia “Erde”, “Land”, wörtlich also „Ganze Erde”), war der letzte globale Superkontinent der Erdgeschichte. In Graz steht Pangea für: “Musik lebt.” Eine monatliche Weltmusik-Konzertreihe live in der Postgarage. Konzeption und Koordination: Stefan Bauer, Günter Brodtrager, Vesna Petković, Anita Brodtrager. Im April gab es feinste Töne vom Tori Trio und Das Großmütterchen Hatz Salon Orkestar.

Postgarage, 2nd floor
(Eingang über Rösselmühlpark)
Dreihackengasse 42
8020 Graz
pangea@postgarage.at

Die Verneigung gilt den Veranstaltern, denn pangea beweist, dass Musik lebt

Das Salon Orkestar nach dem zweiten Encore | © Gerald Ganglbauer 2015

Einmal hatte ich schon das große Vergnügen, einen pangea Abend in der Grazer postgarage mit lebendiger Musik zu verbringen. Rauchfrei auf gemütlichen Sofas vor der einzigartigen Kulisse, die Günter Brodtrager aus von hinten mittels Lichtbändern beleuchteten ausrangierten Leiterplatten geschaffen hat. Nachhaltigkeit war seinen Greenbrains Ideen immer schon wichtig.

Der geeignete Venue war somit vorhanden, und seine junge Frau Anita Brodtrager tat sich mit Vesna Petković (Sosamma) zusammen, um “eine Reaktion zwischen Tradition und Moderne, eine Plattform für LiebhaberInnen feiner Töne und schöner Stimmen” zu schaffen. Jeden Monat steht ein Konzert zweier Bands am Programm, welches irgendwo zwischen Volksmusik und Jazz einzureihen wäre. Vor einigen Monaten hatte ich die Grazerin Marina Zettl dort gehört (und in den Music Reviews besprochen), gestern waren es das Tori Trio und Das Großmütterchen Hatz Salon Orkestar, ein unüblich instrumentiertes Quartett, das an jenem Abend seinen fünften “Geburtstag” feierte. Aber vorerst zum Tori Trio, was übrigens ein Anagramm ist, aber das werden unsere smarten Leserinnen und Leser selbst sofort gesehen haben.

Das Akkordeon, beiden Acts dieses Abends gemeinsam, wird üblicherweise assoziiert mit Tango (Nuevo) oder Zigeuner- und Volksmusik, auf Neusprech heißt das heutzutage Ethno oder Worldmusic. Was auch immer die Schublade, das Publikum, etwas älter als der Durchschnitt in der Postgarage, honorierte die Darbietungen mit stillem Zuhören und tosendem Applaus, was sehr angenehm auffiel, da bei Pop/Rock-Konzerten oftmals die Geräuschkulisse des Publikums in den hinteren Reihen lauter ist als ruhigere Passagen der Musik.

Tori Trio – Live in der Postgarage Graz | © Gerald Ganglbauer 2015

Der Slowene Jure Tori liebt sein Akkordeon und entlockt ihm ein breites Spektrum an Klängen, die sich dem Jazz wie dem Balkan einfügen und spiegelt intensiv erlebte Gefühle beim Spiel auch in seinem Gesichtsausdruck. Was auch der Grazer Jazzfreunden gut bekannte Ewald Oberleitner am Bass tut, wenn seine flinken Finger in die Seiten des sichtlich vielgereisten Instrumentes greifen. Cool bleibt nur Ariel Cubría, der Mann aus Havanna an der Gitarre.

Das Großmütterchen Hatz Salon Orkestar – hier mit Gast-Perkussionist Ernst Grieshofer | © Gerald Ganglbauer 2015

Franziska Hatz, das Großmütterchen, ist in einer Klasse für sich, wenn die zarte Frau mitunter einbeinig wie Ian Anderson das schwere Tasteninstrument spielt. Sie ist ein Energiebündel in Bewegung wenn sie mit den großartigen Kollegen Julian Pieber am Schlagzeug, Richie Winkler an den Blasinstrumenten und Simon Schellnegger am Saiteninstrument einen komplexen Klangteppich aus Akkordeon, Klarinette/Saxofon, Bratsche, Schlagzeug und Perkussion und subtilen Loops webt. Seit fünf Jahren tut die Musikerin aus der Südsteiermark das in dieser Besetzung und “Terry Goes Around”, ihr letztes Album, werde ich wohl noch ausführlicher in Gangway Music Reviews besprechen.

Die nächsten Termine:

So., 10. Mai 2015, 20 Uhr: Barrio Mixto (Latin Jazz) & Brazuca (Brasilianische Popmusik)
So., 7. Juni 2015, 20 Uhr: Alma (Zeitgenössische Volksmusik) & Holler my Dear (Pop/Swing/Funk/Folk)
Info: pangea.postgarage.at

Ursprung, am 16. April 2015

Rachel Sermanni unplugged im Kulturkeller Gleisdorf

Das oststeirische Gleisdorf hat was. Jedenfalls hat es Kultur (wenn auch schwer zu finden) im Kulturkeller. Dort war die blutjunge Rachel Sermanni aus dem schottischen Hochland zu Gast. Mit einer Stimme so klar und rein, dass sie ihre Lieder “unplugged” zur Gitarre sang.

Rachel Sermanni
Under Mountains
17.4.2013 Kulturkeller
Weizer Straße 19
A 8200 Gleisdorf
Beginn 20 Uhr

Highlander im steirischen Hügelland

Rachel Sermanni im Kulturkeller Gleisdorf © Gerald Ganglbauer 2013

Die junge Schottin (1991 geboren) und ihr Tonmeister fuhren vom letzten Gig in Liechtenstein am Tag zuvor quer durch Österreich, um im Kulturkeller Gleisdorf – man möchte fast sagen im privatem Rahmen – zu gastieren. Die wenigen Zuhörer aus dem Ort, aus Graz und auch aus Wien wurden dafür mit einem der schönsten Konzerte belohnt, das ich je gehört hatte. In Anbetracht des kleinen Kreises entschloss sich die zierliche junge Frau aus dem Hochland, (sie stammt aus einem Dorf ein paar Meilen südlich von Inverness), die aufgebaute Anlage kalt zu lassen und und ihre Lieder von Liebe und Leid akustisch vorzutragen. Welch ein Hörgenuss! Mit einem Repertoire aus dem ersten Album “Under Mountains” und einer brandneuen Single, der 300 Jahre alten Liebeserklärung an den Landsmann Robert Burns, trug ihre erstaunliche Stimme alle Gefühle glasklar durch das Gewölbe des schön restaurierten Kulturkellers.

Schade, dass meine Freundin an diesem Abend nicht dabei sein konnte. Das wunderschöne Liebeslied “Ae Fond Kiss” des schottischen Barden Robert Burns (25 January 1759 – 21 July 1796) ist daher Judith gewidmet.

Das Lied sagt ohnehin mehr als alle Worte, die mir noch einfallen könnten.

Rachel Sermannis Homepage – www.rachelsermanni.net
Alles über den Kulturkeller Gleisdorf – www.gleisdorf.at

Gleisdorf und Graz, am 17. April 2013

Postgarage Graz: Balkan vs. Pop III

Eigentlich gehöre ich nicht mehr zur Zielgruppe der Postgarage, da ich etwa doppelt so alt bin wie das Durchschnittsalter der Nachtschwärmer, aber ich gebe gerne zu, dass ich den Betreiber kenne, seit wir als 16-jährige gemeinsam über den Balkan getrampt sind. Nun, mittlerweile ist sein Nachtclub einer der etabliertesten Veranstaltungsorte in Graz und die harte Arbeit hat sich gelohnt.

Postgarage
Dreihackengasse 42, 8020 Graz
Tel. 0316 722937

Abtanzen bis weit in die Nacht …

Als mein Jugendfreund Günter Brodtrager mir vor Jahren von seiner Idee erzählte, einen Nachtclub aufzubauen, konnte ich mir so ganz und gar nicht vorstellen, dass er das tatsächlich umsetzen würde. Immerhin war er in meinem Alter (also schon viel zu alt), hatte Verfahrenstechnik studiert, war mit dem Marketing seiner Greenbrains Produkte nicht sehr erfolgreich, und wußte von diesem Geschäft schon rein gar nichts. Dass es nicht nur geschafft hat, sondern die Postgarage inzwischen so erfolgreich in Graz etabliert ist, dass der Venue fast täglich auf FM4 genannt wird, freut mich ungemein. Die Website – postgarage.at – weiß alles über den Veranstaltungskalender und ich werde mich am 19. Jänner 2013 von Balkan vs. Pop III melden, weil ich mich beim Abtanzen wieder jung fühle und nicht zuletzt auch eine Freundin im Sosamma Chor mitsingt.

Außerdem höre ich mich gerade auf das neue Album von The Base ein, einer überraschend guten Indie Band aus Graz, bestehend aus Norbert Wally (Vocals/Guitars, 16. Mai 1970, Graz), Albrecht Klinger (Vocals/Guitars/Bass, 1. Februar 1965, Linz), Karlheinz Miklin jr. (Drums/Percussion/Vocals, 15. Jänner 1971, Klagenfurt, siehe auch Karlheinz Miklin, sein prominenter Papa). Bin sehr gespannt.

Graz, am 11. Jänner 2013

(We Can’t Leave) Before They’ve Played Our Song – The Base

Multikultureller Frauenchor Sosamma

Vesna Petković feat. Raphael Meinhart

Killa Marilla

The Base, feat. Norbert Wally, the sexiest voice on this side of the world

Übrigens: The Base präsentiert ihr neues Werk Secret Second Thoughts im Februar/März 2013 in ganz Österreich. Wir haben das Album in Gangway Reviews besprochen.

Alle Bilder von der Postgarage | © Gerald Ganglbauer 2013

Graz, am 20. Jänner 2013

SEEED live in Graz!

Es ist SEEED Frontmann Peter Fox (Pierre Baigorry) anzukreiden, dass ich in den letzten Jahren von einem Haus am See* träume. Oder zumindest von einem an irgendeiner Wasserfläche. Nun kommen sie nach Österreich und ich werde mir anhören, warum diese elf Musiker so verdammt gut sind und Fox sich aus meinen Ohren kaum mehr wegdenken lässt. Auch ohne zwanzig Kinder …
*Peter Fox Songtext Haus am See

Mi. 21.11.2012, Wien, Wiener Stadthalle
Mi. 05.12.2012, Linz, Tips Arena Linz
Do. 06.12.2012, Graz, Stadthalle Graz

Die “Jungs aus Berlin” schmeißen eine schwer basslastige Party in der Stadthalle Graz

SEEED, Berlin © skalarmusic.at 2012

Im August 2007 verabschiedeten sich Seeed mit ausverkauften Konzerten und einem Knall in eine “kreative” Pause, um sich der Entspannung halber diversen verflucht erfolgreichen Soloprojekten zu widmen. Peter Fox kennt heute jedes Kind, doch es ist wieder an der Zeit gemeinsame Sache zu machen…

Seit 2001 hat die Band für großes Aufsehen gesorgt, drei Studio Alben und eine Live-DVD veröffentlicht, die alle Platinstatus erreichten, mehrere Echos und andere Preise verliehen bekommen. Vor allem aber hat Seeed sich als exzellente Live-Band mit zahlreichen Tourneen im In- und Ausland eine internationale Fanbase schaffen können.

Heuer wird die elfköpfige Gruppe aus Berlin wieder auf der Bühne stehen und mit Hits wie “Aufstehn!”, “Dickes B” oder “MusicMonks” eine schwer basslastige Party schmeißen. http://www.seeed.info

Graz, am 15. November 2012

Und plötzlich waren sie alle in der Stadthalle Graz, Publikum, Merchandise, ein paar Kollegen und eine Warm-Up-Band aus New York, die niemand kannte und die ich gleich vergessen habe, obwohl sie sich reichlich Mühe gaben.

Buntes Publikum, rot-schwarze Merchandise (sogar die Plastikbecher!) und schwarze Anheizer aus NYC | Fotos © Gerald Ganglbauer 2012

Um 21:00 kamen Pierre Baigorry (aka Fox), Frank Dellé und Demba Nabé auf die Bühne… aber davon morgen.

Graz, am 6. Dezember 2012

Wo war ich gestern? Ach ja, Peter Fox erscheint als letzter auf die Bühne, er gefällt sich im Grazer Applaus, begrüßt seine Fans und vergisst nie, Graz zu erwähnen, ein Vollblut-Entertainer eben. Der Boden der Stadthalle vibriert, alles dröhnt, die verdammt schlechte Akustik dieser Halle scheint aber keinen zu stören. Dankbar stecke ich mir angebotene Stöpsel in die Ohren. Und dann legen die Jungs aus Berlin richtig los!

Er tanzt und tanzt und… holt sich drei Mädels aus dem Publikum zum Tanz auf die Bühne | Fotos © Gerald Ganglbauer 2012

Ich erinnere mich an Konzerte im Liebenauer Stadion, damals war der Sound viel besser, aber wo sollte man sonst hin in dieser klirrenden Kälte. Mein allererster Mega-Gig hier in Graz waren Emerson, Lake and Palmer, damals war Quadrophonie gerade angesagt und klarer Ton, aber das war damals und heute heizen SEEED gut ein und der Bass wackelt den Bauch, was auch hervorragend zum wohlbekannten Fox-Tanzlied “Schüttel dein’ Speck” passt!

Tja. Das Publikum schüttelte in der Tat. Zu meiner Freude hielten sich auch 99% der Besucher an das generelle Rauchverbot und bewahrten somit im wohltemperierten Saal atembare Luft.

SEEED on stage, me in the front row | Fotos © Gerald Ganglbauer 2012

Ich muss zugeben, dass ich mir zuhause oder im iPod beim Nordic Walking doch lieber “Stadtaffe” anhöre, aber SEEED haben was, das kann man nur live erleben, weil es direkt ins Tanzbein geht. Und das ist auch eine Qualität!

Das Publikum ist jung, nur beim Fotografieren treffe ich Helmut Utri, einen Gleichaltrigen. Privat besuche ich heutzutage auch lieber kleinere gemütliche Venues oder Open-Air Konzerte, wo man in der Wiese liegen kann, aber dieser (mein erster) Gig in der Stadthalle wird mir in Erinnerung bleiben. Ich poste gleich noch eine Bildtafel und eine Hörprobe. Spannend war es auf alle Fälle und ich hoffe meine Ohren haben keinen dauerhaften Schaden genommen. Oder? Was hast du gesagt?

Fotos © Gerald Ganglbauer 2012

Die Auswahl aus 100+ Fotos fällt schwer… zwei noch und meinen “Film”. In diesem Zusammenhang weise ich darauf hin, dass diese 2 x 30 Sekunden am Ende des Konzerts aufgezeichnet wurden und nur die Atmosphäre im Publikum, nicht jedoch eine Darbietung selbst wiedergeben. Ton- und Bildaufzeichnungen waren bekanntlich verboten.

Fotos und Video © Gerald Ganglbauer 2012

Aber diese eine Minute O-Ton vom Ende des Konzertes subsummiert einfach die Stimmung im Saal. Nachher geht mir das Lied “Augenbling” nicht aus dem Kopf. Deine Augen machen bling bling und alles ist vergessen… Was soll ich sagen, den Leuten hat es wirklich sehr gut gefallen, wie eine Blitzbefragung in der letzten Straßenbahn nach Andritz ergeben hat. Die Grazer fühlen sich mit Berlin einfach verbunden – nicht nur der Musikszene wegen.

Graz, am 7. Dezember 2012