Earth Hour

Um Bewußtsein zu schaffen, dass starke Klimawechsel unserem Planeten schaden, soll jedes Mittel recht sein. Earth Hour wurde in Sydney geboren und hat sich um die Welt verbreitet. Retten kann die Welt niemand im Alleingang, aber mit vernünftigem Einsatz von Energie und bewußter Abfalltrennung kann jeder sein Schärflein dazu beitragen, dass wir mit nicht erneuerbaren Resourcen sparsam haushalten und nicht eines Tages im Müll versinken. Eigentlich müssten wir nur unserem Hausverstand folgen; die größeren Brocken muss globale Umweltpolitik lösen.

Red Sea, Egypt

Coral Sun Beach

Begleitet von Fischen, die man sonst nur im Aquarium sieht, im flachen Meer über farbenprächtige Korallen zu schnorcheln, hat schon etwas besonderes. Das kann man nicht nur am Great Barrier Reef in Queensland, sondern auch am Roten Meer, etwa 80km südlich von Hurghada, das nun schon drei Flughäfen hat. Kein Wunder, denn der Tourismus blüht, seit Ägypten dem Terrorismus keine Chance mehr gibt.

An der Küste findet man  Gated Communities wie Abu Soma Bay bei Port Safaga, wo die vielen Kontrollen einem das Gefühl geben, ein Hochsicherheitsgefängnis zu betreten. Dort stehen 5-Sterne-Hotels, Paläste, die den reichsten Sultanen genauso genügen müssen, wie deutschen Geschäftsmännern, die zu den besten Freunden Ägyptens aufgestiegen sind. Prestige ist eben alles.

Dagegen lobe ich mir die Freiheit, frühmorgens lange Spaziergänge zwischen Meer und Wüste zu machen, wo einem der Guard aus dem Hotel nur zuwinkt, wenn man an schier endlosen Stein- und Sandstränden entlang durch menschenleere Gebiete geht und nur sträunenden Hunden begegnet. Danach entspannt man im Spa in der Sauna, lässt sich im türkischen Hamam mit einer Ganzkörpermassage verwöhnen, und baumelt mit der Seele.

Einzig nervig der Schlafentzug durch den Nachtflug der Air Cairo um 02:40 und das ständige Anmachen um Bakschisch für alles und nichts. Das hat sich seit 1994 nicht geändert, als ich das erste Mal in Ägypten war. Dennoch ist es unterm Strich immer noch die Reise wert.

Nachtflug mit einer A 320 der Air Cairo

William Ricketts

Zurück zur Natur – Back to Nature

Im subtropischen Regenwald Australiens lebte und arbeitete ein weißer Keramiker und Bildhauer, der sich vom Aborigine-Stamm der Pitjantjatjara adoptiert fühlte, ganz allein für die Rückbesinnung auf die Natur. Ich habe ihn 1989, im ersten Jahr in meiner neuen Heimat, in seiner Einsiedelei besucht.

Es ist so dunkel unter dem Blätterdach,
dass ein Kodachrome 64 der falsche Film ist.

The William Ricketts Sanctuary | © 1989 Gerald Ganglbauer

Unser Holden parkt als einziges Fahrzeug auf einem kleinen Parkplatz abseits der Seitenstraße, die Luft ist kühl und feucht im australischen Herbst, überhaupt hier im Süden Victorias, am 633 Meter hohen Mount Dandenong, knapp eine Autostunde von Melbourne entfernt. Freunde haben mich hierher gebracht, ohne mir viel über jenen Einsiedler zu erzählen, der hier unter meterhohen dunkelgrünen Farnen lebt: William Ricketts. Ein Bildhauer sei er, und ein Philosoph – du wirst schon sehen.

Über eine schmale Treppe gelangen wir wieder zur Mount Dandenong Tourist Road. Dort steht nur eine schlichte Tafel: The William Ricketts Sanctuary. Trotz des Wochenendes sind wir die einzigen Besucher, die Tickets bei der älteren Dame im Sales Office hinter dem Tor lösen.

Einige Farbpostkarten und ein Katalog zeigen verblasste Arbeiten des Künstlers, aber ich vertraue lieber meinen Kameraobjektiven und steige den dunkelgrün umwachsenen Weg zu seiner Zufluchtsstätte zügig bergan.

Es ist sehr düster unter den Eukalyptusbäumen und Farnen, ohne Blitzgerät ist mit dem lichtschwachen Film wenig zu machen, als nach wenigen Metern der Weg von zwei Felsbrocken verengt wird. Doch nein, näher betrachtet wachsen daraus Menschengestalten hervor, auf geheimnisvolle Weise verbunden mit dem Gestein, weise Gesichter von Aborigines, jenen Stone-Age-People, die schon vor 40.000 Jahren diesen Kontinent bewohnten. Faszinierend lebensecht wirken diese Gestalten, eins mit der sie umgebenden Natur. Er hat zwar keine Kunstakademie besucht, aber das handwerkliche Können dieses Mannes beeindruckt. Und das mit über 90 verstreuten Skulpturen.

Dann folgt eine Entdeckung auf die andere. Das Auge erfasst im grünlichen Zwielicht immer neue, in die Natur eingearbeitete Skulpturen, Wesen, die ihr zugehören, aber Realität und Fantasie vermischen. Der Körper eines Kängurus mit den Beinen eines Emus und dem Kopf eines weißen Mannes. Oder ein alter Aborigine mit Engelsflügeln, oder eine Kreuzigungsgruppe, die sicherlich keiner biblischen Vorlage entspricht. Auf den wenigen hundert Meter langen Wegen wähnt man sich in einer Jahrtausende alten Fabellandschaft, die Materialien Stein und Holz vereinigen sich derart mit der lebendigen Umwelt und dem Wasser, dass man meint, sie müssten schon seit ewigen Zeiten hier stehen. Eine starke Kraft geht aus von diesem Waldstück.

Und das ist es auch, worauf es Ricketts ankommt, den ich später im Innersten seiner Klause treffe, gerade in ein Gespräch mit einem japanischen Gast über den brasilianischen Regenwald vertieft.

Ein spröder alter Mann, aus dessen Augen es funkelt, wenn es um seine, nein, unsere Welt geht. Er hat viel gelernt in seinem Leben, was er auch in seine Arbeit einbringt: Spiritualität. „Einem Aborigine würde es nie eingefallen sein, die Erde auf und von der er lebt, zu zerstören“ sagt er, „der weiße Mann tut es. Damit er sich wieder seiner Natur besinnt, dafür arbeite ich.“ Er sagt nicht, dafür kämpfe ich, aber es hat dieselbe Stärke. Er muss wohl in den siebziger Jahren, als er drei Jahre in Indien im Sri Aurobindo Ashram in Pondicherry arbeitete, tief beindruckt gewesen sein von der heiligen Spiritualität und der Weisheit der Veden. Prime Minister Mrs. Gandhi hat ihm persönlich von dieser größten und mit 35.000 Jahren beinahe schon ewigen Weisheit erzählt.

In William Ricketts haben sich diese Stränge verknüpft mit der Geschichte der Aborigines, den Weisen seines Landes. „Als der weiße Mann vor 200 Jahren in Australien gelandet ist, hätte dies der Zeitpunkt sein können, in Verbindung mit Aborigines sowohl spirituelle Evolution als auch kulturellen Fortschritt zu erfahren … aber zu diesem Zeitpunkt haben denkende und sprechende Kreaturen Australien mit Gewehren überrannt.“

Mögen seine Aussagen auch von einer für Menschen aus der westlichen Kultur nicht immer leicht nachvollziehbaren Vergeistigung sein, so hat sein grüner Aktivismus doch einen glasklaren politischen Charakter: Er verfasste zahlreiche Aufrufe und Petitionen, die weit über die Küstenlinie Australiens hinausreichten, nämlich mit dem Wahnsinn aufzuhören, der an unserer Umwelt verbrochen wird. Er rief dazu auf, die Verbindung zur Erde wieder zu suchen, auf der wir alle Leben, und „in deren heiligen Boden wahre Religion tief gesät ist.“ Jener ganz einfache Glaube, der Geist, Mensch und Natur als Gesamtheit sieht. Eine Einsicht, nach der menschliches Wissen immer schon gesucht hat und wohl auch noch lange wird suchen müssen, im „Königreich der Natur, Pmara Kutata“. Der zum Zeitpunkt meines Besuchs bereits 91-jährige Künstler ging zwar am Stock, machte aber keinen gebrechlichen Eindruck.

Wenngleich die Stimme William Ricketts vier Jahre später verstummte, so ist garantiert, dass seine Arbeit der Nachwelt erhalten bleibt. Der Victorian Conservation Trust hat sich dieser heiligen Stätte verpflichtet.

Melbourne, am 16. Mai 1989 (Text und Fotos)
Diapositive publiziert in Graz, am 8. Jänner 2013